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Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Titel: Weltraumpartisanen 19: Astropolis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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immerhin zu seinem Beruf. Ich danke Ihnen jedenfalls, daß Sie mich angehört haben, Sir. »
    Bellinda Bell stand auf, zögerte und wurde rot.
    »Ach ja, noch eins, Sir – meinen Sie, es würde Ihren Dienstplan durcheinanderbringen, wenn ich Lieutenant Wronski oben im Cockpit kurz guten Tag sage?« Das also war es, was Pater Georgius angedeutet hatte. Ich unterdrückte ein Schmunzeln. Wronski war ein Glückspilz. Das Mädchen, das darum bat, ihn begrüßen zu dürfen, war bildhübsch, natürlich und klug.
    »Nun«, erwiderte ich, »ich nehme an, daß ihm eine kleine Abwechslung nur willkommen sein wird. Wollen Sie, daß ich Sie hinaufbegleite?«
    Sie schüttelte das blonde Haar aus der Stirn.
    »Bemühen Sie sich nicht, Sir. Ich kenne den Weg.«

5.
    Als Lieutenant Wronski eine Viertelstunde früher als nötig das Cockpit betrat, um die Wache zu übernehmen, war ich noch damit beschäftigt, meinen täglichen Funkrapport an VEGA-Metropolis durchzugeben. Wie meist lief er nur auf die lapidare Meldung hinaus: »Keine besonderen Vorkommnisse.«
    Die ersten kosmischen Störungen machten sich bemerkbar, und Lieutenant Mobuto benutzte Interplanar XVI – die vorgeschobene Raumstation, deren Bahn wir unlängst gekreuzt hatten – als Relaisstation; von dort sprang das verstärkte Gespräch über zur Venus, wurde noch einmal aufbereitet und eilte sodann auf dem üblichen Satellitenweg zur Erde.
    Lieutenant Wronski lehnte mit verlegener Miene am Fahrstuhl und spielte mit seiner Mütze.
    Zwischen uns herrschte mittlerweile ein gutes, nahezu freundschaftliches Verhältnis. Der junge Pole war ein aufrechter, ehrlicher Charakter, und sein fachliches Wissen und seine navigatorischen Fähigkeiten standen in deutlichem Gegensatz zu seiner persönlichen Bescheidenheit.
    Die Innenbeleuchtung hatte ich vor einer Weile abgeschaltet, und nun zerfiel das Cockpit in zwei abgegrenzte Bereiche. Dort, wo die Sonne auftrat, war es hell; alles andere war in die samtene Schwärze des ewigen Raumes gehüllt. Auf den Instrumenten lag der milde Glanz der Sterne.
    Ich brach das Schweigen.
    »Also Lieutenant Wronski – wo drückt der Schuh? Oder drücken gar alle beide?«
    Lieutenant Wronski ermannte sich.
    »Sir, ich habe da ein Problem. Sehen Sie, ich weiß sehr wohl, daß wir uns mitten im Einsatz befinden. Allerdings, es handelt sich um einen Einsatz, der einem doch sehr viel Zeit für sich selbst läßt …«
    Ich unterbrach ihn.
    »Worauf wollen Sie hinaus, Lieutenant?«
    Lieutenant Wronski fuhr fort, seine Mütze unsanft zu behandeln.
    »Sir …«
    »Ja?«
    »Sir, ich bitte Sie um Ihre Einwilligung …«
    »Ja?«
    »Sir, ich bitte Sie um Ihre Einwilligung, mich verheiraten zu dürfen.«
    Es war heraus; er verstummte.
    Die Spatzen pfiffen es von den Dächern, hatte Pater Georgius gesagt, und ich war bis zuletzt ahnungslos gewesen.
    Ich dachte nach.
    Im strengen Sinne war Astropolis kein Schiff, so daß es eine offene Frage war, ob es meiner Einwilligung überhaupt bedurfte. Ebensogut mochte der Standesbeamte unten in der City dafür zuständig sein.
    Aber für den Augenblick war dies nicht so wichtig. Wichtiger war der Umstand, daß Lieutenant Wronski im Begriff stand, einen Schritt zu vollziehen, der sein ganzes zukünftiges Leben bestimmen würde.
    »Haben Sie sich das reiflich überlegt, Lieutenant?«
    Seine Stimme klang fest.
    »Es ist beschlossene Sache, Sir.«
    »Und die Konsequenzen einer solchen Heirat – haben Sie darüber nachgedacht?«
    Lieutenant Wronski nickte.
    »Ich weiß, Sir, Wir werden eine Entscheidung herbeiführen müssen – ob wir gemeinsam auf Astropolis bleiben oder gemeinsam zur Erde zurückkehren.«
    Ich stieß mit einer Frage nach.
    »Wenn Sie sich entschlössen, auf Astropolis zu bleiben, Lieutenant, würde es das Ende Ihrer Kariere bei der VEGA bedeuten. Ist Ihnen das klar?«
    Lieutenant Wronskis Miene drückte aus, daß er über diesen Punkt endgültig entschieden hatte.
    »Ich glaube, Sir, die richtige Frau gefunden zu haben ist wichtiger als alle Karriere. Im übrigen läßt mir Bellinda alle Freiheit.«
    »Bellinda?«
    »Bellinda Bell, Sir.«
    Jetzt war es ausgesprochen, und ich mußte zugeben, daß Wronski eine glückliche Wahl getroffen hatte. Oder war es umgekehrt?
    »Bellinda hat übrigens einen Wunsch, Sir. Sie möchte, daß Sie unser Trauzeuge sind, Sie und Lieutenant Mobuto.«
    Ich dachte an meine eigenen jungen Jahre. Ich dachte an Ruth O’Hara und an die Welt voller Widerstand, die ich auf dem Weg

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