Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet
gegeben hatte, durfte sie von mir nicht erwarten. Sie hatte den Wald gesehen, die Falter und die Rehe. Mein Leben war Arbeit, meine Heimat die Erde. Auf mich wartete die Kronos und mit ihr die Pflicht - und zu Hause Ruth O'Hara.
Ich trat in das Zimmer zurück und schloß die Balkontür. „Ich sage, Sie sollten Ihren Streit beenden und sich zur Ruhe begeben. Vor uns liegt ein harter, anstrengender Tag, dem wir ausgeruht und mit kühlem Verstand begegnen müssen. Wir kehren zur Kronos zurück."
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11.
Später sollte ich notieren:
5.6.2080 (Mir: 1980). Kronos vor Mir auf Umlaufbahn; Commander Brandis in Begleitung von Lt. Stroganow und Lt. Torrente auf Erkundung. Die Absicht, unter diesem Datum an Bord zurückzukehren, ließ sich nicht durchführen.
Bogulob Babels verarbeitete Bauernhände hatten sich um meine
Schultern geschlossen und rüttelten und schüttelten mich, bis ich die Augen aufschlug.
Es war bereits hell. Der zurückliegende Tag war anstrengend gewesen, und nun bekam ich es zu spüren, daß ich nicht mehr der jüngste war. Obwohl ich geschlafen hatte wie ein Toter, fühlte ich mich wie zerschlagen.
Bogulob stand neben meinem Bett - und als ich ihm in das verstörte Gesicht sah, wußte ich, daß etwas Schwerwiegendes geschehen war.
„ Bogulob , um Himmels willen - was fehlt Ihnen?" Der alte Mann war völlig durcheinander.
„Mark, es ist wegen Oliva ."
Ich setzte mich auf.
„Was ist mit Oliva ."
Bogulob machte eine fahrige Bewegung. „Sie ist fort."
„Fort? Aber warum und wohin?" Bogulob schüttelte den Kopf.
„Ich weiß es nicht, Mark. Sie hat nichts hinterlassen. Aber das ist noch nicht das Schlimmste. Sie hat ... Mark, Sie müssen uns helfen!"
Ich griff nach den Kleidern. Irgend etwas - eine Furcht, für die es vorerst noch keine Erklärung gab - schnürte mir die Kehle zusammen.
Olivas Großvater ging voraus. „Sehen Sie selbst... "
Was ich zu sehen bekam, übertraf meine schlimmsten Befürchtungen. Während die Familie schlief, hatte Oliva den Bestellraum in eine Druckerei verwandelt. Neben dem Pult, inmitten eines Papierberges, stand ein altes Hektographiergerät . Auf dem Fußboden lagen einige mit verwischter, undeutlicher Schrift bedruckte Blätter - die Exemplare eines ersten versuchsweisen Durchlaufs wohl, die Oliva des Mitnehmens nicht für wert befunden hatte.
Eines der Blätter hob ich auf. Mich überlief es kalt.
Die Inbetriebnahme des Geräts - ein verbotener Akt der Arbeit -hätte man irgendwie vertuschen können, und selbst mit Hamon , sollte er Verdacht schöpfen, ließ sich auf die eine oder andere Weise fertig werden. Anders verhielt es sich mit dem Produkt der illegalen Arbeit. Der Text war ein flammender Appell an das Gewissen der Menschheit.
Ich las:
Bürger von Mir!
Laßt euch die Wahrheit sagen von einer, die den Wald gesehen hat!
Unser Planet ist schön, aber wir haben uns um seine Schönheit betrogen, als wir den Versprechungen der Wohlstandspartei glaubten.
Und tatenlos lassen wir es geschehen, daß dieser Betrug weitergeht. Wie lange noch?
Es ist gelogen, daß wir reich, satt und glücklich sind!
Wahr ist, daß wir arm sind, weil wir wegen BIG MOTHER auf all das verzichten müssen, was das Leben lebenswert macht: auf den Wald, auf die Wiesen, auf den Duft natürlicher Blumen. Oh, ihr wißt gar nicht, was ihr euch alles entgehen laßt !
Wahr ist, daß wir hungern, weil unsere Phantasie ohne Nahrung ist. Wir sterben dahin am Hunger des Geistes!
Wahr ist, daß wir unglücklich sind, denn der Mensch findet sein Glück im fröhlichen Schaffen. Wir aber ersticken an der uns aufgezwungenen Langeweile.
Und ebenso ist es wahr, daß die Ingenieure betrügerische Schmarotzer darstellen. Im Schutz der Polizei, deren Treue sie sich durch Vergünstigungen erkaufen, führen sie ein Herrenleben in den Wäldern, die zu betreten sie uns verboten haben.
Bürger von Mir. Erhebt euch gegen die Diktatur der Ingenieure! Verlangt eure angestammten Menschenrechte zurück: das Recht, sich auf eurem Planeten frei zu bewegen, und das Recht, euch das Glück mit eigener Hand zu erarbeiten!
Nieder mit BIG MOTHER!
Ich spürte, daß ich blaß wurde.
In diesem verrückten Mädchen mit den zärtlichen Lippen schlug das Herz eines kämpferischen Missionars. Oliva ließ es sich nicht nehmen, das Glück, das ihr der gestrige Tag beschert hatte, mit anderen zu teilen. Überschäumend vor Seligkeit, wollte sie, daß alle Welt von dieser Möglichkeit wahren und echten Glücks
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