Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille
passiert ist – auch ohne Analyse.«
Was ist passiert? wollte Seebeck fragen – doch die Gelegenheit war bereits verpaßt.
Commander Brandis zwängte sich durch den Spalt ins Freie. Seebeck beeilte sich, ihm zu folgen. Im Nacken glaubte er den eisigen Atem des Todes zu spüren – selbst noch, als er neben dem Commander auf der Bordwand stand. Er fühlte sich benommen. Er hatte Sehnsucht nach seiner Kammer – nach der Wärme und Geborgenheit, die sie ihm bot. Keine Sterne, keine Leere, kein Nichts. Seebeck hatte das Bedürfnis, allein zu sein. Jeden Augenblick mußte ihm schlecht werden. Ein Leben lang hatte er sich für hartgesotten gehalten. Der Dichter und die Wahrheit.
Und nun schmiß ihn die einfachste aller Wahrheiten einfach um.
Der eisige Atem des Todes … Commander Brandis legte Seebeck den Gurt um.
»Mr. Seebeck, nehmen Sie sich zusammen. Sie springen als erster. Lieutenant Jackson fängt sie auf.«
Das Dingi hatte sich längsseits geschoben und befand sich annähernd auf gleicher Höhe, doch noch immer klaffte zwischen ihm und dem Wrack ein Spalt von zwei Metern. Durch diesen Spalt schimmerte das Nichts – ohne Grenzen, ohne Ufer, ohne Maß. Seebeck drehte sich der Kopf.
»Warten Sie, Mr. Seebeck! Vielleicht können wir das Dingi noch etwas näher –«
Seebeck würgte. Er schloß die Augen und sprang. Lieutenant Jackson schrie. Commander Brandis schrie.
Das Dingi war in Bewegung. Seebeck verfehlte die Plattform. Seebeck verspürte auf einmal die Hitze des Triebwerkes. Er hatte das Gefühl, sich mitten in einem Wirbelsturm zu befinden. Der Zyklon wirbelte ihn herum und katapultierte ihn an den Horizont. Seebeck lief, zappelte, strampelte und schwamm um sein Leben. Die Leine spannte sich in der Glut und verschmorte. Seebeck verspürte einen schmerzhaften Ruck – und der Katapultflug ging über in ein schwereloses Schweben. Seebeck schwebte durch das Nichts.
»Keine Panik, Mr. Seebeck! Keine Panik! Verhalten Sie sich ruhig!«
Das war die Stimme des Commanders. Was wollte sie? Sie bot keinen Halt. Seebeck war irgendwo … weit fort von dem, was er soeben noch als festen Boden empfunden hatte.
Lieutenant Jackson fluchte.
Commander Brandis sprach mit Lieutenant Demnitz.
»Es ist weiter nichts geschehen, Lieutenant. Zum Glück ist die Leine gerissen. Bleiben Sie auf Position. Ich kümmere mich um Mr. Seebeck.«
Lieutenant Jackson warf eine neue Leine zur Najade hinüber. Commander Brandis schlang sie sich um den Leib und verknotete sie. Er stieß sich ab und sprang. Der leere Raum nahm ihn auf. Seebeck war in Reichweite. Commander Brandis bekam ihn zu fassen und hielt ihn fest.
»Ruhig, Mr. Seebeck, ganz ruhig.«
Lieutenant Jackson begann die Leine einzuholen. Seebeck, von Commander Brandis gezogen, erreichte die Plattform und hielt sich daran fest wie ein Ertrinkender. Lieutenant Jackson zog und zerrte ihn hinauf. Oben sank Seebeck in sich zusammen. Commander Brandis hing an der Plattform. Lieutenant Jackson sah die Gefahr kommen und schrie: »Abtauchen, Sir – abtauchen!«
Es war zu spät.
Das Wrack der Najade rollte plötzlich herum und krachte gegen das Dingi.
Commander Brandis spürte, wie er erdrückt wurde. Sein ganzer Oberkörper war Atemlosigkeit und Schmerz. Dann, auf einmal, spürte er nichts mehr.
7.
Lieutenant Demnitz war dagewesen. Seebeck hatte das Unfallprotokoll unterschrieben, ohne es zu lesen. Der Fall war eindeutig. Seebeck fühlte sich schuldig. Hätte er im entscheidenden Augenblick nicht die Nerven verloren, wäre nichts geschehen. Es brachte ihm auch keinen Trost, daß Demnitz sagte: er könne von Glück reden, daß die Leine durchgeschmort sei.
Demnitz sagte das ziemlich unverblümt; er sagte: »Ansonsten, Mr. Seebeck, sähen Sie jetzt aus wie ein Hähnchen vom Grill.«
Seebeck empfand keine Freude über diese Art von Glück. Er sah, wie Lieutenant Stroganow mit ernstem Gesicht in die Kammer kam, um aus dem Spind eine blaue Tasche mit dem Abzeichen des Roten Kreuzes zu holen, aber ihm fehlte der Mut, ihn anzusprechen. Stroganow ging hinaus, und Seebeck schloß die Augen in der Hoffnung auf Schlaf und Vergessen. Seine Gedanken fanden keinen Frieden. Commander Brandis mit wächsernem Gesicht auf der Trage – die Erinnerung daran ließ sich nicht tilgen.
Seebeck stand auf und ging hinaus. Die Tür zur benachbarten Kammer war geschlossen, aber Seebeck war sich sicher, daß Lieutenant Stroganow noch beim Commander war. Seebeck blieb vor der Tür stehen und
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