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Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000

Titel: Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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werden Sie erfahren, was aus den Plänen geworden ist .«
    Lieutenant Torrente ging voraus; ich folgte ihm. Wir betraten den ehemaligen Konferenzsaal. Nach zwei oder drei Schritten blieb ich betroffen stehen - und diesmal war es mehr als nur der Anhauch eines Schauderns, was ich verspürte. Ein Frösteln überkam mich.
    Für das, was ich empfand, fehlt jeder Vergleich. Gewiß , auch die Konquistadoren waren, als sie die Neue Welt unterwarfen, auf schauderhafte Kultstätten gestoßen - doch immerhin waren sie Menschen einer Zeit gewesen, in der einsetzende Aufklärung und barbarischer Aberglaube miteinander rangen. Ihre Gemüter waren durch Folterungen und Hexenverbrennungen abgestumpft. Ich jedoch kam von den Sternen -der Abgesandte einer Zivilisation, in der Nüchternheit und Vernunft herrschten. Für alles, so hatte ich gelernt, gab es eine Erklärung. Die Welt - mit dieser Überzeugung war ich aufgewachsen und auch noch an diesen Start gegangen - wurde von erkennbaren und vernünftigen Gesetzen geleitet. Wer sie erforschte und anwendete, unterwarf sich den Kosmos.
    Ich wäre weniger entsetzt gewesen, hätte ich nicht gewußt , daß die PILGRIM 2000, als sie die Erdumlaufbahn verließ, eine blühende Zivilisation beherbergte.
    Nun aber sah ich: die Neutronenbombe hatte ganze Arbeit geleistet.
    Eine Handvoll frommer Pilger war zurückgeblieben - aber das war wohl nur reiner Zufall.
    Im übrigen hatte die Neutronenbombe das Rad der Geschichte um Hunderttausende von Umdrehungen zurückgedreht. Aus Feuer und Strahlung war, abgeschnitten von allen Erfahrungen und Erinnerungen, eine neue Rasse hervorgegangen: ebenso primitiv wie grausam.
    In der Mitte des Konferenzsaales erhob sich ein riesiger Scheiterhaufen. Ich starrte auf die Asche. Der größte Teil davon bestand aus den Resten von verkohltem Papier.
    Lieutenant Torrente hatte sich gebückt; nun reichte er mir ein angesengtes Blatt.
    Ich entzifferte die Aufschrift:
    HAUPTVERTEILERPL
    Der Plan selbst war zum Opfer der Flammen geworden. Allmählich begann ich - allem inneren Widerstreben zum Trotz - zu begreifen, welchem Zwecke dieser Scheiterhaufen diente. In die Asche eingeprägt waren die Abdrücke nackter Füße. Hier war getanzt und geopfert worden: in Form einer schwarzen Messe. Die Wand hinter dem Scheiterhaufen wurde beherrscht von einer primitiv behauenen hölzernen Säule. Dämonische Masken grinsten mich an: die stilisierte Darstellung von Ratten. Und nun, da ich diese Symbole enträtselte, ging mir auch auf, wonach es in diesen Büroräumen am meisten roch. Es roch nach Ratten. Der Fußboden war bedeckt mit ihrem Auswurf.
    Der Anblick freilich, der mir nahezu das Blut gerinnen ließ, bot sich am Fuß der Säule. Einen halben Meter hoch oder noch höher türmte sich dort menschliches Gebein.
    »Eine Kultstätte der Ratmen, Sir .« Torrentes Stimme klang gepreßt . »Scheint, daß sie sich hier mit den Ratten zu treffen pflegen, um ihnen ihre Opfer darzubringen...« Lieutenant Torrente wischte sich den Schweiß aus der Stirn. »Sir, ich benötige dringend frische Luft !«
    Ich nickte stumm; auch mir hatte es die Sprache verschlagen; auch ich kämpfte mit der Übelkeit. Im Dorf wartete man sehnsüchtig auf unsere Rückkehr. Wie jedoch standen wir nach dieser Erkundung da? Wir wußten nichts über das System der Schleusen. Nur eines stand fest: jedes längere Verweilen in diesem zur Hölle entarteten Paradies mußte verhängnisvoll sein. Wenn wir zumindest Waffen besessen hätten, um uns gegen die Übermacht vorzeitlicher Kräfte zu wehren!
    Mit Lieutenant Torrente eilte ich ins Freie. Die Luft, die ich dort atmete - mochte sie auch heiß und feucht sein wie die der Tropen - war das reinste Labsal. Gierig füllte ich mir die Lungen.
    Ich hätte besser daran getan, auf der Hut zu sein.
    »Sir!«
    Noch bevor ich den warnenden Zuruf beachten konnte, hatte Lieutenant Torrente gehandelt. Er sprang mich an und brachte mich zu Fall. Wir rollten in die Dornbüsche.
    Noch während wir fielen, vernahm ich jenes tödliche Schwirren. Der Pfeil hatte mich knapp verfehlt und sich in einen Baumstamm gebohrt; der gefiederte Schaft zitterte noch. Lieutenant Torrente, wachsam wie immer, hatte mir das Leben gerettet.
    Vorsichtig hob ich den Kopf.
    In den Büschen und zwischen den Bäumen blieb alles still. Doch das besagte nichts. Die Ratmen warteten lediglich ab. Noch begnügten sie sich damit, ihre Beute zu belauern - aber irgendwann würden sie aus dem Unterholz

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