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Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Titel: Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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eintreten. Er war unbewaffnet. Wahrscheinlich verließ er sich auf seine schwellenden Muskeln: ein Stier in Menschengestalt. Fiorentino hielt sich lauernd im Hintergrund. Auf seinem Chromschädel lag der flimmernde Glanz der Plejaden, die, wie Captain Romen sich durch einen raschen Blick durch das Bullauge überzeugt hatte, steuerbord voraus standen. Die Bell bewegte sich ungeduldig vor und zurück. 
    »Vorwärts, vorwärts!«
    Captain Romen straffte sich. 
    »Gentlemen«, sagte er, »begrüßen wir den Kommandanten! Überprüfen Sie, bevor Sie eintreten, Ihre Garderobe und machen Sie ein freundliches Gesicht.«
    Weder der Tibetaner noch Fiorentino verstanden die in diesen Worten enthaltene Ironie; den Männern der Florence Nightingale jedoch hob sie die Moral.
    Nachdem Captain Romen indes einen Fuß über die Schwelle gesetzt hatte, verging ihm das Scherzen. Das Cockpit der Vendetta sah aus wie die Intensivstation einer großen chirurgischen Klinik, und genau so roch es darin. Es roch nach Karbol, nach Chemie und nach Krankheit.
    Im allgemeinen war bei Schiffen dieser Größenordnung – ob sie unter dem Emblem der EAAU oder dem der VOR flogen – die konstruktive Ausgestaltung der Cockpit oder auch Brücke genannten wichtigsten Station ziemlich gleich. Die Unterschiede waren von wenig augenfälliger Natur. Da gab es das fast immer zentral installierte Kommandopult mit seinen Navigationselementen, Schubgebern und Bremsdüsenreglern und dem kompakten Block des VKS.
    Ferner gab es da die halbkreisförmige Installation der verschiedenen Informationsträger, zu denen sowohl die Bildschirme des Computers und des Navigationsrechners als auch die Radarmonitoren gehörten.
    Und es gab die drehbaren Schwingsessel mit den handbreiten Gurten.
    Auf der Brücke der Vendetta gab es von all dem nichts. Sogar die Verglasung war durch massive Bauelemente ersetzt worden. Indirektes künstliches Licht erhellte einen wahren Dschungel von kreuz und quer verlaufenden Kabeln und Drähten. Deren Bedeutung wurde klar, wenn man die Apparaturen, mit denen sie verbunden waren, in einen gedachten Zusammenhang brachte mit dem gespenstisch anmutenden dunklen Mittelpunkt, in den all die roten, blauen, gelben, grünen, braunen und schwarzen Kabel und die kupfer- und aluminiumfarbenen Drähte einmündeten.
    Um festzustellen, daß im Prinzip dennoch alles, was zur Führung eines unter astralen Bedingungen operierenden Schiffes gehörte, vorhanden war – dazu bedurfte es eines zweiten und vor allem fachkundigen Blickes.
    Das Kommandopult war reduziert auf das VKS. Alle anderen Hebel, Regler und Anzeigen waren noch andeutungsweise in Form von Buchsen vorhanden. Und zu jeder Buchse gehörten ein Draht oder ein Kabel.
    Ähnliches galt für den halbkreisförmigen Informationsstand. Die Bildschirme waren entfernt, die Anschlüsse belassen worden: auch sie einbezogen in das elektronische Spinnennetz mit seinem verwirrenden Mittelpunkt.
    Fiorentino, der keinen Hehl daraus machte, wie sehr er sich an der Betroffenheit von Captain Romen und dessen Männer weidete, räusperte sich: »Ahmed Khan, mit Verlaub, ich bringe die Gefangenen.«
    Ahmed Khan!
    Captain Romen durchlebte einen der schrecklichsten Augenblicke seines Lebens. Später äußerte er sich darüber: Er hätte das Gefühl gehabt, ihm geranne, als er diesen Namen vernahm, bei lebendigem Leibe das Blut. Wie jeder andere, der unter den Sternen flog, hatte er bis zu diesem Augenblick in der Gewißheit gelebt, daß Ahmed Khan der Name eines abgeschlossenen Kapitels war, dessen Schlußpunkt aus der Aufbringung und Vernichtung der Aggression bestand. 
    Das traf nicht zu.
    Richtig war, daß Ahmed Khan das Titan-Gefecht überlebt hatte und nun mit der Vendetta aufgebrochen war zu einem blutigen Rachefeldzug.
    Captain Romen war durch eine harte Schule gegangen. Die Ausbilder der VEGA hatten ihn fit gemacht für die Begegnung mit der Gefahr: äußerlich wie innerlich. Er beherrschte sich. Er ließ sich nicht anmerken, wie ihm bei dieser Erkenntnis zumute war. Stattdessen ließ er seinen Blick scheinbar gelassen über die bleichen, gespannten Gesichter seiner Männer wandern, bevor er nickte: »Gentlemen, ich vertraue darauf, daß Sie sich zu benehmen wissen.«
    Das Cockpit der Vendetta schien sich auf einmal in ein von prickelnden Strömen durchzogenes Kraftfeld zu verwandeln, und im gleichen Atemzug hüllte sich der Mittelpunkt des elektronischen Spinnengewebes in gleißendes Licht. Der Mittelpunkt war

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