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Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Titel: Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Wort hat, als Vertreter der Anklage, Commander Brandis.«
    Ich erhob mich und verlas die Anklage: »Hiermit beschuldige ich den Funkoffizier der Medusa, Antoine Mercier, Lieutenant (VEGA), der vorsätzlich herbeigeführten Gefährdung von Schiff und Besatzung. Die Anklage stützt sich auf den Paragraphen 212, Absatz 1, der Bordartikel, der folgenden Wortlaut hat: Unternimmt ein Mitglied der Besatzung eines auf astraler Fahrt befindlichen Schiffes eine gegen die Interessen oder die Sicherheit desselben gerichtete Handlung, so steht es bei erwiesenem Vorsatz im Ermessen des Commanders, das Vergehen durch eine Disziplinarstrafe zu ahnen, durch ein Bordgericht aburteilen zu lassen oder aber zur Ahndung an die nächst höhere Instanz weiter zu melden. Erfolgt eine solche schiffsgefährdende Handlung unter den extremen Bedingungen eines Katastropheneinsatzes oder einer militärischen Kommandierung des Schiffes, so gewinnt die Handlungsweise den Rang eines Verbrechens und muß als solches geahndet werden: entweder durch ein Bordgericht oder durch die nächst höhere Instanz. Die Strafe ist – sofern keine mildernden Umstände vorliegen, die ein Herabsetzen des Strafmaßes rechtfertigen – der Tod. «
    Ich gab mich kalt, nüchtern und unerbittlich. In Wirklichkeit gab es noch eine zweite, wenngleich stumme Stimme in mir, die Lieutenant Mercier, auf dessen Haupt ich mehr und mehr glühende Kohlen häufte, um Verständnis anflehte. Unter tausend Himmeln waren wir Seite an Seite geflogen; uns verband die untilgbare Erinnerung an gemeinsam überstandene Gefahren und Nöte. All das ließ sich nicht einfach hinwegfegen. Was hier geschah, war ein mehr als tragischer Abbruch unserer Beziehungen. Ich erhob Anklage gegen einen Offizier, der letztlich selbst ein Opfer der Verhältnisse war. Die wahrhaft Schuldigen an dem Dilemma – alle jene Politiker, Militärs und Gutachter, die Professor Warrens MOB und FLOB-Projekte gebilligt und gefördert hatten und inzwischen nichts mehr davon wissen wollten – entzogen sich jedem juristischen Zugriff.
    Lieutenant Mercier hatte meinen Ausführungen bislang gesenkten Hauptes gelauscht. Nun warf er plötzlich den Kopf zurück und blickte mir fest in die Augen.
    Ich schleuderte ihm den Vorwurf ins Gesicht.
    »Die Gefährdung von Schiff und Besatzung wurde durch den Angeklagten dergestalt vorgenommen, daß er der vereinigten FLOB- und MOB-Armada durch einen von der Schiffsführung nicht genehmigten Funkspruch die Tarnung, den Kurs und die Position der Medusa bekanntgab. Durch diesen Verrat wurde die Medusa zweimal zum Kampf mit einem überlegenen Gegner gezwungen. Sie nahm dabei erheblichen Schaden, der sie in ihrer Manövrierfähigkeit beeinträchtigt. Die Folgen sind unübersehbar. Aus allen diesen Gründen beantrage ich gegen den Angeklagten die zulässige Höchststrafe.«
    Ich setzte mich.
    Captain Romen fragte: »Angeklagter, bekennen Sie sich schuldig?«
    Lieutenant Mercier straffte sich; seine Stimme klang fest: »Ja, Sir.«
    Captain Romen blätterte im Bordgerichtsverfahren. Nachdem er den gesuchten Passus gefunden hatte, überflog er ihn und verkündete: »Da sich der Angeklagte für schuldig bekennt, bleibt dem Gericht nur noch übrig zu prüfen, ob mildernde Umstände vorliegen. Das Wort hat die Verteidigung.«
    Iwan Stroganow erhob sich langsam und schwerfällig.
    Einige Sekunden lang stand er mit hängenden Schultern da, als müßte er sich konzentrieren. Schließlich wandte er sich an mich.
    »Sir, trifft es zu, daß sich Ruth O’Hara, Ihre Frau, in der Gewalt der MOBs befindet?«
     
    Ich hatte getan, was mir die Pflicht gebot: Anklage erhoben. Zugleich jedoch hatte ich – gewissermaßen als letzten Freundesdienst – in meiner Eigenschaft als Commander Lieutenant Merciers Verteidigung in die Hände eines Mannes gelegt, dessen Sinn für Redlichkeit und Gerechtigkeit keinen Zweifel aufkommen ließ. Und nun zögerte Lieutenant Stroganow keinen Augenblick, den schwachen Punkt dieser Anklage zu beleuchten ohne Rücksicht auf persönliche Interessen. Seine Frage erheischte eine Antwort.
    »Es trifft zu.«
    Der Navigator runzelte die Stirn.
    »Trifft es ebenfalls zu, daß man den Versuch unternommen hat, Sie mit dieser Geiselnahme zu erpressen, Sir?«
    Die Taktik war klar. In wenigen Sekunden würde ich als hartherziger, vom Ehrgeiz getriebener Commander dastehen, der in der Ausübung seiner vermeintlichen Pflicht über Leichen ging.
    »Auch das trifft zu.«
    Der Navigator wiegte den

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