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Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000

Titel: Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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mit mir vor - eine geheimnisvolle Verwandlung zurück zum Primitiven. Ich spürte ein wildes, unbändiges Verlangen zu verfolgen, zu töten, zu rächen. Dieser künstliche Planet vergiftete die Seele.
    Lieutenant Torrente ging voraus: mit den langsamen, gesammelten Bewegungen des Spurenlesers. Dann und wann, mit einem stummen Heben der Hand oder mit einem knappen Wenden des Kopfes, machte er uns aufmerksam auf einen Hinweis, der sowohl Lieutenant Levys als auch meiner Aufmerksamkeit entgangen wäre.
    Die Spuren, die Melchior und Judith hinterlassen hatten, führten stadteinwärts.
    Zwei Stunden mochten seit unserem Aufbruch vergangen sein, als Lieutenant Torrente uns bedeutete, auf ihn zu warten. Lautlos glitt er davon und kehrte erst nach etlichen Minuten zurück.
    »Der Rattenkopf«, verkündete Lieutenant Torrente grimmig, »hat plötzlich ein komisches Heimweh bekommen... «
    Er bückte sich und hob ein paar Erdkrümel auf. Er zerrieb sie zwischen den Fingern und nickte befriedigt.
    »Hier ist er 'rein!« sagte er.
    Wir betraten die Schule von Pilgrimville.
    Die Gefahr eines Hinterhaltes zwang uns zur Vorsicht. Wir bewegten uns dicht an der Wand entlang, die Waffen hieb- und stichbereit in der Hand. Die Klassenzimmer waren leer und verlassen; auf den Tischen lagen vergilbte Hefte und Bücher. Auf einer Tafel leuchtete gespenstisch die von der Zeit noch nicht getilgte Kreideschrift, wahrscheinlich das Aufsatzthema, wie es den Jungen und Mädchen an jenem unseligen 5. Mai 2006 gestellt worden war: Warum wir Pilger einen Neubeginn im Kosmos gewagt haben? Die Antwort war nicht mehr gegeben worden. In der Luft lag der strenge, Übelkeit erregende Geruch von Rattenkot.
    Wir erreichten einen Kreuzgang, und Lieutenant Torrente blieb stehen. Er wirkte ratlos.
    »Ich glaube nicht«, sagte er, » daß der Rattenkopf sich hier aufgehalten hat. Wahrscheinlich benutzte er die Schule lediglich als Abkürzung. Die Frage ist nur - auf welchem Wege hat er sie wieder verlassen? Da gibt es ein Dutzend Möglichkeiten .«
    Wir trennten uns, um die verschiedenen Ausgänge zu überprüfen.
    Die Durchsuchung kostete uns eine kostbare Viertelstunde. Schließlich war es Lieutenant Levy, der auf den entscheidenden Hinweis stieß. Wir hörten sein lautes Rufen und stürzten zu ihm hin. Er schwenkte aufgeregt eine weibliche Sandale. Der Bast war gerissen: die Sandale mußte Judith vom Fuß geglitten sein.
    »Wo haben Sie sie gefunden, Levy ?« fragte Lieutenant Torrente.
    »Ein Stockwerk tiefer«, erwiderte Lieutenant Levy. »Dort gibt es einen Ausgang, der direkt ins Unterholz führt .«
    Lieutenant Torrente schnalzte mit der Zunge. »Der Rattenkopf wird unvorsichtig. Er glaubt sich schon in Sicherheit. Aber das Lachen wird ihm noch vergehen .« Wir hatten die Spur wiedergefunden, und nachdem wir die Schule verlassen hatten, war es für den 2. Bordingenieur der Kronos ein leichtes, ihr zu folgen. Melchior hatte sich keine Mühe mehr gegeben, sie zu verwischen. Geknickte Äste und niedergetrampeltes Gras verrieten, wohin er sich gewandt hatte. Die Spur bewegte sich in einem spitzen Winkel auf die Kabinenbahn zu, lief eine Weile neben dieser her und endete schließlich auf einer betonierten Rampe.
    Wir blieben stehen und sahen uns um, Lieutenant Torrente sog schnaubend die Luft ein.
    »Rauch !« verkündete er, »Der Rattenkopf hat sich häuslich niedergelassen. Nun, wir werden ihm etwas Abwechslung bringen in das traute Heim .«
    Mein Blick schweifte über das Gelände. Der Beton hatte dem Dschungel Grenzen gesetzt. Die Anlage war gut erhalten - und es bedurfte keiner Phantasie, um zu erraten, welche Bedeutung sie gehabt hatte. Wir befanden uns vor einer Endstation der Kabinenbahn. An dieser Stelle endete die lange Galerie der Pfeiler, die den künstlichen Planeten wie ein Spinnennetz überspannte. Das Laufband selbst führte weiter; es neigte sich und mündete ein in ein unterirdisches Gewölbe, in dem sich, wie ich vermutete, die Remise befand: Sammelpunkt und Werkstatt für die Gondeln. Auf halber Strecke, bereits im Schatten, war eine Gondel arretiert geblieben; eine daran angelehnte Leiter verriet, daß an ihr gearbeitet worden war.
    Der Rauch quoll aus dem unterirdischen Gewölbe hervor.
    Lieutenant Levy war blaß geworden. Ich spürte, wieviel Überwindung es ihn kostete, nicht einfach loszustürzen.
    »Sir«, fragte er gepreßt , »worauf warten wir noch? Wir wissen jetzt, wo er steckt .«
    Ich tauschte einen raschen Blick mit

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