Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000
wartete auf Fragen. Da keine kamen, fuhr ich fort:
»Wir dürfen nicht vergessen: die PILGRIM 2000 ist nur scheinbar ein Planet. In Wirklichkeit ist sie ein Raumschiff. Und das bedeutet: irgendwo muß es in ihr sowohl einen Steuerstand geben als auch eine Verbindung zum Triebwerk. Und ebenso müssen Schleusen vorhanden sein, die in Verbindung stehen mit den Landedecks. Eine davon haben wir heute entdeckt - leider wurde sie von der Explosion zugeschüttet. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit, hier in Pilgrimville auf weitere Schleusen zu stoßen - auf Schleusen, die dem Personenverkehr gedient haben und dem Transport von Gütern - sehr viel größer als im Hinterland, aus dem wir kommen. Ich schlage daher vor, in der Stadt zu bleiben und die Suche zu verstärken. Wir brauchen Geduld und Ausdauer. Damit ausgerüstet, werden wir die Schleusen, da es sie gibt -geben muß -, letztlich auch finden .«
Lieutenant Stroganow erhob sich von seinem Sitz. Schwer und groß stand der grauhaarige Navigator im Raum.
»Sir, ich antworte Ihnen im Namen der Besatzung. Sie sprechen uns aus dem Herzen. Wir müssen hierbleiben und suchen. Zwar haben wir es mit einem technischen Neuland zu tun - doch früher oder später werden wir als in Fragen der Raumfahrttechnik geschulte Menschen hinter das Geheimnis seiner Konstruktion kommen .«
Ich dankte mit einem knappen Lächeln.
Hinter der Bühne fing Jeremias mich ab; sein Blick war voller Sorge.
»Ich weiß, Commander, daß Sie nichts unversucht lassen, um Ihr Versprechen einzulösen, aber...«
Ich blieb stehen und wandte mich ihm zu.
«»Was bedrückt Sie, Jeremias? Wollen Sie aufgeben ?« Der alte Mann schüttelte den Kopf.
»Ich gebe nicht auf, Commander. Sie sind gekommen und haben mich wissen lassen, daß es für uns eine neue Hoffnung gibt - einen neuen Anfang in der angestammten Heimat. Die Sterne haben uns kein Glück gebracht. Es ist an der Zeit, zur Erde zurückzukehren, Judith und Ihr Lieutenant Levy wollen heiraten. Sie werden Kinder haben. Ich will, daß es für diese Kinder eine Zukunft gibt - ohne Palisadenwände, ohne das Pfeifen der Ratten, ohne die ständige Furcht vor den Ratmen. Aber Zacharias denkt anders. Zacharias, Commander, murrt. Insgeheim wiegelt er die Leute auf. Er fängt an, das Buch auf eine Art und Weise auszulegen, daß ich ihm unterlegen bin .«
Jeremias war voller Unruhe. Die Gemeinschaft derPilger brach auseinander.
Ich drückte ihm beide Hände.
»Ich werde mit Zacharias reden - später.»
Danach machte ich mich an den Aufstieg zur Kuppel. Den Fahrstuhl konnte ich nicht benutzen – doch zum Glück gab es eine schmale Wendeltreppe, die zum Dach hinaufführte.
Dort erwartet mich eine Überraschung. Im Zentrum der Kuppel erhob sich ein verglaster Pavillon: das Theaterrestaurant. Mein Blick schweifte über gedeckte Tische. Zwischen längst zu Staub verfallenen Blumen standen silberne Leuchter und Batterien mit erlesenen Weinen.
Das Fest hatte nie stattgefunden. Die kristallenen Pokale waren und blieben leer.
Ich trat vor die Glaswand und blickte hinaus. Wie ich vermutet hatte, war Pilgrimville der Mittelpunkt des Verkehrssystems. Aus allen Himmelsrichtungen kommend, wie fünf Finger, die zusammenwachsen zu einer Hand, vereinigten sich hier fünf Stränge der Kabinenbahn zu einem bahnhofähnlichen Kubus aus spiegelndem Aluminium. Und eben dorthin strebten auch, in einem erstarrten Sternmarsch, die dschungelbedeckten Schneisen der Straßen.
Die Bedeutung des Kubus war leicht zu erkennen. Er bildete den zentralen Umschlagplatz - sowohl für den Personen- als auch für den Güterverkehr. Die Wahrscheinlichkeit, daß zu ihm auch ein astrales Landedeck gehörte, war groß.
Ich schätzte die Entfernung, merkte mir die Richtung und machte mich an den Abstieg.
Mochte Melchior ruhig im Wahn verharren, uns in eine ausweglose Falle gelockt zu haben... Er wußte mit den Denkmälern und Signalen der Zivilisation, die sich in dieser Stadt häuften, nichts anzufangen. Seine Phantasie war nicht groß genug, ihn ahnen zu lassen, daß es auch andere Menschen gab - Menschen mit der Erfahrung unzähliger Sternflüge.
Für den Aufbruch war es mittlerweile zu spät geworden. So ordnete ich an, im Schutz der Mauern eine weitere Nacht im Theater zu verbringen.
Verpflegung und Wasser waren knapp geworden. Schweren Herzens lauschte ich den Klagen der Kinder.
Ich dachte an den Wein im Restaurant, beschloß aber, ihn nicht anzurühren. Die Pilger waren daran nicht
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