Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Titel: Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
und pumpten die verbrauchte Luft samt der darin enthaltenen Gase und Rauchschwaden hinaus ins Freie.
    Das Triebwerk abzuschalten wagte ich erst, als nach erfolgter Auskuppelung die Messung ergab, daß die Explorator fortfuhr, den Phönixkurs mit unverminderter Geschwindigkeit zu halten. Wir waren noch einmal davongekommen – aber noch stand es nicht fest, um welchen Preis.
    Ich schaltete die Automatik ein und drückte das Handruder zurück in die Ruhestellung; erschöpft und ausgelaugt wie nach einem Boxkampf über fünfzehn Runden. Aufatmend wischte ich mir den Schweiß aus dem Gesicht.
    Inzwischen war auch die Feuersirene verstummt – ein Zeichen dafür, daß die Lage im Maschinenraum unter Kontrolle war.
    Ich rief den TÜ.
    »Brücke. Die Schadensmeldungen!«
    Lieutenant Minulescu meldete sich mit heiserer Stimme.
    »Maschine. Sir, wir sind noch am Ermitteln. Auf jeden Fall ist der Hauptsteuermodul so ziemlich durchgeschmort.«
    Nach dem, wie ich das Triebwerk beansprucht hatte, war damit zu rechnen gewesen; und dennoch war es eine Hiobsbotschaft.
    Der Preis für unser Davonkommen war ein lädiertes Schiff. Über den Hauptsteuermodul liefen alle für den Maschinenraum maßgebenden elektronischen Impulse.
    Die Situation, in der wir uns befanden, unterschied sich kaum wesentlich von der der Han Wu Ti . Früher oder später mußte die Explorator den Phönixkurs wieder verlassen, bevor sie, dem Gesetz der Trägheit der Massen folgend, hinausgetragen wurde in das unendliche Nichts. Jedoch um den Kurs zu ändern, bedurfte ich des Triebwerkes, und um das Triebwerk zu zünden, bedurfte ich eines funktionsfähigen Hauptsteuermoduls.
    Das war das eine Problem.
    Das andere Problem hing damit zusammen.
    Selbst wenn es mir gelang, die Explorator auf Erdkurs zu legen, indem ich den lädierten Hauptsteuermodul noch einmal überlistete, war nichts gewonnen. Die Erde erschien plötzlich so unerreichbar wie die fernste Galaxis. Um zu ihr heimzukehren, benötigten wir Luft – und das verdammte BMS war abhängig vom regelmäßigen Anspringen des Triebwerkes. Ohne BMS keine Luft zum Atmen. Die Rechnung war von brutaler Einfachheit.
    Ich drückte die Taste.
    »Roger, TÜ. Frage: Würden Sie sagen, daß der Hauptsteuermodul noch ein paarmal standhält, Lieutenant?«
    Lieutenant Minulescu nahm kein Blatt vor den Mund. 
    »Ein paarmal bestimmt nicht, Sir. Ich würde sagen: Noch einmal zünden – danach ist der Ofen endgültig aus. Spätestens jedoch nach dem zweiten Start.«
    »Roger, TÜ. Frage: Können Sie den Schaden beheben?«
    Er konnte es nicht; ich wußte es bereits; und er bestätigte das.
    »Leider nicht, Sir. Wir würden einen neuen Modul benötigen. Und der ist nicht greifbar.«
    Er war nicht greifbar, weil er nicht auf der von Commander Busch abgezeichneten Ersatzteilliste stand. Unterwegs hatte ich mir die Liste vorgenommen, und bei der Gelegenheit war mir dieser fehlende Posten aufgefallen. Ich warf die Gurte ab, stand auf und stellte mich vor die Scheibe.
    Goldgesprenkelter schwarzer Samt: leerer Raum. Vor dem Bug, Lichtjahre weit entfernt, das Sternbild des Phönix. Und mitten in diesem Nichts, als fünftes Rad am Großen Wagen, die Explorator .

14.
    Als ich am Nachmittag dieses unseligen Tages das Kartenhaus verließ, in dem ich zusammen mit Lieutenant Kardorff alle möglichen Kurse durchgespielt hatte, war ich zwar zu einem Entschluß gekommen – doch darüber, ob dieser Entschluß geeignet war, uns einen Ausweg aus der verzweifelten Lage, in der wir uns befanden, zu weisen, war ich mir sehr im Zweifel.
    Fest stand nur dies: daß etwas unternommen werden mußte.
    Und da ich über den vier goldenen Ärmelstreifen den Stern trug, lag es an mir zu entscheiden: was und wie.
    Von VEGA-Metropolis hatte ich keine Hilfe zu erwarten: einmal, weil Lieutenant Bokwe noch immer mit starken kosmischen Störungen zu kämpfen hatte, die seinen Sender praktisch lahmlegten; und zum anderen, weil uns ohnehin keine Zeit blieb, auf eine Anlieferung des Ersatzteils durch eine unbemannte Versorgersonde zu warten. Die Zeit, die uns noch verblieb, wurde vom BMS diktiert. Der Sauerstoffgehalt in den Räumen sank rapide.
    Im Cockpit stieß ich auf Captain Miller, der so, als sei nichts geschehen, in seinem Sitz saß. 
    Er gab sich munter. 
    »Was ist denn überhaupt los, Sir? Ich höre, es hat da eine kleine Komplikation gegeben.«
    Den nächtlichen Vorfall, dem wir diese ›kleine Komplikation‹ verdankten, überging er mit

Weitere Kostenlose Bücher