Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille

Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille

Titel: Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
was daheim auf der Erde, in der vertrauten Umgebung, in der alles, sogar die Entfernungen, zugeschnitten war auf ein menschliches Maß, noch abgetan werden konnte als halb so schlimm – hier unter den gleichgültigen Sternen, in der weglosen Einöde aus weniger als Luft, in dieser zeitlosen Unendlichkeit, in die hinein gerade eine Handvoll Atome gestreut war, wog es doppelt und dreifach. Von jeder Erkrankung, von jeder Verletzung war es bis zum Tod nur ein winziger Schritt. Der Mensch zwang dem Raum sein menschliches Maß auf, und der maßlose Raum schlug mit unmenschlicher Maßlosigkeit zurück.
    Seebeck fand ein sauberes Tuch und wischte dem Commander den Schweiß von der Stirn. Das war alles, was er für ihn tun konnte. Er konnte ihm weder Atem geben von seinem Atem noch Blut von seinem Blut. Er mußte sich begnügen, ein paar Schweißtropfen abzuwischen und im übrigen zu tun, was er fast schon vergessen hatte in all den Jahren des Ruhmes und des Erfolges. Seebeck betete.
    Er hörte und spürte, daß die Triebwerke ansprangen, und er betete darum, daß die Invictus schnell genug sein möge, um dem Tod, der mit ihr um die Wette flog, zuvorzukommen. Er betete für Commander Brandis und auch für seinen Jugendfreund auf dem Uranus, der gesegnete Hände benötigen würde, um das entweichende Leben noch einmal aufzufangen.
    Lieutenant Stroganow kehrte zurück – mit besorgtem Gesicht.
    »Ist er zu sich gekommen?«
    Seebeck schüttelte den Kopf.
    »Er ist noch immer ohne Besinnung.«
    Der Lieutenant beugte sich über die Koje und lauschte den schwachen Atemzügen seines Commanders.
    »Ich glaube«, sagte er leise, »er schläft. Die Spritze tut ihre Wirkung. Schlafen und still liegen, ohne sich zu rühren – das dürfte für ihn im Augenblick die beste Medizin sein.« Lieutenant Stroganow richtete sich auf. »Fünfundsechzig Stunden!« sagte er. »So lange muß er durchhalten. Ich hoffe, er weiß, was man von ihm erwartet.«

8.
    Der Uranus war in Sicht, aber das besagte nicht viel. Er war schon die ganze Zeit über in Sicht gewesen, und vorerst deutete nichts darauf hin, daß man ihm näher kam. Lediglich auf den Karten verringerten sich die Distanzen, wurden aus gestrichelten und durchgezogenen Linien geknickte Pfeile, die ihrerseits hinwiesen auf ein sich verengendes Gewinde: die Umlaufbahn. Seebeck hielt sich öfter als früher im NC auf. Er starrte die Karten an, als könnte er sie hypnotisieren. Aber die Raummeilen blieben, wie sie waren – weglose Leere, die kein Ende nahm.
    Oder er half Lieutenant Stroganow bei der Krankenpflege. Er löste ihn ab, um ihn Schlaf und Erholung finden zu lassen. Sie waren ein eingespieltes Team. Drei, höchstens vier Stunden Ruhe – das war alles, was der Sibiriak sich gönnte. Seebeck wachte so lange.
    Seebeck war beim Commander, als dieser die Augen aufschlug. Seebeck bemerkte das erst, als der Commander ihn ansprach.
    »Wo … ist Stroganow?«
    Seebeck fuhr vom Stuhl auf und beugte sich über die Koje. Commander Brandis sah ihn an. Er war bei klarem Bewußtsein.
    »Ruhig, Commander«, sagte Seebeck. »Nicht sprechen! Lieutenant Stroganow schläft. Wenn Sie wollen, werde ich ihn wecken.«
    Commander Brandis richtete sich auf.
    »Die Najade, Mr. Seebeck … Lieutenant Stroganow soll …«
    Commander Brandis fiel schlaff in die Kissen zurück. Er hörte und sah nichts mehr. Das Bewußtsein hatte ihn bereits wieder verlassen. Seebeck weckte Stroganow. Der Sibiriak war bestürzt.
    »Er hat sich aufgerichtet, sagen Sie? Und Sie haben das zugelassen?«
    »Ich konnte es nicht verhindern, Lieutenant«, erwiderte Seebeck unglücklich. »Auf einmal saß er da.«
    Commander Brandis’ Atem ging unregelmäßig. Sein Zustand hatte sich verschlechtert.
     
    Am anderen Morgen faßte Seebeck einen Entschluß auf eigene Faust. Er entschied sich zu einem Gespräch mit Professor Dr. Adler.
    Seebeck nahm sich vor zu schildern, was sich zugetragen hatte, die Symptome zu beschreiben und um Rat zu bitten. Eine funkärztliche Beratung war seiner Meinung nach dringend notwendig. Selbst wenn Adler auf die Entfernung hin keine Wunder vollbringen konnte, mochte er vielleicht doch in der Lage sein, den einen oder den anderen Hinweis zu erteilen – auf die Art der Lagerung, auf etwaige zusätzliche Medikamente; darauf auch, ob Eisbeutel am Platz waren oder nicht.
    In den Kliniken feierte die moderne Medizin Triumphe; alles war machbar. Seitdem ganze Menschen aus kläglichen Überresten zusammengesetzt

Weitere Kostenlose Bücher