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Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Titel: Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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strahlenfestem Coronal, die allein ein Vermögen gekostet hatte, in der Lage, auch in sonnensturmgepeitschten Zonen mit starker Röntgenstrahlung zu operieren. Hinter der Henri Dunant schillerten in allen Farben des Regenbogens die Lastertürme von Las Lunas.
    Ich wandte mich um.
    »Es ging um den Speicher, Mike. Sobald ich kann, lasse ich ihn überprüfen. Da kam nichts an, sicher, aber das kann am Aufbereiter gelegen haben.«
    Mike Berger fand sofort den wunden Punkt heraus.
    »Aus deiner Eintragung geht hervor, daß Levy weder ein Mayday noch eine Position gehört hat. Da war nichts als ein vermeintliches Flüstern. Und doch hat Captess Kato … «
    Ich wischte den Einwand hinweg.
    »Dieser Punkt ist bereits abgehakt, Mike. Im Gegensatz zur Brücke hört das FK, sobald der Speicher mitläuft, von allem, was da eingeht, nur das Speicherecho. Wenn also, wie ich vermute, der Aufbereiter defekt ist …«
    Wenn dem so war, gab es nichts mehr, worüber man sich den Kopf zu zerbrechen brauchte. Aus den widersprüchlichen Puzzleteilen formte sich ein normales Bild.
    Berger überraschte mich mit einem Gedankensprung.
    »Wenn es dir recht ist, Mark, löse ich jetzt McKim ab. Er hat sich mit diesem Guru unterhalten. Vielleicht hilft dir das, was er dabei in Erfahrung gebracht hat, weiter.«
    An Bord der Henri Dunant war mit dem alten Mann nichts anzufangen gewesen, so daß ich, überzeugt davon, daß er mich nicht verstand, die Befragung abgebrochen hatte. Vielleicht war ihm mein Metro nicht geläufig. Nicht auszuschließen war auch, daß ihm die lange Einsamkeit die Sinne getrübt hatte. Es war mir nichts besseres eingefallen, als nach der Landung Hua McKim darum zu ersuchen, die für den Bericht nicht unwichtige Befragung durchzuführen. Am Ergebnis war mir vorerst wenig gelegen. Mit meinen Gedanken war ich bei der Florence Nightingale . Ihr beharrliches Schweigen begann mir Sorge zu machen. Nun, da McKims Ruf auch über die Uranus-Leitkette hinausging, war eine kosmische Störung als Ursache der ausbleibenden Verbindung kaum noch wahrscheinlich. Und ebensowenig konnte ich es mir vorstellen, daß Captain Romen, ein erfahrener Pilot, den Fehler der Mahatma Gandhi wiederholte, die sich bei einem überstürzten Bootsmanöver die eigene Antenne abgefahren hatte.
    Mein Protest kam zu spät. Mike Berger hatte bereits mit McKim getauscht; im FK begann sein sonorer Baß zu dröhnen: » Florence Nightingale – Raumnotwache Las Lunas. Bitte melden!«
    Und McKim saß mir gegenüber und musterte mich aus unergründlichen Augen.
    »Er hat es abgelehnt, mit Ihnen zu reden, Commander. Er hat es abgelehnt, weil er spürt, daß Sie ihn ablehnen …«
    Ich erhob keinen Einspruch. Es traf zu. Es gab Dinge, die ich ablehnte. Hokuspokus. Frömmelei. Scharlatanerie.
    McKim hob die Schultern. Wahrscheinlich hatte er auf meinen Protest gewartet.
    »Mir gegenüber ist er sehr offen gewesen. Er heißt Shivagi Deschehen und war im Rang eines Professors als Ausbilder auf die Mandarin verpflichtet. Genaugenommen ist Professor für ihn eine irreführende Bezeichnung, denn er ist kein Fachgelehrter. Die ihm zustehende Anrede ist ›Ehrwürden‹.«
    Im FK verfluchte Mike Berger einen gewissen Lieutenant Krosanke, der Bohnen in den Ohren hatte. Dann nahm er mit dem sonorem Röhren eines wiederangelaufenen Triebwerkes die Litanei wieder auf: » Florence Nightingale – Raumnotwache Las Lunas. Bitte melden!«
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder McKim zu.
    »›Ehrwürden‹? Warum?«
    McKim lächelte; und auch sein Lächeln war unergründlich. Es war sanft, es war nachsichtig, es war weise und sehr, sehr abgeklärt.
    »Weil er ein echter Guru ist, Commander.«
    Ein echter Guru. Bislang war ich davon überzeugt gewesen, daß man in den VOR in den Jahren der Glaubensverfolgung und kollektiven Gehirnwäsche den Gurus den Garaus gemacht hätte.
    McKim sagte: »Er zählt zu denen, die in geheimen Zufluchtsstätten die Verfolgung überlebten. Und als dann die VORs in den siebziger Jahren mit der verzögerungslosen Kommunikation zu experimentieren begannen, haben sie sich dieser heiligen Männer erinnert – und auch des Rufs, in dem sie stehen, nämlich über übersinnliche Kräfte zu verfügen. Kurzum: man hat sie dienstverpflichtet, zu Ausbildern im Professorenrang ernannt und auf die verschiedenen Experimentierstätten verteilt.«
    Die Florence Nightingale machte mir Sorge. Aber statt mich mit ihr zu befassen, sagte ich: »McKim, der einzige Guru, der

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