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Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Titel: Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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ermittelten Werte die ausgleichenden Entscheidungen, umgesetzt in Kurs, Geschwindigkeit und Feuerfreigabe. All dies vollzog sich tausendmal schneller und präziser, als ein Mensch denken und handeln konnte.
    Die Medusa begann zu vibrieren. Sie bog hart nach backbord ab und flüchtete sich in eine Spirale; die Geschwindigkeit wuchs. Im Maschinenraum schepperte und dröhnte es. Die Absicht des Computers lag auf der Hand: Er wollte den FLOB in ein Rundgefecht verwickeln, das diesen daran hindern sollte, seine überlegene Schubkraft auszuspielen.
    Der FLOB ließ sich in der Tat überrumpeln. Er sah sich gezwungen, seinen Angriff abzubrechen. In einem Abstand von elf bis zwölf Kabellängen tauchte er unter der Medusa hindurch, um sich im Anschluß daran in eine neue, verbesserte Angriffsposition zu manövrieren. Das Bild, wie er da, sonnenüberflutet, vor dem nachtdunklen Firmament auf und nieder tänzelte, ein schlanker, silberschimmernder Taurus-Zerstörer ohne Cockpit, war von beklemmender Schönheit.
    Noch zögerte er. Noch prüfte auch er, was sein Gegner im Schilde führte. Noch überlegte er. Der Falke studierte sein Opfer. Er hatte keine Eile. Er war sich seiner Überlegenheit bewußt. Er war ein denkendes Wesen ohne eine Spur von Skrupel oder gar Furcht. Mit seinem Verstand kombiniert waren mehr Mächte der Zerstörung, als es sie unter den Sternen je gegeben hatte. Er nahm zur Kenntnis: die Medusa war ein krankes Schiff, das ihm nicht davonlaufen konnte.
    In diesem Augenblick geschah etwas, das in die Beherrschung des Commanders, dessen Aufgabe es war, das kranke Schiff zu führen, eine erste Bresche schlug. 
    Unaufgefordert, im Zustand körperlichen und seelischen Verfalls, betrat Lieutenant Mercier die Brücke. Er war nur noch der Schatten seiner selbst, ein klägliches Gespenst in Uniform. Und diesem Zustand entsprach auch seine Stimme; sie zitterte.
    Der Kopf des Commanders ruckte herum. »Lieutenant! Was zum Teufel …«
    Lieutenant Mercier hob beide Hände.
    »Sir, Sie müssen es erfahren. Was hier geschieht, ist einzig und allein meine Schuld. Sie wissen ja nicht, was alles geschehen ist. Die MOBs haben … auch Claudia in ihrer Gewalt. Sie haben mich erpreßt. Und nur darum habe ich … habe ich …«
    Der Lieutenant verstummte.
    Der Commander herrschte ihn an: »Später, Lieutenant, später! Scheren Sie sich jetzt zurück auf Ihre Station!«
    Lieutenant Merciers Arme fielen herab; seine Schultern wurden schlapp; er schluckte und gehorchte.
    Captain Romen, der den Wortwechsel mit angehört hatte, machte eine matte Bewegung mit der Hand. Abscheu oder Bedauern: was wollte er damit zum Ausdruck bringen? Was geschehen war, ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Die Dinge waren in Bewegung geraten. Eine sichtbare Folge des Verrats tänzelte als silbrig schimmernder Pfeil zwischen den Sternen.
    Der Commander schien den Wortwechsel bereits vergessen zu haben. Mehr denn je glich sein Gesicht einem verwitterten Felsen.
    Der FLOB war mittlerweile zu einem Entschluß gekommen; offenbar hatte er die Achillesferse der Medusa erspäht. Er stieg steil aufwärts, um sich dann kopfüber in den Schlund der Spirale zu stürzen.
    Was nun folgte – ein blitzschneller Wechsel von Aktionen und Reaktionen, von gewaltsamen Beschleunigungen und abrupten Stillständen, von hektischen Rudermanövern und fauchenden Feuerstößen, von klirrenden Einschlägen und erstickenden Gasen – übertraf in seiner Wildheit alles, was man an Bord der Medusa bislang an Kampferfahrung gesammelt hatte. Der Kampfcomputer schlug sich mit der Verbissenheit eines Terriers, dem eine Dogge nach dem Leben trachtet. Die menschlichen Sinne waren zu träge, um das Hin und Her der unzähligen Manöver noch zu erfassen und zu registrieren. Die Medusa glich einem entmasteten Segler in haushoher Brandung. Was an Bord nicht hundertprozentig niet- und nagelfest war, riß sich aus seiner Verankerung und rollte und flog geschoßartig durch die Räume. Und nur der Umstand, daß die Männer der Medusa fest in ihren Gurten hingen, verhinderte, daß auch sie sich in fliegende Geschosse verwandelten. Immer wieder haben Dichter nach einem literarischen Vorbild für die Hölle gesucht; dies war sie.
    Wie lange das Gefecht gedauert hatte, niemand wußte es zu sagen; erst später stellte man fest, daß nur siebzehn Sekunden vergangen waren, bis aus dem Kartenhaus die befürchtete Hiobsbotschaft erklang: »NC an Brücke. Computer gibt auf, Sir.«
    Der Commander

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