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Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Titel: Weltraumpartisanen 19: Astropolis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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der konventionellen, fast schon veralteten Sorte – ein mit flüssigem Treibstoff gespeistes Doppelaggregat –, so daß sie beim besten Willen nichts verkehrt machen konnten.
    Wäre in der aufgemachten Rechnung nicht der Faktor X enthalten gewesen, das nicht vorhersehbare Ereignis –: man hätte Astropolis auch ohne Commander, Navigator, Bordfunker und Maschinisten auf die Reise entlassen können – so wie man es schon seit Generationen mit allerlei unbemannten Sonden tat. Allein der Umstand, daß zehntausend Menschen mit auf die Reise gingen, machte die Anwesenheit einer Besatzung erforderlich – als zusätzliche Sicherheit für den Fall, daß man es mit eben diesem Faktor X zu tun bekam. Zutreffend war auch dies, daß sich eventuell erforderliche Kurskorrekturen an Ort und Stelle präziser und gewissenhafter ausführen ließen als von einer Bodenstation auf dem Funkweg, der alsbald von Störungen überlagert sein würde.
    Lieutenant Wronski stellte das Mikrofon ab und schwang sich auf dem Drehstuhl zu mir herum. »Steuerbord und Backbord klar, Sir.« Auf den beiden zuständigen Monitoren waren die Zahlenkolonnen zur Ruhe gekommen. Alle Werte waren normal. Die grünen Lämpchen der Vorzünder leuchteten.
    »Langsam anlaufen lassen!«
    »Langsam anlaufen lassen. Aye, aye, Sir.«
    Unten in der Unterkunft, im Fuße des Turms, hatte ich mir, um die Bedeutung der Stunde zu unterstreichen, die sogenannte ‚große’ Uniform mit den goldenen Streifen angezogen und bei der Gelegenheit etwas umgesehen. Das Quartier war von spartanischer Einfachheit.
    Der Fahrstuhl überbrückte die 650 Meter Höhendifferenz zwischen der Turmbasis und dem gleichsam in den Himmel hineingebauten Cockpit in 55 Sekunden.
    Die obere Etage – jene, die in den freien Raum hineinragte – war als feste Basis für anfallende Reparaturen an der äußeren Hülle geplant. Darüber hinaus beherbergte sie die klimaanfälligen Relais der verschiedenen Computer. Man erreichte sie durch eine in die Decke eingelassene Schleuse, die in mir die vage Erinnerung an einen uralten U-Boot-Film heraufbeschwor, den ich im Museum einmal gesehen hatte: die Schleuse war nicht viel mehr als eine mit zwei Luken versehene Röhre.
    Ein an der eisernen Schleusenstiege angebrachter astraler Rucksack legte davon Zeugnis ab, daß die Konstrukteure einen Betriebsunfall im Cockpit nicht völlig ausschlossen. Der Rucksack war mit dem üblichen starren Düsenpaar versehen, das es seinem Träger ermöglichte, sich in der Art eines Tauchers frei im Raum zu bewegen, und enthielt im übrigen das konventionelle Rettungsgerät für den Notfall: selbstdichtende Flicken für den Raumanzug, Ersatzbatterien für die Anzugsbeheizung, zwei Literampullen mit auf tausend Atmosphären verdichteter Luft sowie einen Sender von beachtlicher Reichweite, dessen Antenne der Rucksack selber war.
    Aus irgendeinem Grund hatte man uns nur diesen einen Rucksack bewilligt. Im Falle einer Katastrophe würde es darauf hinauslaufen, daß Wronski oder Mobuto oder ich: daß einer von uns dreien sich damit abfinden mußte, seine beiden Kameraden ihrem Schicksal zu überlassen. Freilich, das war reine Theorie, denn im Katastrophenfalle würde auch der Rucksack keine Rettung bringen – denn wie vieler Batteriesätze und Luftampullen würde es bedürfen, um in der Kälte des Raumes so lange auszuharren, bis die durch den Sender alarmierte Hilfe zur Stelle war?
    Ich überprüfte meinen zukünftigen Arbeitsplatz. Er war ein haargenaues Abbild der Brücke, die man im Simulator für mich aufgebaut hatte. Vor der Wand mit den Monitoren, in bequemer Reichweite, glomm der doppelt gesicherte Knopf, der den Schub auslöste – dies für den Fall, daß die Automatik versagte. Rechts vom Sessel erhob sich eine schwenkbare Steuersäule, in deren Knauf sich der Auslöser des Korrektors befand, dessen Aufgabe es war, im Bedarfsfalle eine Abänderung des anliegenden Kurses herbeizuführen durch ein kurzfristiges Anhalten der Rotation im Zusammenspiel mit dem Triebwerk.
    Das Ganze wirkte auf den ersten Blick verblüffend einfach und war es wohl auch, wenn auch nur in jenem höheren Sinne, daß alles Große auf dem Umweg über die Kompliziertheit zur Einfachheit zurückfindet.
    Das meiste Inventar diente der Berechnung von Positionen, Kurs und Geschwindigkeit – und auch hierfür galt, daß man das ganze Gerät nur benötigen würde, falls es Abweichungen geben sollte vom in die Automatik eingespeisten Programm: ein Ereignis,

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