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Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Titel: Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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drückte die Taste.
    »Roger, NC. Computer abschalten. Ich übernehme.«
    Ein Vergleich mit Bastille drängte sich auf. Auch dort hatte der Kampfcomputer nach einigem Widerstand kapitulieren müssen. Und dann war für die Station das Ende gekommen.
    »Captain, ich übernehme.«
    »Aye, aye. Sir.«
    Der Commander hatte das Schicksal von Schiff und Besatzung in seine Hand genommen. Dem fliegerischen Können des FLOBs setzte er sein eigenes Können entgegen, der listenreichen Intelligenz seinen nüchternen, kühl wägenden Verstand.
    Für eine Weile brachte das der bedrängten Medusa Luft.
    Der FLOB, der von diesem Wechsel in der Schiffsführung nichts ahnte, ließ sich ein zweites Mal überrumpeln.
    Die Medusa spielte auf einmal ein Spiel gegen die Regeln. Statt auszuweichen, setzte sie zum Rammstoß an. Der FLOB brachte sich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit. Die Medusa zog an ihm vorüber und begann zu stürzen. Der Commander hatte – ohne Rücksicht darauf, daß es im Maschinenraum zum Gotterbarmen dröhnte, stampfte und schepperte – die Blöcke Berta und Cäsar auf maximalen Schub geschaltet.
    Der Lautsprecher dröhnte. Lieutenant Xuma, der 1. Ingenieur, protestierte: »TU an Brücke. Sir, Cäsar ist am Durchgehen!«
    Captain Romen, der, von seiner Pflicht als Pilot bis auf weiteres entbunden, den Commander beobachtete, mußte zu seinem Entsetzen feststellen, daß dieser die ihm zugekommene Warnung schlechthin nicht beachtete. Erst als er der Ansicht sein durfte, die Medusa aus der Gefahrenzone gezogen zu haben, ging er mit der Fahrt herunter. Am Anschluß daran rief er Lieutenant Simopulos: »Brücke … RC, Frage: Entfernung?«
    »Elfdrei, Sir. Jetzt nur noch elfzwo. Elfeins …«
    »Danke, RC.«
    Eine Sekunde lang schien der Commander überwältigt zu sein von physischer und psychischer Erschöpfung. Er saß unbeweglich, mit leerem, erloschenem Gesicht und verkrampften Händen.
    Daß die Medusa noch lebte, war einzig und allein sein Verdienst.
    Freilich, ihr Leben war das eines waidwund geschossenen Tieres. Erneut hatte sie eine Anzahl von Treffern einstecken müssen; erneut schwelten in ihrem Inneren Brände. Die Atemluft schmeckte bitter. Und die Frist, die sie sich mit ihrem Durchbruch erstritten hatte, war bereits am Schmelzen. Aus dem Lautsprecher tröpfelten Lieutenant Simopulos monotone Meldungen: »Zehnsechs … zehnfünf … zehnvier … zehndrei …«
    Der FLOB dachte nicht daran, die Beute fahren zu lassen. Er hatte zur Verfolgung angesetzt.
    In den Augen des Commanders ging etwas vor. Sie gewannen neuen Glanz. Der Himmel allein mochte wissen, woher er seine Kraft und seinen unbeugsamen Mut hernahm. Ein anderer an seiner Stelle hätte schon längst die weiße Fahne gezeigt: in Form von selbstmörderischer Kapitulation oder sinnloser Flucht. Als er schließlich den Mund auftat, klangen seine Befehle kaum anders als sonst: ruhig, höflich, wohlüberlegt.
    »Brücke … Kombüse!«
    »Sir?«
    »Sie bekommen zu tun, Sergeant. Passen Sie jetzt gut auf! Schleppen Sie alle verfügbaren Matratzen in den Schleusenschacht und übergießen Sie sie mit … Was haben wir da an brennbaren Materialien?«
    Sergeant Caruso schien zu überlegen; seine Antwort klang kläglich: »Eigentlich nichts als Speiseöl, Sir, und dann ein paar Flaschen Whisky.«
    Der Commander nickte.
    »Schön, nehmen Sie den Whisky. Sobald Sie die Matratzen damit übergossen haben, setzen Sie sie in Brand. Klar?«
    Sergeant Caruso schien seinen Ohren nicht zu trauen; er fragte zurück: »Sir, verstehe ich richtig? Ich soll ein Feuer an Bord machen?«
    Ein Hauch von Ungeduld lag in den nächsten Worten des Commanders: »Positiv, Sergeant. Sie haben eine knappe Minute Zeit. Melden Sie mir die Ausführung.«
    Im Anschluß daran rief der Commander das RC. »Brücke … RC. Frage: Entfernung?«
    »Siebenvier, Sir. Siebendrei …«
    »Danke, RC.«
    Der Commander sank in seine steinerne Pose zurück. Was hatte er vor? Was bedeuteten seine Befehle? Er gab keinerlei Erklärungen ab. Wie er da in seinem Sessel ruhte, mit halbgeschlossenen Lidern, schien er zu entspannen. So mochten vor rund zweitausend Jahren die Gladiatoren entspannt haben, bevor sich die Pforten auftaten zum gleißenden Rund der Arena.
    Captain Romen nahm sich ein Herz; er sprach den Commander an.
    »Sir, was wird nun geschehen?«
    Der Commander schüttelte kaum merklich den Kopf. »Abwarten.«
    Die Sekunden schienen zu galoppieren. Der Lautsprecher schepperte bereits wieder.

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