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Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Titel: Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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mich fast überzeugt hat, trat im Zirkus auf. Seine Glanznummer war das Gedankenlesen. Es hat eine Weile gedauert, bis man ihm auf die Schliche gekommen ist. Und was seine Heiligkeit angeht –: als er sich bei Nacht und Nebel aus dem Staube machte, hinterließ er einen Berg aus geplatzten Wechseln.«
    McKim machte ein Gesicht, das wie seine Augen und sein Lächeln unergründlich blieb. Er war eben ein halber Asiat.
    Das brachte mich in Rage. Ich sagte: »Auf der Mandarin hat die Zirkusnummer versagt. Ziemlich bitter für die armen Schweine, die dran glauben mußten.«
    McKim saß vor mir wie der unergründliche Buddha.
    »Sie sehen das falsch, Commander. Sie sehen die Wirkung und fragen nicht nach der Ursache. Auf der Mandarin konnte VK nicht funktionieren. Es mußte versagen. Von Anfang an war es zum Scheitern verurteilt, als man wahllos Fernmeldetechniker und Schiffsfunker dazu abkommandierte wie zu einem x-beliebigen Lehrgang. Aber VK erfordert nun einmal eine besondere Gabe …«
    Mir war es mehr als willkommen, daß in diesem Moment Mike Berger in den Lagerraum zurückkehrte und uns unterbrach.
    »Mark, ich gebe auf. Die Fulgor stand zuletzt auf November, India, Romeo. Dorthin war die Florence Nightingale unterwegs. Und seitdem sagt sie nicht Piep und nicht Papp.«
    Ich hielt mit dem, was mich bedrückte, nicht länger hinter dem Berg.
    »November, India, Romeo – drei Buchstaben, die auch das Wort Nirwana einleiten, Mike.«
    Seine Augen verengten sich.
    »Nicht doch, Mark. Die Zeiten sind vorbei.«
    Damals, als das sang- und klanglose Verschwinden wohlausgerüsteter Schiffe auf belebter Route an der Tagesordnung gewesen war, hatte man ein Schlagwort geprägt: Nirwana-Phänomen. Was es mit diesem Phänomen auf sich hatte, war spätestens dann aktenkundig geworden, als unsere alljährliche Sirius-Patrouille auf die unachtsam gewordene Aggression gestoßen war. Diesem ersten Zugriff hatte sich Ahmed Khan, fintenreich wie er war, noch einmal zu entziehen vermocht, doch fortan lief seine Uhr unaufhaltsam ab. Sowohl die Strategische Raumflotte der EAAU war ihm auf den Fersen als auch ein eigens für die Piratenbekämpfung aufgestelltes Sondergeschwader der VOR. 
    »Für die Vernichtung der Aggression gab es nie einen hundertprozentigen Beweis.«
    »O doch, Mark. Es gibt ihn.« Mike Berger ließ den Tonspeicher rotieren und tippte eine Kombination. »Major Vanderbilt wurde von seiner Schweigepflicht entbunden. Als du auf Astropolis warst, wurde das Titan-Gefecht amtlich untersucht.«
    Ein Lautsprecher erwachte zum Leben. Eine neutrale Stimme nannte Ort und Zeitpunkt der Aufnahme. Es folgte ein Querschnitt aus der Befragung des Majors durch den Generalstaatsanwalt.
    »Wodurch wurde es ihnen klar, daß Sie es mit der Aggression zu tun hatten, Major?«
»Nun, Sir, das Schiff war unterwegs zum saturnischen Mond Titan.«
»Und das machte es bereits verdächtig?«
»Sir, um diese Zeit waren wir schon darüber im Bilde, daß der Titan-Mond Ahmed Khan als Schlupfloch diente. Zum Zwecke der Überprüfung forderte ich das Schiff zum Beidrehen auf. Es ging zum Schein darauf ein, dabei las ich den Schiffsnamen. Dann eröffnete es das Feuer.«
»Sie wurden getroffen?«
»Unerheblich, Sir, aber doch so, daß wir im Anschluß an das Gefecht in der Verfolgung behindert waren.«
»In welchem Zustand befand sich die Aggression , als Sie von ihr abließen, Major?«
»So, daß ich um keinen Preis der Welt mit ihr getauscht hätte, Sir. Sie stand in Flammen und war am Auseinanderbrechen. Sie hat zumindest einmal die volle Ladung abbekommen.«
    Mike Berger schaltete das Gerät ab. »Mark, Major Vanderbilt ist ein Offizier mit hohen Auszeichnungen. Wenn er sagt, er hat die Aggression zur Strecke gebracht, dann, verdammt noch mal, ist das so. Ahmed Khan ist tot.«
    In der Tat: Nach dem Titan-Gefecht hatte es schlagartig Ruhe gegeben, und das Nirwana-Phänomen ging auf nahezu Null zurück. Nicht, daß sich unter den Sternen kein Gesindel mehr herumtrieb. Daran fehlte es nicht. Aber an die großen Schiffe wagte es sich nicht heran. Ihm fehlte die Verwegenheit, ohne die selbst ein Pirat nicht groß und bedeutend wird. Ahmed Khan, Sohn einer marokkanischen Mutter und eines afghanischen Vaters, galt lange Zeit als führender Raumstratege der VOR. Ein mißglückter Putsch, in den er sich hatte hineinziehen lassen, beendete seine militärische Karriere und eröffnete seine Laufbahn als rücksichtslosester, brutalster und kühnster Raumpirat

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