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Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Titel: Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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qualmte er. Allmählich ging das ganze Schiff zu Bruch.
    »Geben Sie Preßluft darauf!«
    Lieutenant Minulescu zögerte. Worauf zum Teufel wartete er? Endlich bestätigte er: »Preßluft läuft, Sir. Aber das Überhitzen geht weiter.«
    »Kümmern Sie sich nicht darum!«
    Wer in das Schwarze Loch einfuhr, dem mochte es egal sein, wie heiß oder wie kühl sein Triebwerk war. Noch waren wir aus dem Strudel nicht heraus.
    Die Explorator stieß und holperte. Meine Hände schmerzten. Meine Schultern schmerzten. Ich schwitzte. Meine Augen brannten und tränten. Das BMS war außer Betrieb. In die verbrauchte Luft mischte sich der scharfe, heizende Geruch giftiger Gase und die Hitze, die aus dem Triebwerksschacht stieg. Ein Wunder, daß Lieutenant Minulescu es darin noch aushielt.
    Der Lautsprecher knackte.
    »NC. Fahrt voraus, Sir. Minus neunundneunzig positiv.«
    »Roger, NC.«
    Um endgültig aufzuatmen, war es zu früh. Das Rennen war noch nicht gewonnen. Langsam, schwerfällig, widerwillig begann das Schiff wieder Fahrt aufzunehmen – Fahrt voraus: vorankatapultiert durch die Schubleistung eines Triebwerkes, das vor dem Zusammenbruch stand. Ein Prozent Leistung – das war noch nicht der Sieg. Beim ersten Atemholen, das ich dem Triebwerk gönnte, würde das Schiff unweigerlich in den Strudel zurückfallen. Fahrt positiv minus 99: Das bedeutete, daß wir immer noch auf der Nullmarke herumritten.
    Der Lautsprecher knackte.
    »Maschine. Sir, die Pulsanten sind jetzt weißglühend.«
    Mochten sie glühen. Solange sie arbeiteten, kamen wir voran.
    »Roger, TÜ.«
    Die Explorator zerrte am Ruder. Im Bestreben, sie auf Kurs zu halten, stemmte ich die Füße gegen das Pult.
    Verdammte Situation! Als ich die Wache an Captain Miller abgetreten hatte, war das Schiff so gut wie außer Gefahr gewesen: auf sicherem Kurs zu den Andromedanebeln. Ich hatte gewußt, was ich tat. Und deshalb trug ich über den vier goldenen Streifen am Ärmel den Stern. Die Luft war kaum noch zu atmen.
    Gase. Hitze. Rote und grüne Nebel. Gestank. Das Röhren des Triebwerkes. Und dazu dieser hohe, widerliche Geigenton.
    Und nun auch die Sirene. Das FDS – Fire Detectiv System – schlug an. Die Sirene hatte mir noch gefehlt. Sie machte mich taub.
    Der Lautsprecher knackte.
    »NC. Fahrt positiv minus zweiundachtzig, Sir.«
    »Roger, NC.«
    Wir kamen voran. Langsam, aber stetig kamen wir voran. Die Fahrt voraus wurde schneller. Erneut hatten wir um siebzehn Punkte aufgeholt.
    Ich drückte die FK-Taste.
    »Brücke. Kümmern Sie sich um den FDS-Alarm. Es könnte sein, daß Lieutenant Minulescu Hilfe benötigt.«
    »Aye, aye, Sir.« 
    Kein Widerspruch, keine Einwände, keine Fragen. Zu Harris hatte ich gesagt: Dieser Crew müsse man zeigen, wo es lang ging. Nun, jetzt bekam sie es gezeigt. Auf dem Vertikalkurs ging es lang – buchstäblich um Kopf und Kragen.
    Der Lautsprecher knackte.
    »Kartenhaus. Fahrt positiv minus dreiundsechzig, Sir.«
    »Roger, NC.«
    Die Explorator war am Beschleunigen und mithin aus dem Gröbsten heraus – aber erst als mir Lieutenant Kardorff das Überschreiten der Positivmarke minus 50 gemeldet hatte, wagte ich es, den Geber aus dem roten Feld zu ziehen. Das Röhren wurde schwächer, das Stöhnen in den Verbänden hörte auf. Ich drückte die NC-Taste. »Brücke. Frage: Fahrt?«
    Zehn Sekunden später war ich im Besitz der Antwort, die Erlösung bedeutete: »Kartenhaus. Fahrt positiv minus einundvierzig.« Lieutenant Kardorff machte eine Pause und setzte hinzu: »Beschleunigung immer noch zunehmend. Sir, wir haben's geschafft!«
    Wir hatten es geschafft, in der Tat. Buchstäblich im letzten Augenblick hatten wir es geschafft, das drohende Verhängnis abzuwenden – jenes Verhängnis, das einen mit Verschollen überschriebenen Aktenordner gefüllt hätte. Die Explorator fuhr fort zu beschleunigen; ihre Geschwindigkeit näherte sich mehr und mehr der eines normalen Fluges durch den leeren Raum. Wir waren aus dem tödlichen Strudel heraus.
    Wir hatten es auch deshalb geschafft, weil Lieutenant Kardorff dann doch noch eine zusätzliche Messung vorgenommen hatte, statt wie die anderen nach der durchzechten Nacht zu Bett zu geben im blinden Vertrauen auf das reibungslose Funktionieren der Automatik. Er verdiente, daß dies nicht vergessen wurde.
    Bei minus null rief ich das TÜ und ließ das BMS wieder zuschalten. Ein minutenlanger Energiestoß reichte aus, um die Luft wieder zum Zirkulieren zu bringen. Die Absauger traten in Aktion

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