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Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet

Titel: Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Augen.
    Im Gezweig der großen Buche, die uns Schatten spendet, singt ein Rotkehlchen.
    Oliva lauscht verzückt.
    Irgendwann fragt sie: „Mark, warum singt der Vogel?" Ich muß lachen.
    „Nun", sage ich, „ich denke, er singt, weil er ganz einfach glücklich ist."
    Oliva schmiegt sich an meine Schulter.
    „Wenn mir das alles gehören könnte, Mark, dann möchte ich liebend gern arm und hungrig sein."
    „Es gehört dir", antworte ich. „Es ist deine Welt." Olivas Augen verlieren ihren Glanz.
    „Mark, du weißt es selbst - ich werde es nie wiedersehen. Ich kann es nicht halten, nicht mitnehmen, nicht einmal hierher zurückkehren. Meine Welt ist Magnoville . Der Wald gehört den Ingenieuren. Sie sagen, wir sind satt, reich, glücklich."
    Ich bleibe stumm.
    Olivas Schmerz ist mein Schmerz. Was soll ich ihr antworten?
    Ich bin nicht die Wohlstandspartei; ich habe die Gesetze nicht gemacht. Ich bin nur ein Fremder auf der Durchreise: ein Mann von einem anderen Stern.
    „Mark", fragt Oliva , „ muß das wirklich sein, daß du wieder fortgehst? Warum bleibst du nicht einfach bei uns?" Wieder bleibe ich stumm.
    Ich deute auf die Spuren im taufrischen Erdreich. Wir kreuzen einen Wildwechsel. Die Spuren sind frisch, nur wenige Minuten alt.
    Ich dämpfte die Stimme. „Weißt du, was das ist?" Oliva schüttelte den Kopf.
    „Sag es mir, Mark. Bitte, sag es mir."
    Ihr Eifer rührt mir ans Herz. Sie will alles wissen, alles begreifen, alles auf einmal in die Arme schließen.
    Längst habe ich vergessen, unter welchen Umständen wir die Stadt verlassen haben. Ich zerbreche mir auch nicht den Kopf darüber, wie wir nach Magnoville zurückkehren werden.
    Das einzige, was wirklich zählt, ist das Glück dieses Menschenkindes, das zum erstenmal den Wald erlebt.
    „Die Spuren verraten", sage ich, „ daß hier vor kurzem drei oder vier Rehe vorbeigekommen sind."
    Oliva klatscht in die Hände.
    „Nein!" sagt sie. „Ich möchte sie sehen. Bitte, Mark!" Noch einmal überprüfe ich die Spuren, dann sage ich: „Wenn du sie sehen willst, mußt du dich vor allem still verhalten."
    Ich ergreife Olivas Hand.
    Sie folgt mir still, stumm, behutsam.
    Die Rehe wurden uns zum Verhängnis.
    Als wir sie, nachdem wir ihren Spuren eine halbe Stunde lang gefolgt waren, schließlich zu Gesicht bekamen, standen sie äsend auf einer Wiese.
    Das Bild war vollkommener Friede.
    Olivas Augen wurden groß vor Staunen.
    Ich sah, wie die Rehe plötzlich den Kopf hoben, um sich sodann herumzuwerfen und davonzustieben - in wilder, atemloser Flucht.
    Ganz in unserer Nähe bellte ein Hund.
    Die Idylle zerplatzte wie eine Seifenblase.
    „Mark!" fragte Oliva enttäuscht. „Warum laufen die Rehe davon? Sie müssen doch wissen, daß sie uns nicht zu fürchten haben."
    Die Verzauberung, in der ich mich befand, nahm ein jähes Ende. Meine Aufmerksamkeit galt nicht länger den Rehen. Das wütende Gekläff des Hundes hatte auf mich die Wirkung einer Alarmglocke; es ernüchterte mich und stürzte mich aus Olivas Wunderland zurück in die unbarmherzige Wirklichkeit.
    Ich zog sie zurück in den Schutz der Bäume. „Du bleibst hier. Ich sehe mich um."
    Oliva begriff nicht; sie klammerte sich an das Glück der letzten Stunden.
    „Mark, was ist los?"
    Noch wußte ich das selbst nicht - aber auf meinen Lippen waren Olivas Küsse bereits abgelöst durch den Geschmack der Gefahr.
    „Wir werden es gleich wissen. Warte bitte hier auf mich."
    Ich brauchte nicht weit zu gehen, um die Ursache meiner Beunruhigung zu ermitteln. Ahnungslos hatten wir uns einem eingezäunten Anwesen genähert. Mein Blick wanderte über einen gepflegten Park; durch das helle Grün der Linden schimmerte weiß das Mauerwerk eines herrschaftlichen Hauses.
    Offenbar waren wir, ohne es zu wollen, auf den Wohnsitz eines der Ingenieure gestoßen. Der Hund hatte uns gewittert. Ich hörte Stimmen: fragende und befehlende.
    Zwischen dem Rhododendron tauchten grüne Uniformen auf. Ich machte kehrt und rannte geduckt zu Oliva zurück. „Schnell!" sagte ich. Wir müssen fort!" Oliva zögerte. Der Übergang von Glück und Frieden zu Gefahr und Flucht kam für sie zu jäh. Ihre Gedanken waren noch bei den Rehen. „Mark", sagte sie, „ich verstehe nicht... " Es kam mich hart an, es ihr zu sagen. „Wir sind entdeckt, Oliva ", antwortete ich. „Ein Dutzend Polizisten mit Hunden schwärmt gerade aus." Oliva hielt entsetzt den Atem an. Etwas schwirrte an meinem Ohr vorüber und bohrte sich klatschend in den

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