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Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Titel: Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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stammen.«
    »Und was planst du jetzt, Mark?«
    »Jetzt stecken wir den Schaschlikspieß in die angrenzenden Sektoren Sechs-Drei-Sechs, Sechs-Drei-Fünf und Sechs-Drei-Vier, Mike. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Fulgor noch weitergekommen ist. Wahrscheinlich ist sie irgendwo in dem Gebiet am Schwabbeln.«
     
    Über dem Absuchen der drei Sektoren, die ich Mike Berger genannt hatte, verging der Abend und die halbe Nacht.
    Wir fanden die Fulgor schließlich auf NIS 006, wohin das Wrack verdriftet war, und da war es eben nach Mitternacht.
    Anderhalb Kabellängen von der Fulgor entfernt, hatte die Henri Dunant beigedreht, und ich hatte Muße, den Versorger in Augenschein zu nehmen, zu dem die Florence Nightingale unterwegs gewesen war.
    Die Fulgor – zumindest dies stand fest – war kein Phantom. Nichts kann trostloser und beklemmender aussehen als ein Schiffswrack unter den Sternen. Und nichts auf der Welt ist einsamer und verlassener. Es war mir nie gelungen, mich an diesen Anblick zu gewöhnen. Auch beim Betrachten des aluminiumfarbenen Hunter-Versorgers mit der klaffenden Wunde überkam mich ein Frösteln.
    Der Lautsprecher schepperte. Das FK wartete auf meine Order.
    »Frage: Blinkspruch, Sir?«
    Um festzustellen, daß wir es mit einem verlassenen Schiff zu tun hatten, benötigte ich keinen Bikolars. Die Cockpitverglasung war überfroren. Und das offene Mannloch, durch das die Besatzung von Bord gegangen war, ließ sich nicht übersehen. 
    »Danke, Lieutenant Levy, nicht nötig.«
    Die Spur, der ich gefolgt war, endete an diesem Punkt. Und nun begannen erneut die Fragen. Der Umstand, daß die Besatzung das Schiff verlassen hatte, ließ den Schluß zu, daß die Florence Nightingale die Leute abgeborgen hatte: irgendwann in der fraglichen Zeit, irgendwo auf der zurückverlängerten Driftlinie.
    Aber warum hatte sie danach nicht Kurs genommen auf Las Lunas, wie das üblich war, um die Geretteten an Land zu setzen?
    Ein zusätzlicher Notfall hätte dem im Wege stehen können. Aber von einem zusätzlichen Notfall war der Raumnotwache nichts bekannt. Und warum ließ die Florence Nightingale nichts mehr von sich hören?
    Vielleicht brachte uns eine Untersuchung des Wracks weiter. 
    »Captess, Bootsmanöver!«
    »Bootsmanöver. Aye, aye, Sir.«
    Captess Kato überprüfte die Anzeigen.
    »Schiff ist klar, Sir.«
    Sie wandte mir das Gesicht mit den mandelförmigen Augen zu, und ich spürte, wie sehr sie meine Sorge teilte.
     
    Das Dingi kehrte zurück, und ich sah auf dem BVN-Monitor zu, wie die beiden Männer ausstiegen. Lieutenant Xuma hob, als er an der Kamera vorüberschritt, verdrossen die Schultern. Lieutenant Stoganow zeigte mir den nach unten weisenden Daumen: Fehlanzeige. Eine Minute später erschien er auf der Brücke.
    Die Durchsuchung der Fulgor , die mit einer Ladung für die Aufbereitung bestimmter radioaktiver Elemente unterwegs gewesen war, hatte zu keinen neuen Erkenntnissen geführt. Die Besatzung hatte aus zwei Piloten bestanden, und bevor diese das Schiff räumte, hatte sie die Aufzeichnungen des Bordbuches sichergestellt. In den meisten Räumen herrschte bereits die Temperatur des Weltraumes: die üblichen 273,15 Grad Celsius unter Null. Bevor Lieutenant Stroganow im Kartenhaus entschwand, drehte er sich noch einmal um. 
    »Fast hätte ich's vergessen, Sir. Professor Deschehen …«
    »Wer?«
    »Professor Deschehen, Sir. Der Guru. Er hat den Wunsch geäußert, mit Ihnen zu reden.«
    Ich dachte an die Florence Nightingale , von der jede Spur fehlte. Capitain Romen war ein Mann mit erheblicher Erfahrung, und ihm zur Seite stand eine erstklassige Crew: ausgesuchte Leute. Ein solcherart besetztes Schiff ging nicht einfach verloren wie Hänsel und Gretel im Wald. Was hatte sich zugetragen?
    Zum ersten Mal in meiner Laufbahn stand ich vor dem Nirwana-Phänomen. Aber was besagte dieses Schlagwort schon? Keine Wirkung ohne Ursache. Kein Schiffsverlust ohne einen handfesten Grund. 
    Ich dachte an meine Expedition zur festgekommenen Han Wu Ti . Auf dem Rückflug zur Erde war die Explorator mit mir als Commander zweimal um ein Haar in Verschollenheit geraten: das erste Mal, als das Schiff in den Strudel eines Schwarzen Lochs geriet; und das andere Mal auf dem Saturnmond Phoebe.
    Nirwana-Phänomen? Blödsinn. Man durfte getrost annehmen, daß Captain Romen mit seiner Florence Nightingale in ähnlichen Schwierigkeiten steckte wie ich damals. 
    »Sir!«
    Ich hatte Lieutenant Stroganow völlig

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