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Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Titel: Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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sondern für das seiner Frau.
    Anklagen – gewiß, das war einfach; dies zu tun war meine Pflicht. Aber das Urteil sprechen? Die Gerechtigkeit entzog sich dem Zugriff. Zum Kollaborateur wird man nicht geboren; die Verhältnisse erst lassen einen dazu werden. Vielleicht war sogar Professor Müller – unter anderen Verhältnissen – ein untadeliger Charakter.
    Noch einmal wandte ich mich an Major Bodley. »Es kann also nichts unternommen werden?«
    Er breitete die Hände vor mir aus, derbe, ehrliche Hände, wie ein Bauer, der eine schlechte Ernte beklagt. »Ich halte die Stellung. Mehr kann ich nicht tun. Allerdings –«
    Er zögerte.
    Ich stieß nach. »Ja, Major?«
    Er sah mir in die Augen, als gälte es, mir ein Geheimnis anzuvertrauen.
    »Nun«, sagte er, »es gibt da einen schwachen Punkt bei den FLOBs – das ist ihre Abhängigkeit von der Wartung. Sie können sich weder selbst mit Treibstoff versorgen, noch sind sie in der Lage, ihre leergeschossenen Energiekammern nachzuladen. Dazu brauchen sie die Techniker des Warren-Centers.«
    Er verstummte. Ich sagte: »Auch die Diktatoren der Vergangenheit hatten ihre schwachen Punkte, Major. Und dennoch verfügten sie über die Macht.«
    Major Bodley nickte.
    »Das ist das Problem.« Er seufzte. »Nun, vielleicht ist an Ihrem Vergleich etwas schief, Commander – und die Dinge entwickeln sich zu unseren Gunsten. Das ist meine letzte Hoffnung.«
    Lieutenant Merciers Stimme fiel laut und klirrend in das entstandene Schweigen.
    »Was ist Ihre letzte Hoffnung, Major?«
    Major Bodleys Blick wanderte zu Lieutenant Mercier hinüber und kehrte dann zu mir zurück.
    »Im Warren-Center, so scheint es, hat man neuerdings Schwierigkeiten mit dem Nachschub. Deswegen hat man auch die Sagitta herbeigesehnt. Es fehlt an Gehirnen. Falls Sie Gelegenheit gehabt haben, einen Blick auf die Montagerampe zu werfen, dürfte es Ihnen nicht entgangen sein, daß sich von den dort aufgestellten FLOBs nur zwei in der Endfertigung befinden.« Major Bodley schüttelte plötzlich den Kopf. »Nein, nein, auch das ist nichts, worauf man hoffen darf. Wenn meine Informationen stimmen, so ist man im Warren-Center bereits dazu übergegangen, die eigenen Reihen zu lichten, um an menschliche Gehirne heranzukommen. Dieser … neumodische Kannibalismus ist wohl auch der Grund, daß sich dort neuerdings einige konspirative Gruppen gebildet haben.«
    Zu meiner Bestürzung blieb ich eiskalt. Ich dachte: So schrecklich die Szenen auch sein mochten, die sich im Warren-Center abspielten, so unaufhaltsam war auch der qualitative Abstieg der FLOBs. Das Reservoir an menschlichen Gehirnen schrumpfte; die Napoleons und Einsteins würde es bald nicht mehr geben.
    Laut sagte ich …
    Bevor ich es aussprechen konnte, kam mir Lieutenant Mercier zuvor: »Heißt das, Major, die FLOBs müssen an Gehirnen nehmen, was sich gerade so bietet – ohne noch groß Rücksicht nehmen zu können auf den IQ?«
    Major Bodley bestätigte: »So ist es, Lieutenant. Die FLOBs sehen sich gezwungen, entstandene Verluste auszugleichen. Man tötet die untergeordneten Techniker und manchmal auch deren Familienangehörigen, nur um die Produktion nicht einstellen zu müssen. Der IQ ist schon längst nicht mehr das Kriterium.«
    Lieutenant Mercier lachte plötzlich auf.
    Ich fragte scharf: »Was gibt es da zu lachen?«
    Lieutenant Mercier schüttelte den Kopf; seine Miene war bereits wieder ernst.
    »Eigentlich nichts, Sir. Ich bitte um Verzeihung. Aber die Information ist doch – wenn man es sich richtig überlegt – gar nicht einmal so unwichtig. Die FLOBs sitzen vor einem vertrockneten Brunnen. Nun, für jedes Glas Wasser, das man ihnen in dieser Situation reicht, müßten sie von Rechts wegen dankbar sein.«
    Vielleicht war ich lediglich zu müde und erschöpft, Lieutenant Merciers Gedanken weiterzuspinnen; vielleicht auch sprach er zu sehr in Parabeln, die zu deuten ich keinerlei Neigung verspürte, wie dem auch war: Ich maß seinen Worten keine tiefere Bedeutung zu. Daß dies ein Irrtum war, erfuhr ich erst später. Für mich zählte vorerst nur der Sachverhalt. Mochten die Kräfte der FLOBs auch in qualitativer Hinsicht schrumpfen, so verfügten sie – quantitativ gesehen – doch noch über einen beträchtlichen Rückhalt. Am schematischen Ablauf meiner Fünffingerrechnung hatte sich nicht das mindeste geändert.
    Major Bodley erhob sich. Er sagte: »Heute nacht findet ein Treffen statt mit den Wortführern dieser konspirativen Gruppen.

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