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Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Titel: Weltraumpartisanen 19: Astropolis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Heilgehilfen.
    Das Erinnern sprang ihn an.
    Lieutenant Mobuto verzog im Schmerz das Gesicht.
    »Im übrigen, Sir, ist vom Krankenhaus kaum ein Stein auf dem anderen geblieben – nun, da es angeblich nicht mehr benötigt wird. Nur das Labor, in dem Graham sein Serum braut, hat man verschont. Als ich vorbeikam, sah ich gerade, wie Doktor Becker den Versuch unternahm, mit dem Zerstörungstrupp zu diskutieren.«
    Als ungläubigen Thomas hatte er selbst sich bezeichnet. Er hatte sich impfen lassen – aber er mißtraute dem Serum: ein Mann mit zwei Gesichtern.
    Lieutenant Mobuto sah aus, als müßte er jeden Augenblick zusammenklappen. Erst nachdem ich ihm einen halben Liter heißen Kaffees, dem ich einen Schuß Whisky beimengte, eingeflößt hatte, kehrte die Farbe in sein Gesicht zurück.
    Während ich mich eilig ankleidete, redete er sich das Grauen von der Seele.
    »Da hat es einen Augenblick gegeben, Sir … also, um ein Haar hätte ich der Bande die Vene hingehalten – nur um endlich Frieden zu haben. Ich weiß selbst nicht, was mich daran gehindert hat. Wronski … ja, das wäre zu verstehen gewesen, der hat seine Bellinda. Aber ich? Ich bin Junggeselle, Sir, und praktisch habe ich nichts zu verlieren – Sie verstehen? Also gut, sagte ich mir, laß dir die verdammten tausend Jahre verpassen – vielleicht kann es sogar ganz lustig sein. Aber dann, als ich tatsächlich vor der Entscheidung stand, wäre ich lieber tot umgefallen.«
    Ich stieß ihn an.
    »Lieutenant«, sagte ich, »reißen Sie sich zusammen! In etwa zwei Stunden nehmen wir noch einmal eine Kurskorrektur vor, und ich lege Wert darauf, daß die Brücke vollständig besetzt ist.«
    Die Ermahnung zur Pflicht tat ihre Schuldigkeit. Lieutenant Mobuto raffte sich auf.
    »Aye, aye, Sir. Ich bin bereit.«
    Bevor wir das Quartier verließen, überprüfte ich noch einmal die Verriegelung des Eingangs zum Turm. Graham war gewiß intelligent genug, um uns im Cockpit unbehelligt zu lassen, so lange jedenfalls, wie wir benötigt wurden – aber er selbst hatte mir gegenüber zugegeben, daß er nicht allmächtig war. Die Lawine, die er ausgelöst hatte, mochte bald auch von ihm nicht mehr zu steuern sein. Ich dachte mit Schaudern an die rasende Meute, die über Bellinda hergefallen war. Mit Vernunftgründen konnte man ihr nicht entgegentreten.
    Der Turm war fest und solide wie ein Bunker. Für die nächsten Stunden hatten wir nichts zu befürchten. Um den Eingang zu sprengen, mußten die Warrianer schon schweres Gerät einsetzen – und so weit war ihre Planung gewiß noch nicht gediehen, nahm ich an. Das war ein Irrtum.
    Im Cockpit empfing uns Lieutenant Wronski mit fragendem Blick. Ich ließ ihn kurz wissen, was geschehen war, und wandte mich meinen Aufgaben zu.
    Auf dem Pult lagen die fertigen Tabellen. Lieutenant Wronski mußte rund um die Uhr gearbeitet haben. Inzwischen war er darüber im Bilde, daß die vorgezogene Rotationsänderung Bellinda das Leben gerettet, zumindest jedoch vor der Spritze bewahrt hatte – aber dieser Umstand änderte nichts an der Tatsache, daß die hierbei heraufbeschworene Situation gefährlich war. Mehr denn je glich Astropolis einer führerlos gewordenen Sonde. Eine einzige Korrektur – jene, die bevorstand – würde kaum genug sein, sie wieder unter Kontrolle zu bringen.
    Lieutenant Wronski – unrasiert, mit geröteten Augen, die Krawatte auf Halbmast – machte einen übernächtigten, erschöpften Eindruck; aber zugleich leuchtete in seinen Augen so etwas wie Stolz auf das, was er geleistet hatte – auch ohne die Hilfestellung von VEGA-Metropolis, für die es zu spät geworden war.
    Die Vorbereitungen waren getan. Kurs, Winkel und Schub standen fest. Die exakte Uhrzeit war ermittelt.
    Ich legte die Tabellen zurück, trat ans Fenster und griff zum Glas. Ein eiskalter Schauer überlief mich.
    Über fast allen wichtigen Gebäuden der City wehten die Fahnen des Aufstandes – oder waren es schon die Standarten der unwiderruflich angebrochenen neuen Zeit, der Ära der Unsterblichkeit: auf giftgrünem Grund die flammendrote Spritze.
    Die Tarassenkosche Spritze, mit der Warrens Verheißung vom unsterblichen Menschen erfüllt werden sollte – gerade noch rechtzeitig genug, um den homo sapiens davor zu bewahren, das Schicksal der Saurier zu teilen das ihm, so die Lehre, unmittelbar bevorstand …
    Aber nicht der Anblick der Fahnen allein löste das kalte Prickeln aus. Grahams lärmende und johlende Kohorten, die sich durch die

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