Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet
hin.
„ Oliva , gib nicht auf! Du schaffst es!"
Ich sah: der letzte Wagen näherte sich dem Tor.
Olivas Hand schob sich in die meine. Ich richtete mich auf und zog Oliva in den Waggon; sie fiel auf einen Haufen von Jo-Jo-Spielen, die für Magnoville bestimmt waren. Ich schob die Tür in die Verriegelung.
Der Waggon rollte durch das Tor, das sich hinter ihm sofort wieder schloß .
Der Zug passierte die Sperren vor Magnoville , ohne angehalten und kontrolliert zu werden. Offenbar war es noch nie einem Unbefugten gelungen, BIG MOTHER zu betreten, geschweige denn wieder zu verlassen.
Als der Zug in die Stadt einrollte, war es bereits dunkel. Auf einem spärlich erleuchteten Rangiergelände kam der Zug schließlich zum Halten. Ich schob die Tür auf und sah mich um.
Die Gelegenheit, den Zug zu verlassen, war günstig. Jenseits der Geleise verlief eine belebte Straße. Mein Augenmerk konzentrierte sich auf eine knallrote, fensterlose Fassade.
Bis zum nächsten Depot waren es keine zweihundert Schritt.
Ich sagte: „Komm, Oliva . Wir holen uns einen Wagen und fahren heim."
Oliva lachte fröhlich, als sie neben mir auf dem Schotter landete.
„Mark", sagte sie, „weißt du, was ich getan habe?" Ich sah sie fragend an.
Oliva schüttelte sich vor Vergnügen.
„Ich habe ... die ganzen Jo-Jo-Spiele ... zu einem Knäuel ... zusammengeknotet!"
In den Abendnachrichten, die von der mir bereits vertrauten mechanischen Stimme verlesen wurden, wurde die Großfahndung mit keinem Wort erwähnt. Desto ausführlicher beschäftigte sich der Sprechautomat mit einem ungewöhnlichen Sabotagefall.
Ich vermied es geflissentlich, Olivas Blick zu begegnen. Ich fürchtete ihr fröhliches Lachen. Ihr Scherz hatte weitreichende Folgen. Die Wohlstandspartei fühlte sich herausgefordert.
Die Kamera zeigte ein chaotisches Knäuel von Jo-Jo-Spielen; dazu kommentierte die Stimme:
„... hat die Maschinerie der Verteilung ins Stocken gebracht und die Absicht der Regierung, die Versorgung aller Bürger mit Jo-Jo-Spielen noch vor Monatsende sicherzustellen, in unverantwortlicher Weise durchkreuzt."
Oliva stieß mich unter dem Tisch mit der Fußspitze an.
Ich zog das Bein zurück. Ohnehin fiel es mir schwer genug, ein gleichmütiges Gesicht zu wahren.
Die Stimme führ fort:
„Polizeiliche Ermittlungen, die sofort eingeleitet wurden, ergaben, daß die Verknüpfung der Jo-Jo-Spiele durch menschliches Dazutun herbeigeführt worden ist. Die Fahndung nach den Saboteuren ist angelaufen."
Oliva prustete hinter vorgehaltenen Händen.
Hamon bedachte sie mit einem scheelen Blick.
„Du findest so was natürlich komisch. Daß die Leute jetzt enttäuscht sind - das will dir wohl nicht in den Kopf."
Oliva warf mir einen Verschwörerblick zu und rannte prustend aus dem Zimmer.
Nach den Nachrichten sendete das Fernsehen 'illustrierte Musik': auf dem Bildschirm erschienen elektronisch erzeugte Lichtspiele.
Hamon rückte seinen Sessel vor den Apparat und genoß die Show.
Frau Mara bat um Verständnis.
„Er ist sonst wirklich kein unhöflicher Junge - aber das ist nun einmal seine Lieblingssendung. Er hat sie sich noch kein einziges Mal entgehen lassen."
Bogulob Babel stand auf, räusperte sich und nahm mich beiseite.
„Ich habe mit Ihnen zu reden, Mark."
Die Miene des alten Mannes war ernst. Ich erwartete Vorhaltungen, für die es an Gründen weiß Gott nicht fehlte. In gewisser Weise fühlte ich mich schuldbewußt ; denn unser Unternehmen hätte mit etwas weniger Glück tödlich ausgehen - und die ganze Familie mit sich reißen können.
Olivas Großvater sagte:
„Meine Frau und Hamon sind des Glaubens, Oliva hätte Ihnen die Stadt gezeigt. So jedenfalls habe ich ihnen Ihre und Olivas Abwesenheit erklärt. Ich möchte, daß es bei dieser Version bleibt. Nicht, daß ich den beiden mißtraute , aber in Zeiten wie diesen muß der Mensch doppelt vorsichtig sein. Nehmen wir Hamon . Er ist ein lieber Junge. Andererseits ist er auch ... angesteckt von ... dieser verdammten Stadt."
Ich neigte zustimmend den Kopf.
„Ich werde schweigen, Bogulob . Hauptsache, Oliva verplappert sich nicht."
Bogulob seufzte.
„Das hat sie bereits getan."
Der alte Mann streckte mir die geöffnete Hand entgegen. „Das hätte nicht geschehen dürfen, Mark. Was ein Mensch in seinem Gedächtnis bewahrt, hinterläßt keine Spuren. Diese Mitbringsel jedoch..."
Auf Bogulobs Handfläche lagen sechs oder sieben trockene Tannennadeln.
„Ich fand sie in Olivas
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