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Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Titel: Weltraumpartisanen 19: Astropolis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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auch an Abwechslung fehlt es nicht.«
    Lieutenant Wronski spähte über meine Schulter. »Ist das der neue Himmelslotse, Sir?«
    »Pater Georgius.«
    »Und der zweite Kolkrabe, Sir?«
    »Er hat sich mir nicht vorgestellt.«
    Die Gendarmeriekapelle spielte noch einen Marsch – sie spielte ihn ebenso laut wie falsch –, dann packten die Musikanten ihre Instrumente zusammen und räumten das Feld, und die Stella- TV-Leute schulterten ihre Stative und betraten die Schleuse.
    Pieter Hastings, ein junger, sommersprossiger Reporter, der vor nichts und niemand Respekt hatte, legte die Hände trichterförmig vor den Schnoddermund und brüllte: »Sir, noch eine Frage!«
    Ich drehte mich um.
    »Glauben Sie im Ernst, Sir, die Kugel fliegt?«
    Meine Antwort bestand aus einer Geste. Ich zeigte ihm das klassische O.K. der Astronauten: Daumen und Zeigefinger der rechten Hand zu einem O gekrümmt, die anderen Finger abgespreizt.
    Hastings rief: »Ich ziehe es vor, mir die Bescherung von unten anzusehen, Sir. Aber daß Sie mir dabei nicht auf den Kopf fallen!«
    Major Bold drängte ihn in den Fahrstuhl.
    Lieutenant Wronski zog den Schlag eines Transporters auf, und wir stiegen ein. Bevor die Kolonne fauchend davonstob, sah ich gerade noch, wie sich die TABs ans Werk machten. Sie demolierten den Zugang zur Schleuse und ebneten ihn ein. Die Arena wurde benötigt.
    Die Plaza Humanitas, die, überragt vom Kommandoturm, den Mittelpunkt der City bildete und trotz ihrer Größe weniger an den pompösen Roten Platz in Moskau, sondern eher an den intimen Charakter mancher italienischer Renaissanceplätze denken ließ, trug ihren Namen als Versprechen. Der Platz, der mit den in ihn einmündenden Straßen einem fünfzackigen Stern nachgebildet war, sollte im Alltag sowohl den Menschen dienen als auch einer höheren Menschlichkeit – jenseits von Haß, Zwist und Gewalt – einen symbolhaften Raum unter den Sternen sichern.
    Auf der dem Kommandoturm gegenüberliegenden Seite des Platzes, im Norden, erhob sich als Sitz der Regierung das sechsstöckige Astropol. Das Gebäude – entworfen von Udo Leverkusen-Strindberg, einem der führenden Architekten der EAAU – war ein schwerelos anmutender Bau, der sich an der klassischen Einfachheit frühmaurischen Bauwesens orientierte . Das golden schimmernde Portal mit seiner Darstellung der neun Planeten zählte in Fachkreisen zu den Meisterwerken des neuen Stils.
    Der Empfang – bei Champagner und Kaviar in den heiteren Räumen des Erdgeschosses – stellte sich als ungezwungene Angelegenheit heraus.
    Präsident Andrew Wilson, ein zierlicher, weißhaariger Herr mit den verträumten Augen eines Poeten, machte mich mit seinem Kabinett bekannt, wobei er humorvoll bemerkte: »Aus der Tatsache, daß es bei uns nicht einmal einen Außenminister gibt, mögen Sie ersehen, Commander, daß wir hier nicht übermäßig viel zu regieren haben.«
    Sein leises Lachen wirkte ansteckend.
    Mir entging nicht, daß Major Bold, der sich in Hörweite aufhielt, bei diesen Worten ein säuerliches Gesicht zog.
    Im Anschluß an die Vorstellung vertiefte sich der Präsident mit Pater Georgius in ein ausführliches Gespräch und man konnte meinen, daß sich da zwei Menschen gesucht und gefunden hatten: Das herzhafte Lachen der beiden war weithin zu hören.
    Pater Georgius’ stummer Begleiter war draußen vor der Tür geblieben – so, als sei er nicht würdig genug, an der Audienz teilzunehmen. Niemand außer mir hatte darauf geachtet.
    Nun, Gilbert Graham hatte die Chance, um die er gefleht hatte, bekommen, und von diesem Augenblick an lag es an ihm, das Beste daraus zu machen. Eine neue Welt hatte sich für ihn geöffnet – mit ihren tausend Verheißungen und Möglichkeiten. Gute Ärzte wurden immer benötigt – und solange auf Astropolis die Pionierzeiten anhielten, durfte es für einen illegalen Zuwanderer nicht allzu schwierig sein, sich unauffällig in die sich allmählich formierende gesellschaftliche Ordnung einzureihen. Ein neuer Planet, eine neue Identität, ein neues Leben – Graham hatte mehr Glück als Verstand.
    Das war der letzte Gedanke, den ich an Gilbert Graham verschwenden wollte – so jedenfalls nahm ich mir das vor –, denn fortan würde ich bis zu dem Tag, an dem ich Astropolis wieder verließ, genug andere Sorgen um die Ohren haben: mit Navigation, Schiffsführung und Maschinenkontrolle.
    »Sir, dürfte ich Ihnen vielleicht ein paar Fragen stellen?«
    Das Objekt einer dieser neuartigen kabellosen

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