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Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Titel: Weltraumpartisanen 19: Astropolis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Störung, mit der wir uns abplagen mußten. Immerhin, so nahm ich mir vor, wollte ich bei Gelegenheit einen Blick in den Steuerbordtank werfen, um die Ursache der irreführenden Anzeige zu ergründen, denn Pannen dieser Art durfte es eigentlich nicht geben. Nur dem Umstand, daß das Cockpit im fraglichen Augenblick besetzt gewesen war, hatte man es zu verdanken, daß die Abweichung nur wenige Grad betragen hatte und sich korrigieren ließ. Andernfalls hätte an diesem Punkt der Reise die Katastrophe gestanden.
    Am 34. Reisetag unternahm ich einen neuerlichen Kontrollabstieg in die Maschine – und das Gefühl, das mir der Fahrstuhl vermittelte, während er unaufhaltsam in die Tiefe glitt, war das des Einfahrens in ein Bergwerk. Erst als mich der Fahrstuhl wieder freigab, wich das Gefühl der Beklemmung, denn das Innere des künstlichen Planeten war eine nüchterne, sinnvolle Zweckwelt, die mich sooft ich sie auch betrat, immer wieder ins Staunen versetzte. Auf sichtbare Weise war unter der harten Schale der Kugel das technische Wissen und Können einer ganzen Generation zusammengeflossen.
    In diesem hell ausgeleuchteten, blitzblanken Labyrinth mit seinen tausend Signalen stieß man unter anderem auf das solargespeiste Energiezentrum, das für den Organismus Astropolis gewissermaßen das pumpende Herz darstellte; auf die atmosphärische Aufbereitungsanlage, die mit Hilfe von Algenbänken, die auf eingespiegeltes Sonnenlicht reagierten, den Sauerstoffhaushalt in Gang hielt; auf kilometerlange Hydroumwälzer, die dafür sorgten, daß es auf PL 01 stets reines Wasser in Hülle und Fülle gab; auf die klinisch saubere Klimazentrale, die die aufbereitete Luft mittels eines weitverzweigten Netzes von Rohrleitungen gleichmäßig über die Oberfläche der Kugel verteilte und im übrigen auch die Jahreszeiten regulierte; und man stieß auf eine Vielzahl kleiner und größerer Industrien, wie sie erforderlich sind, wenn sich ein Staatswesen auf einem künstlichen Planeten in der Leere des Raumes aus eigener Kraft und ohne den Nachschub von Rohstoffen behaupten will.
    Im Vergleich mit den meisten Anlagen wirkten die Triebwerke klein, eng und unbedeutend. Man hatte ihnen gerade den unumgänglich erforderlichen Raum bewilligt; umfangreichere Reparaturen ließen sich nicht bewerkstelligen. Die Sparsamkeit der Ingenieure hatte ihren guten Grund: Sobald sich Astropolis auf Position befand, wurde die Maschinenanlage überflüssig, der von ihr beanspruchte Platz jedoch war für andere wichtige Zwecke unwiderbringlich verloren.
    Armandez hatte Dienst – oder vielmehr: Er täuschte vor, seinen Dienst zu versehen, denn als ich den Kontrollstand betrat, sprang er von seinem Stuhl auf und verbarg das Comic-Heft, in dem er gelesen hatte, hinter seinem Rücken, bevor er sich, spürbar widerwillig, zur Meldung herbeiließ: »Keine besonderen Vorkommnisse!«
    Ich starrte ihn wortlos an, und er bequemte sich hinzuzufügen: »… Sir!«
    Während ich die Armaturen abschritt, schlurfte er mit mürrischer Miene hinter mir her.
    Da es sachlich nichts zu beanstanden gab, enthielt ich mich jeglicher Kritik. Armandez unterstand mir ohnehin nur noch kurze Zeit, und die Art und Weise, wie er sich als Bürger von Astropolis aufführte, konnte mir herzlich gleichgültig sein. Soviel mir bekannt war, hatte er einen Vertrag als III. Ingenieur des Energiewerks in der Tasche, wodurch seine weitere Zukunft hinreichend gesichert war.
    Auf der Werkbank entdeckte ich eine zerfledderte Broschüre, und als ich danach griff, verwandelte sich Armandez in die Eilfertigkeit in Person: »Oh, das ist nichts, Sir!«
    Die Broschüre, ein schlampig hergestellter Lichtdruck, enthielt die 7. Warrensche These, die überschrieben war mit: Unsterblichkeit als Endziel des humanen Wachstums. Armandez’ ölige Fingerabdrücke waren überall.
    Die Entdeckung, die ich gemacht hatte, war ihm sichtlich peinlich, denn er lief rot an.
    »Ehrlich, Sir, ich weiß auch nicht, wie das hierhergekommen sein kann!«
    Ich warf die Broschüre auf die Werkbank zurück. In der EAAU hätte man sie zu der verbotenen, meldepflichtigen Literatur gezählt – auf Astropolis mochten andere Gesetze herrschen. Davon abgesehen, war es nicht meine Aufgabe, die Lektüre der Mannschaft zu überwachen. Ich begnügte mich damit, Armandez wissen zu lassen, was ich von Warrens Überlebenstheorie hielt.
    »Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, wohin uns das führen müßte?«
    Armandez war mächtig bemüht,

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