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Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Titel: Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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vergessen.
    »Ja, Lieutenant?«
    »Der Guru, Sir. Professor Deschehen. Was darf ich ihm ausrichten?«
    Der Quarantänefall war noch immer an Bord. Es war mir mehr oder minder entfallen. Unser Passagier hatte im Hospital Quartier bezogen. Ich sah und hörte nichts von ihm. Und so sollte es auch bleiben. 
    »Richten Sie ihm aus – er stört.«
    Lieutenant Stroganow neigte den Kopf.
    »Aye, aye, Sir.«
    Der Guru hatte mir gerade noch gefehlt. Ich stand vor einem Problem und war ratlos. Ich schlug mich mit der Frage herum, ob ich nicht besser daran tat, die Suche abzubrechen. In meiner Kammer nahm ich mir die Florence Nightingale -Mappe vor.
    Die Personalkarten samt Lebenslauf und Foto halfen mir nicht weiter. Ich warf sie auf die Koje und nahm mir die Durchschläge der Werft-Protokolle vor.
    Eine vage Spur zeichnete sich ab. Im November hatte es Ärger gegeben mit dem Impulsregler. Auf einer Werft in Budapest hatte man das Aggregat überholt. Das Protokoll enthielt den Vermerk: Bei Gelegenheit austauschen! Ein Ausfall des Impulsreglers konnte unter bestimmten Voraussetzungen zu einem totalen Blackout führen.
    Ich verließ meine Kammer, stieg hoch ins Kartenhaus und ließ mir von Lieutenant Stroganow Auskunft über den nächstgelegenen Landeplatz geben. Anschließend begab ich mich ins FK und ließ mich mit der Raumnotwache Las Lunas verbinden. Hua McKim nahm das Gespräch entgegen. 
    »Commander?«
    Ich kam ohne Umschweife zur Sache.
    »McKim, haben Sie irgendwelche Unterlagen über Hidalgo?«
    »Planetoid Hidalgo, Sir?«
    »Richtig.«
    »Nur das übliche, Sir. Warum?«
    »Es könnte sein, daß die Florence Nightingale dort aufgesetzt hat, um zu reparieren.«
    »Verstehe. Welchen Schaden könnte sie haben?«
    »Der Impulsregler.«
    »Ach, du Scheiße!«
    »McKim, das ist nur ein vager Verdacht. Ich wollte nur, daß Sie über meinen Verbleib Bescheid wissen. Also, wenn für mich nichts vorliegt, mache ich mich jetzt dorthin auf die Socken …«
    Es lag nichts vor, und so beendete ich das Gespräch und begab mich auf die Brücke, um Captess Kato abzulösen. Ich blieb im Cockpit, bis ich die neuen Koordinaten bekommen hatte und die Schiffsführung für die nächsten dreizehn Stunden abtrat an das VKS.
    Danach begab ich mich in die Messe, nahm ein rasches und wenig schmackhaftes Essen aus dem Automaten zu mir, spülte mit einem halben Liter Kaffee nach und machte mich erneut auf den Weg zur Brücke.
    In meiner Kammer brannte Licht. Ich zog die Tür auf.
    In meiner Kammer stand Professor Deschehen und betrachtete Captain Romens Foto auf der Personalkarte. Der Guru war, wie wir ihn auf Mandarin vorgefunden hatten, nackt bis auf einen Lendenschurz.
    Aus irgendeinem Grund empfand ich das nicht als lächerlich. Zum ersten Mal vernahm ich seine Stimme. Er sprach das Metro fast ohne Akzent. Er sprach es mit einer Stimme, die sich anhörte wie der Klang einer großen, schweren Glocke.
    »Es gibt Gesichter, Commander, auf die ein Blick genügt, um sagen zu können: mit ihnen läßt sich nicht arbeiten. Die meisten westlichen Menschen haben solche Gesichter. Auch Sie selbst, Sir. Das ist kein Vorwurf. Verstehen Sie mich recht. Es sagt nichts aus über den Wert oder Unwert eines Menschen. Andererseits« – er legte die Personalkarte wieder auf den Tisch – »dieses Gesicht ist anders. Es kommt mir entgegen.«
    Ich streckte eine Hand aus, drückte die Taste der Bordsprechanlage und sagte: »Lieutenant O'Brien! Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie Ehrwürden zurück ins Hospital begleiten würden.«
    Der Guru schüttelte den Kopf.
    »Bemühen Sie den Lieutenant nicht, Commander. Ich wollte Sie ohnehin wieder verlassen, um in Ruhe zu arbeiten. Was Ihnen fehlt, ist, nehme ich an, eine exakte Position.«
    Ich wartete, bis er sich entfernt hatte, dann nahm ich meinen Platz im Cockpit wieder ein und überließ mich dem kalten, feierlichen Silberlicht der Sterne.

9.
Mark Brandis,
Chef Raumnotrettungsflotte UGzRR
Eingabe ins elektronische Bordbuch
    In der gläsernen Leere des Raumes schwebte vor dem Bug der Henri Dunant ein unförmiger Klumpen Materie. Er war braun wie Feuerstein und glich eher dem Faustkeil eines vorzeitlichen Titanen als einem gesetzmäßig kreisenden Himmelskörper. Der Planetoid Hidalgo war ein kompakter Gesteinsbrocken. Zwischen den Polen der größten Ausdehnung betrug der Durchmesser knappe fünfhundert Kilometer.
    Über Hidalgos Herkunft und sein Alter gab es lediglich Vermutungen. Die neueste

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