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Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Titel: Weltraumpartisanen 19: Astropolis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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geringfügige Kurskorrektur vorgenommen. Es hat nichts zu bedeuten.«
    Bellinda war einer Ohnmacht nahe.
    »Was ist mit ihr?« fragte Pater Georgius.
    »Der Mob fiel über sie her«, erwiderte ich. »Helfen Sie mir, sie in Sicherheit zu bringen.«
    Pater Georgius griff wortlos mit zu. Von zwei kräftigen Männern gestützt, betrat Bellinda die Kirche.
    Darin hatte sich bereits ein gutes Dutzend Männer und Frauen versammelt.
    Pater Georgius bemerkte meinen fragenden Blick.
    »Flüchtlinge, Commander – Leute, von denen man weiß, daß sie mit Warren und Tarassenko nichts zu tun haben wollen.«
    Flüchtlinge! Um Astropolis stand es schlimmer, als ich befürchtete. Auch Major Bold schien das Ausmaß, das die Revolte angenommen hatte, nicht zu übersehen.
    Ich überließ Bellinda der Obhut einiger junger Leute und wischte mir den Schweiß aus dem Gesicht.
    Die Situation, in der ich mich befand, war absurd.
    Der Boden, auf dem ich stand, war der einer hochentwickelten Technik. Man durfte sich nicht täuschen lassen durch das erdverwandte Aussehen dieses mit Gedankenschnelle durch den Weltraum ziehenden Objekts: Unter der besonnten, blühenden Oberfläche verbarg sich das komprimierte technische Vermächtnis einer mächtigen Zivilisation. Nie zuvor hatte es Vergleichbares gegeben. In diesem Objekt verschmolzen das Wissen und das Können der Ingenieure mit den Elementen der Natur zu einer harmonischen Einheit. Nur eine Kleinigkeit paßte nicht recht in das Bild: daß man bei aller Sorgfalt der Planung, die man Astropolis zugrundegelegt hatte, das Verhalten seiner Bewohner nicht in die Rechnung einbezogen hatte. Und falls man es doch getan haben sollte – denn wozu sonst gab es alle diese Soziologen, Psychologen, Futurologen und Kosmologen? –, dann war das Ergebnis der Rechnung falsch.
    Das Kommando, das ich übernommen hatte, war eines von der Sorte, die man so rasch wie möglich an den nächsten Haken hängt – nur daß ich dazu außerstande war. Wohl oder übel mußte ich es durchstehen.
    Pater Georgius untersuchte den demolierten Aufnahmewagen. Als er wieder zum Vorschein kam, hielt er eine zerbrochene Injektionsspritze in der Hand. Er roch daran und verzog das Gesicht.
    »Die Tarassenkosche Spritze!« sagte er mit belegter Stimme. »Wenn es zutrifft, was alle diese Flugblätter besagen, daß es ein verbessertes Serum gibt – dann gnade uns Gott.«

7.
    An Pater Georgius’ Worte mußte ich denken, als mich in der Frühe des folgenden Tages schrilles Läuten aus unruhigen Träumen riß. Ich sah auf die Uhr; es war eben nach drei.
    Nachdem ich die Tür entriegelt hatte, fiel mir mit aschgrauem Gesicht Lieutenant Mobuto fast in die Arme. Er sah aus, als hätte man ihn durch einen Zerreißwolf gedreht: Seine Uniform bestand nur noch aus Fetzen, und aus einer klaffenden Stirnwunde tropfte Blut.
    Lieutenant Mobuto lehnte sich keuchend gegen die wieder einrastende massive Tür.
    »Vor einer Stunde, Sir«, sagte er, »haben sie die Universität gestürmt. Wer sich ergab, wurde auf der Stelle geimpft – wer sich zur Wehr setzte, zwangsgeimpft oder niedergemacht, je nach Lust und Laune. Ich konnte mit knapper Not entkommen.«
    Er wankte, als ich ihn ins Quartier führte.
    »Setzen Sie sich!« sagte ich. »Ich werde Sie verbinden.«
    Er hob abwehrend eine Hand.
    »Später, Sir! Später! Es muß etwas unternommen werden. Regierung und Gendarmen sind nicht mehr Herr der Lage. Sie haben ja keine Ahnung, was in der City los ist!«
    Ohne auf seinen Protest zu achten, untersuchte ich die Stirnwunde. Er hatte Glück gehabt: Der Knochen war unverletzt – aber dennoch gehörte er so rasch wie möglich ins Krankenhaus. Zehn Minuten unter dem Heilstrahl – und nicht einmal eine Narbe würde zu sehen sein. Ich kam mir vor wie ein Feldscher, während ich mit dem Verbandszeug hantierte.
    Lieutenant Mobuto widersprach.
    »Das Krankenhaus! Wissen Sie denn nicht, Sir, daß dort alles begonnen hat? Es sieht so aus, als hätte Graham so ziemlich das ganze Personal auf seine Seite gebracht. Auf jeden Fall hat Doktor Becker nichts mehr zu sagen – obwohl er sich hat impfen lassen.«
    Mein Mitleid hielt sich in Grenzen. Doktor Becker war einer von jenen, die mit dem Feuer liebäugeln und hernach Alarm schreien, wenn das Haus in Flammen steht. Seine Einstellung zu Warrens Theorie war mir bekannt. Nun lernte er die praktische Verwirklichung kennen – falls er Pech hatte: tausend Jahre Sklavenarbeit unter der Fuchtel irgendeines fanatischen

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