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Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Titel: Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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sagte Captain Romen. Lieutenant Torrente hob das Feuerzeug höher. Der Wortlaut war nicht dazu angetan, die Stimmung zu heben. Er lautete:  In einer Stunde setzt man mich aus. Der Himmel sei mir gnädig. Albert Radokowski.
    Captain Romen spürte, wie es ihn kalt überrieselte. Bisher hatte auch er angenommen, daß der von Radokowski geführte Frachter, die Ventura, von einem Meteoritensturm zerschlagen worden sei und im Anschluß daran ins Grenzenlose abgedriftet. Lieutenant Torrente steckte das Feuerzeug ein.
    »Ausgesetzt!« sagte er mit tonloser Stimme. »Mein Gott! Bevor er an diesen letzten Start ging, hat er sich noch mit mir unterhalten …«
    Captain Romen schwieg.
    Mehr denn je machte ihm die Frage zu schaffen, ob er die Lage, in der sie sich befanden, mit seinem Entschluß, auf Flucht und Widerstand zu verzichten, nicht mitverschuldet hatte. Als einem Commander vom Dienst war ihm, nachdem er stets nur als Pilot und damit als zweiter Mann geflogen war, erstmals die volle, ungeschmälerte Verantwortung für ein Schiff und seine Besatzung übertragen worden. Und alles, was er getan oder auch unterlassen hatte, war von dieser Verantwortung diktiert worden. Was geschehen war, hatte sich nicht verhindern lassen.
    Nun jedoch kam es darauf an, sich immun zu halten gegen den Bazillus des Kleinmuts. Man hatte die Florence Nightingale eingebüßt – gewiß. Aber man war noch am Leben, und sofern man einen kühlen Kopf behielt, brauchte man sich noch nicht verlorenzugehen.
    In einer Ecke waren Lieutenant Krosanke und Lieutenant Kardorff miteinander am Wispern.
    »Sobald die Tür aufgeht …«, sagte Lieutenant Krosanke.
    »Ich … ich weiß nicht«, antwortete Lieutenant Kardorff. »Es kann nämlich passieren, daß meine Brille beschlägt.«
    »Na wenn schon!« drängte Lieutenant Krosanke. »Auf Sie achten die Burschen am wenigsten. Ich halte solange den Tibetaner auf.«
    Captain Romen verzog das Gesicht. Der Handstreich, den die beiden planten, war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Weder war der Stadtmensch Krosanke dem Tibetaner noch der kurzsichtige Navigator dem wachsamen Fiorentino gewachsen. Was diesen Männern abging, war der Instinkt für die Situation. Woher auch sollten sie ihn haben? Andererseits – Lieutenant Torrente, der Indianer, mochte darüber verfügen, und auch Lieutenant Prado mit seiner aus dem Rahmen fallenden Vergangenheit. Dies war ein Moment zum Abwarten. Der Moment zum Kämpfen würde kommen. Captain Romen verließ sich auf sein Gespür. Sein Vater hatte es gehabt und dessen Vater. Die meisten Zigeuner besaßen diesen Instinkt. 
    »Also, Sie werfen mir die Bell zu!« flüsterte Lieutenant Krosanke.
    »Muß das sein? Ich bin nicht eben gut im Werfen!« wisperte Lieutenant Kardorff. 
    »Also gut. Sie reichen Sie mir!« raunte Lieutenant Krosanke.
    Die Stimmung und die Ungeduld der Männer waren zu verstehen. Die Männer wollten handeln, solange sie sich dazu noch in der Lage fühlten. Radokowskis Schicksal hatte sie aufgestachelt. Ihr Mut jedoch hatte zu viel Ähnlichkeit mit dem Mut der Verzweiflung. Was ihnen abging, war die zähe Geduld der alten Hasen.
    Captain Romen machte dem Pläneschmieden ein Ende. 
    »Schluß!« sagte er mit ungewohnter Schärfe. »Hier unternimmt keiner etwas auf eigene Faust. Gehandelt wird nur auf meinen Befehl.«
    Aus dem Dunkel kam keine Reaktion. Das Dunkel war aufgeladen mit Aufsässigkeit und Rebellion. Captain Romen spürte: Seine Autorität war in Frage gestellt. Zumindest zwei seiner Männer liebäugelten mit dem Gedanken, sich über seine Anordnungen hinwegzusetzen.
    »Lieutenant Krosanke!« sagte Captain Romen laut und kalt. »Ich warte.«
    Die Antwort hörte sich mürrisch an, aber sie enthielt die Signale der Unterwerfung: »Aye, aye, Sir.«
    Captain Romen ließ nicht locker. Auch der zweite Rebell mußte zurückgezwungen werden unter die Disziplin.
    »Lieutenant Kardorff. Das gilt auch für Sie. Ich warte.«
    In der Dunkelheit ließ sich ein trockenes Schlucken vernehmen. »Aye, aye, Sir.«
    Captain Romen atmete auf – und im gleichen Augenblick wurde die Tür aufgerissen, und Fiorentino, der Erste Steuermann der Vendetta , der, die Bell im Anschlag, zusammen mit dem stiernackigen Chief Agent Wang Fu vor der Schwelle stand, sagte: »Vorwärts, vorwärts! Der Kommandant will Sie sehen! Er haßt es zu warten.«
    Der Tibetaner zog die Tür zur Brücke auf, trat beiseite und bedeutete den Männern mit einer knappen Handbewegung, sie mögen

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