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Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet

Titel: Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Kleidern", sagte er, „jedenfalls die meisten davon. Ich habe mich daraufhin im Fahrstuhl und im Treppenhaus umgesehen. Dort fand ich weitere zwei. Wir können Gott danken, Mark, daß niemand von den Nachbarn sie gefunden hat. Es wäre für Oliva ... das Ende gewesen."
    Bogulobs Vorwurf bestand zu Recht. Die Tannennadeln waren ein verräterisches Indiz. Bevor wir das Haus betraten, hätte ich darauf achten müssen - aber, angesteckt von Olivas Übermut und im Gefühl des Triumphes über den gelungenen Ausflug, hatte ich alle Vorsicht in den Wind geschlagen.
    „Ich werde die Tannennadeln verbrennen", sagte Bogulob , „ich werde sie verbrennen, obwohl sie für mich einen kostbaren Besitz darstellen. Von diesem Augenblick an bin ich nicht nur ein Mitwisser - jetzt bin ich ein Mitschuldiger. Und ich bin stolz darauf."
    Bogulob Babels Augen füllten sich mit Tränen.
    „Mark, für das, was Sie getan haben, danke ich Ihnen aus vollem
    Herzen. Sie haben Oliva zu einem Glück verholfen, das man nirgendwo kaufen kann. Oliva wird ihr Leben lang an diesen Tag zurückdenken ... wie an einen Ausflug ins Paradies."
    Der alte Mann schloß mich bewegt in die Arme.
    Die Nacht war schwül. Ich trat hinaus auf den Balkon, und mir zu Füßen lärmte, brodelte und ächzte die riesige, zur Untätigkeit verurteilte Stadt. Das Schreien der Spieler, das Gröhlen der Trunkenbolde und das schrille Kreischen der faulenzenden Weiber vereinigte sich zu einem Konzert, das sich eher nach einer bitteren Klage anhörte als nach einem Ausbruch von Frohsinn. Die Menschen in Magnoville waren reich, waren satt - aber waren sie auch, wie die Plakate und Transparente es immer wieder verhießen, zufrieden und glücklich? Mir fiel ein, daß ich auf den Straßen und Plätzen nicht ein einziges herzhaftes Lachen gehört hatte.
    Im Zimmer diskutierten die Lieutenants; auch sie beschäftigten sich mit dem gleichen Thema.
    Lieutenant Torrente, mit dem Temperament eines Indianers, machte aus seinem Herzen keine Mördergrube. „Sie sind Menschen, Stroganow, Menschen! Sie leiden unter diesem unwürdigen Zustand, auch wenn sie das nicht aussprechen, auch wenn sie das nicht zugeben. Ich räume ein, daß vielen von ihnen, vor allem den Jüngeren - ich denke an Hamon -, das Leid nicht einmal bewußt wird. Aber das Leid existiert. Die Frage ist nur: Wie kann diesen Menschen geholfen werden?"
    Lieutenant Stroganow, alt und erfahren, verfocht den Standpunkt der Vernunft.
    „Die Leute hier haben frei gewählt. Und im übrigen ist es ihre Welt, nicht die unsere. Wir sind, vergessen Sie das nicht, nur Beobachter. Ob die Leute glücklich sind, ob sie leiden - das ist nicht unsere Sache."
    Lieutenant Torrente protestierte.
    „So etwas ist immer eine bequeme Entschuldigung. Denken Sie zurück an unseren Bürgerkrieg, als der General Smith nach der Macht im All griff! Wie oft, als man damals an das Gewissen der Bürger appellierte, bekam man zur Antwort: Das geht mich nichts an! ... Das ist kein Argument, Stroganow. Es gibt so etwas wie Verantwortlichkeit des einen Menschen für den anderen. Die Leute auf Mir sind blind gewesen, als sie ihr Schicksal in die Hand der
    Ingenieure legten."
    Lieutenant Stroganow beharrte auf seinem Standpunkt. „Und jetzt sollen ausgerechnet wir ihnen eine Brille verpassen? Nicht doch, Torrente. Wir sind Testpiloten der VEGA, nicht weniger, aber auch nicht mehr. Wenn den Leuten die Situation mißfällt , müssen sie sie schon selber ändern. Wir können ohnehin nichts ausrichten. Ein unbedachtes Wort - und die Müllhalde ist uns gewiß ."
    Lieutenant Torrente hatte sich in Hitze geredet; in der Hoffnung, Bestätigung seiner Ansichten zu finden, wandte er sich an mich: „Sir, was sagen Sie dazu?"
    Ich blickte auf meine leeren Händen . Auf ihnen lag, kalt und teilnahmslos, der Glanz fremder Sterne, die selbst dann, wenn man zu ihnen aufschaute, keine Brücke schlugen zur heimatlichen Erde. Ich dachte an die Sonne, die in wenigen Stunden wieder aufgehen würde: diese flammende Barriere, die mich und meine Männer seit Wochen von allem trennte, was uns vertraut und teuer war. Leere, unbekannte Räume lagen vor uns - eine Reise, wie sie noch von keinem Schiff unternommen worden war.
    Ich dachte an Oliva .
    Es war höchste Zeit, die Erkundung abzubrechen, bevor ich, der für seine Kaltblütigkeit vielgepriesene Commander, dem Zauber ihrer Person verfiel. Und auch für sie selbst war ein rascher Abschied das beste . Mehr, als ich ihr bereits

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