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Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet

Titel: Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Zaun.
    Mein Orientierungssinn hatte mich nicht im Stich gelassen. Die Bahnlinie, die an dieser Stelle BIG MOTHER verließ, war die nach Magnoville .
    Was ich befürchtet hatte, erwies sich als zutreffend.
    Der Zaun machte BIG MOTHER zu einer uneinnehmbaren Festung.
    Die Isolatoren waren kaum getarnt. Der Zaun, aufgeladen mit hochgradiger Energie, bildete einen tödlichen Wall. Um ihn zu überrennen, bedurfte es einer komplizierten Ausrüstung, und selbst dann noch, falls es wirklich gelang, den Zaun selbst zu entschärfen, blieb der Ausgang des Duells offen. Alles hing davon ab, wieviel Zeit die alarmierten Patrouillen benötigten, um die Umgebung abzuriegeln.
    Auch das Eisenbahntor stand unter Strom. Es war geschlossen. Vergebens suchte ich die Geleise ab nach einem Indikationsschalter oder einer Kontaktschwelle. Als ich nichts dergleichen fand, stand es für mich fest, daß ich meine Zeit vergeudete. Wahrscheinlich wurde der gesamte Verkehr, das heißt die Bewegung der Züge als auch das Öffnen und Schließen der Tore, durch einen zentralen Computer gesteuert.
    Ich kehrte zu Oliva zurück und untersuchte den Gabelstapler. Es handelte sich um ein altes Modell, das wohl erst im Verlauf des Ausbaus von BIG MOTHER auf Zentralsteuerung umgestellt worden war. Die ursprünglichen Bedienungselemente - Hebel und Pedale -waren erhalten geblieben.
    Oliva sah mir zu und schwieg.
    Es war ein Versuch - der einzige, der sich unternehmen ließ.
    Ich klemmte mich auf den Fahrersitz und ließ den Motor anspringen. Der Gabelstapler setzte sich in Bewegung. Ich lenkte ihn von der Verladerampe hinab, überquerte die Geleise und nahm Kurs auf den Zaun.
    Kurz vor dem Ziel sprang ich ab.
    Der Gabelstapler prallte gegen den Zaun, und beides verwandelte sich in ein sprühendes Feuerwerk. Brauner, stinkender Rauch verfinsterte die Luft.
    Als der Qualm sich verzogen hatte, sah ich, daß ich nichts bewirkt hatte. Der Zaun war nur geringfügig eingedrückt, der Gabelstapler ein verschmortes Wrack.
    Neben Oliva ließ ich mich nieder, lehnte mich gegen die Wand, schloß die Augen und ließ mir die warme Abendsonne auf das Gesicht brennen.
    Immer, selbst in den verzweifeltsten . Situationen unter den Sternen, hatte sich irgendein Ausweg geboten. Diesmal war ich mit meinem Latein am Ende; diesmal lauschte ich begierig der süßen Stimme der Versuchung, die mir anriet, die Waffen zu strecken. Ich hatte das menschenmögliche getan, und nun war der Punkt erreicht, an dem mir nichts mehr einfiel.
    Ich hatte ein Spiel mit hohem Einsatz gewagt - und nun war das Spiel für mich verloren. Zu bedauern war nur, daß ich nicht allein dafür zu zahlen hatte. Oliva war mir in dieses Abenteuer vertrauensvoll gefolgt. Nun würde auch sie an den Folgen tragen.
    Olivas Stimme scheuchte mich auf: „Mark!"
    Mein Blick folgte dem ihren - und ich erkannte den Hubschrauber. Noch war er lediglich ein lärmender Punkt fern am Horizont, doch ich wußte , daß er größer und größer werden würde, um schließlich seinen todbringenden Schatten über uns zu werfen.
    Aber noch etwas anderes sah ich.
    Ich sah den langen Güterzug, der sich gerade anschickte, BIG MOTHER zu verlassen, vollgepackt mit neuer Fracht für die unersättliche Stadt Magnoville .
    Der Zug führ klirrend über eine Weiche und hielt auf das Tor zu.
    Ich sprang auf.
    Eben noch war ich bereit gewesen, die Waffen zu strecken. Der Anblick des Güterzuges rüttelte meine gesunden Lebensgeister wach.
    Die Festung war alles andere als uneinnehmbar.
    „ Oliva ", sagte ich beschwörend, „ich glaube, wir können es schaffen. Es wird nicht ungefährlich sein, aber der da" - ich deutete auf den nahenden Hubschrauber - „ist das größere Übel. Ich springe als erster. Du brauchst mir nur zu folgen."
    Der Zug ratterte an uns vorüber, eine lange Kette von überdachten Güterwagen.
    Vor dem Triebwagen sprang das Tor auf, und der Zug schob sich beschleunigend durch den Zaun.
    Ich rannte bereits neben dem Zug her; einmal sah ich mich um und überzeugte mich davon, daß Oliva mir folgte.
    Der letzte Waggon war heran. Ich sprang; meine Hand berührte kühles Eisen. Die Verriegelung klappte hoch, und die Tür fuhr auf. Ich warf mich hinein.
    Über mir vibrierte die Luft.
    Das Geräusch verkündete das Ablaufen einer Frist.
    Der Hubschrauber kreiste über dem Gelände und hielt Ausschau nach der Ursache des Alarms.
    Oliva rannte mit versagenden Kräften neben dem Wagen her. Ich streckte mich aus und hielt ihr die Hand

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