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Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Titel: Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Minulescu – die Minute ist gleich um.«
    Der LI rührte sich nicht; ich vergeudete nur meinen Atem.
    »Lieutenant Kardorff!«
    Lieutenant Kardorff machte sein leerstes Beamtengesicht und preßte die Lippen aufeinander.
    Captain Miller machte sich erneut zum Wortführer.
    »Gehen Sie schlafen, Brandis!« sagte er. »Sie merken selbst, daß keiner mehr auf sie hört. Und wenn Sie sich fragen, weshalb das so ist, dann denken Sie mal an Lieutenant Wagner. Wenn wir wirklich diesen unsinnigen Umweg fliegen, hat er nicht die geringste Chance mehr.« 
    Das also war es. Für Captain Miller mochte es ein Vorwand sein, um diese Machtprobe heraufzubeschwören, aber für die anderen Männer war das ein ehrlicher Beweggrund. So jedenfalls schätzte ich sie ein. Von Anfang an hatten sie in mir den Außenseiter gesehen – und nun, unter dem Einfluß von Captain Miller und unter der Einwirkung des reichlich genossenen Reisschnapses, rotteten sie sich zusammen, ohne an die Konsequenzen zu denken. 
    Auf diese machte ich sie aufmerksam:
    »Meine Herren, es ist Ihnen vielleicht nicht ganz klar, daß Ihr Verhalten, sobald es zur Verhandlung kommt, unter den Meutereiparagraphen fällt. Und dieser Tatbestand wird zusätzlich erschwert dadurch, daß Sie das Schiff mit Wissen und Willen in Gefahr gebracht haben.«
    Meine Worte blieben ohne Wirkung. Die Männer hatten ihre Entscheidung getroffen.
    Captain Miller wandte sich plötzlich an Lieutenant Kardorff.
    »Das mit der Gefahr wollen wir klarstellen. Wie stark war die Abdrift, als Commander Brandis den Kurs ändern ließ?«
    Lieutenant Kardorff schluckte.
    »Nicht ganze drei Grad, Captain.«
    »Nicht ganze drei Grad!« wiederholte Captain Miller. »Haben Sie eine solche Abweichung schon früher einmal erlebt?«
    »Ja, Captain.«
    »Und woran hat es damals gelegen?«
    »Am VKS, Captain. Die Dinger sind nicht immer so astrein, wie sie eigentlich sein sollten.«
    Lieutenant Kardorff schwitzte. Seine Brille war beschlagen. Nach wie vor vermied er es, mich anzusehen.
    Captain Miller nahm das Verhör wieder auf.
    »Und wie war das mit minus 11? Sie wollten das noch einmal überprüfen.«
    Die Lippen des Navigators zitterten.
    »Es muß sich um einen Rechenfehler gehandelt haben, Captain. Wir befinden uns in einem Raumgebiet, in dem eine exakte Positionsbestimmung höchst schwierig ist. Man kann eigentlich nur schätzen. Ich habe das halbierte Etmal noch einmal überprüft.«
    »Und dabei haben Sie festgestellt, daß Sie sich beim erstenmal geirrt haben.«
    »So ist es, Captain.«
    Ich wartete, ohne einzugreifen, auf das, was nun kommen mußte. Die Meuterei nahm klar umrissene Formen an – und ich mußte mir eingestehen, daß ich nicht über die Machtmittel verfügte, um sie niederzuwerfen. Damals, auf dem verkommenen Frachter, hatte ich es getan: mit der Waffe in der Hand. Diesmal lagen die Verhältnisse anders. Später, vor Gericht, daran zweifelte ich nicht, würde meine Aussage den Ausschlag geben. Für Meuterer brachten die Gerichte nur selten Verständnis auf.
    Die Frage war, ob es überhaupt zu einer Verhandlung kommen würde. Lieutenant Kardorff stand sichtlich unter Druck. Der ZG-Fall war damit nicht aus der Welt geschafft.
    Captain Miller wandte sich an mich.
    »Unter den obwaltenden Umständen, Sir, habe ich mir als wachhabender Offizier erlaubt, mit Rücksicht auf das Befinden von Lieutenant Wagner Ihren Befehl dahingehend abzuändern, daß die Explorator wieder auf den direkten Erdkurs zurückgeht. Ich darf Sie bitten, diese Abänderung nachträglich zu billigen.«
    Captain Miller hatte sich seinen Schritt überlegt. Er wußte: Falls ich seiner Eigenmächtigkeit nachträglich zustimmte – und damit schien er zu rechnen –, entfiel der Vorwurf der Meuterei. Die Eintragung im Bordbuch würde dann korrekt lauten:
    Schiff um … Uhr auf Erdkurs gelegt.
    Um … Uhr Kursabnahme durch Commander.
    Allenfalls ließ sich dann gegen Captain Miller der Vorwurf aufrechterhalten, daß er während seiner Wache an einem alkoholischen Gelage teilgenommen hatte – aber diesem Vorwurf würde er, gestützt auf die Aussage von drei Lieutenants, mit dem Argument begegnen, nur einmal ausgetreten zu sein und hernach in der Messe einen symbolischen Schluck genommen zu haben.
    Die Absicht war durchsichtig: Ich behielt nominell das Kommando über die Explorator , würde in Zukunft jedoch nichts mehr zu sagen haben.
    Captain Miller hatte nicht bedacht, daß ich an meiner Überzeugung, das Schiff sei in

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