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Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Titel: Weltraumpartisanen 19: Astropolis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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TV-Kameras war auf mich gerichtet, und dahinter lächelte bittend ein anmutiges Mädchengesicht.
    »Ich bin Belinda Bell«, stellte sich die junge Dame vor, »und ich vertrete hier gewissermaßen die Öffentlichkeit. Die Frage, die uns allen hier am Herzen liegt, Commander Brandis, lautet: Wie beurteilt ein Mann mit Ihrer Erfahrung die Zukunftsaussichten unseres neuen Gemeinwesens?«
    Auf die Frage nicht vorbereitet, dachte ich nach.
    »Nun«, sagte ich schließlich, »wenn es nur darum geht, Astropolis auf Position zu bringen – ich sehe da keine Schwierigkeiten, die unüberwindbar wären. Es wird vielleicht gelegentlich etwas holperig zugehen – aber darauf sind Sie ja vorbereitet.«
    Die hübsche Reporterin ließ sich nicht abwimmeln. Sie hatte mich mit Beschlag belegt.
    »Und außerdem, Sir? Ich nehme doch an, Sir, Sie haben sich darüber auch eine Meinung gebildet?«
    Das war eine Frage auf Ehre und Gewissen. Die Frage schmeckte mir nicht. Vergebens hielt ich Ausschau nach einem rettenden Zwischenfall, der es mir ermöglicht hätte, mich mit einer gemurmelten Ausrede zu empfehlen. Mir blieb nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen.
    »Darüber hinaus«, erwiderte ich, »meine ich, daß Astropolis nicht mehr und nicht weniger Chancen hat für eine friedvolle, gedeihliche Zukunft, als es die Welt immer gehabt hat und immer noch hat. Und jetzt, bitte, entschuldigen Sie mich! Ich sehe, der Präsident möchte sich mit mir unterhalten.«
    Die Rettung nahte. Andrew Wilson steuerte auf mich zu – mit ausgestreckten Armen. Im Gegenlicht leuchtete sein weißer Haarkranz wie ein polierter Heiligenschein. Hinter dem Präsidenten her eilte ein bebrillter Herr mittleren Alters.
    »Also, da stecken Sie, Commander! Darf ich Sie mit Doktor Karl Becker bekannt machen, dem Leiter unseres Gesundheitswesens. Er brennt darauf, Ihnen die Hand zu drücken.«
    Dr. Becker brannte keinesfalls darauf, immerhin bequemte er sich zu einer knappen Verneigung.
    »Um der Wahrheit die Ehre zu geben, Commander – ich bin im Begriff, mich zurückzuziehen: Eine dringende Operation. Manchmal wünsche ich mir fast, Warren behielte recht – damit es all dieses Leid und Elend nicht gäbe.«
    »Aber, aber!« Der Präsident drohte dem Arzt scherzhaft mit dem Finger. Das ist doch nicht Ihr Ernst?«
    Dr. Becker hob die Schultern.
    »Als Mediziner, Exzellenz, hat man dem Tod unversöhnliche Feindschaft geschworen – und das allein macht einen zu einem halben Warrianer.«
    Es hörte sich an wie ein Scherz, und der Präsident lachte.
    »Der Tag, an dem ich aus Ihnen klug werde, Doktor, wird auch noch kommen!«
    »Gewiß, Exzellenz – aber so lange kann ich den Patienten nicht warten lassen.«
    Dr. Becker verneigte sich vor dem Präsidenten, nickte mir kühl und flüchtig zu und verließ uns.
    Wilson legte einen Arm um meine Schulter.
    »Ein ungewöhnlich talentierter Arzt, Commander – wie auch im übrigen Major Bold, den Sie ja schon kennengelernt haben, auf seinem Fachgebiet eine Kapazität ist. Es mag Sie verwirrt haben, daß auch wir hier unsere Ordnungstruppe haben. In der Tat, der Gedanke, darauf zu verzichten, ist ernsthaft diskutiert worden. Es wäre revolutionärer Neubeginn gewesen: Vertrauen statt Verordnungen. Aber leider, leider habe ich mich nicht durchsetzen können.«
    Ich murmelte: »Ich verstehe, Exzellenz.«
    Der Präsident führte mich zum Fenster, und auf der anderen Seite der lichtüberfluteten Plaza Humanitas sah ich den schlanken grauen Kommandoturm mit dem spiegelnden Cockpit – und aus irgendeinem Grund erinnerte mich sein Anblick an das Märchen von der Leiter, die man zur Weihnachtszeit aufstellt, um die funkelnden Sterne für den Christbaum vom Himmel zu pflücken.
    Wilson preßte meinen Arm.
    »Ich habe von Astropolis geträumt – zu einer Zeit, als mich die Techniker noch als einen Phantasten verlachten. Nun, zugegeben, von der technischen Voraussetzung des Unternehmens verstehe ich nichts. Statt dessen lege ich die Zukunft unseres Staatswesens vertrauensvoll in Ihre Hand, Commander. Wie werden Sie es anpacken?«
    Mit einer solchen Frage war ich besser bedient. Im Simulator hatte ich jede einzelne Phase der Reise geübt bis zur physischen Erschöpfung. Alles, was dazu gehörte, um ein Objekt wie Astropolis aus der Umlaufbahn um die Erde zu lösen und hinauszukatapultieren bis zu einem vorbestimmten Punkt im Raum, auf den Meter genau, alle die Berechnungen, Werte und Voraussetzungen – ich hatte sie im

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