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Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Titel: Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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er in diesem Zustand, ein Mensch ohne Körper. Der Anlaß zur Feier war für einen normalen, heilen Verstand nicht zu begreifen. Die Glocke war in festliches Licht getaucht. Die Wirkung, die sich damit verband, war gewiß ebensowenig beabsichtigt, wie sie abstoßend war. Mehr denn je sah Ahmed Khan – das Gehirn – aus wie eine illuminierte eklige Spinne, die im Mittelpunkt ihres verschlungenen Netzes auf Beute lauert.
    Man sollte sich freilich durch den Ekel nicht von einer nüchternen Feststellung des Sachverhalts abhalten lassen. Der Umstand, daß hier ein von unstillbarer Rachsucht getriebener krimineller menschlicher Geist mit einer Maschine eine praktisch nicht mehr auflösbare Verbindung eingegangen war, mochte schaudern machen; er markierte aber auch einen Höhepunkt der Human-Technologie. Die Vendetta war das bei weitem intelligentest geführte Schiff, das man sich denken konnte. 
    Captain Romen verspürte ein Frösteln. Er blieb stehen und breitete die Arme aus, um seine Männer vor etwaigen Unbesonnenheiten zu bewahren. Die elektronische Mauer, die sich rings um die Glocke mit kaum wahrnehmbarem Flimmern abzeichnete, war eine tödliche Realität. Lieutenant Anderson war gerade noch einmal davongekommen.
    Es war wie beim ersten Mal: Ahmed Khan führte das Wort. Fiorentino und Wang Fu hielten den Zugang zur Brücke besetzt. Der Tibetaner verfiel dann und wann in sein albernes Gekicher, und Fiorentino spielte mit der Bell. Er sicherte und entsicherte sie mit aufreizender Monotonie.
    Das schwarze Podest, auf dem die gläserne Glocke stand, brach das Schweigen.
    »Ich nehme an, Sie wissen bereits, was das für ein Tag ist?«
    Captain Romen neigte den Kopf. Es war angebracht zu antworten.
    »Wir wissen es.«
    Das Podest schwieg. Die haarfeinen Drähte in der Glocke vibrierten. Das Teleskopauge richtete sich starr auf Albrecht und Piersanti. 
    »Vor drei Jahren«, sagte die Stimme im Lautsprecher, »beschloß ich zurückzukehren und Rache zu nehmen. Man hielt mich für tot, aber ich blieb am Leben. Seitdem lege ich Wert darauf, daß dieser Tag festlich begangen wird. Meine Männer freuen sich jedesmal darauf. Ich muß sie bei Laune halten, es fehlt ihnen an Abwechslung. Fürs erste habe ich ihnen zum Zeitvertreib die beiden Fulgor -Piloten versprochen. Die Wetten stehen zehn zu eins, daß ihr Mut auf Serpens arg ins Wanken kommen wird.«
    Das Blubble war folglich beschlossene Sache. Das Dingi hatte den Auftrag, nach einer geeigneten Arena Ausschau zu halten.
    In der plötzlichen Stille konnte man hören, wie Albrecht schluckte.
    Piersanti flüsterte mit tonloser Stimme das Vaterunser. Captain Romen hatte die Hände zu Fäusten geballt, aber er sah sich nicht um. Wozu? Er vermochte weder zu helfen, noch zu trösten. Er rührte sich auch dann nicht, als der Tibetaner wieder anfing zu kichern und vor den beiden Fulgor -Piloten, indem er sie zugleich von den anderen absonderte, in die für ihn charakteristische sprungbereite Karatepostion ging. Was es zu sehen gab, sah er auch so. Die gläserne Glocke wirkte wie ein Spiegel. Fiorentino beugte allen Eventualitäten vor. Er entsicherte, nunmehr endgültig, die Bell und brachte sie in Anschlag.
    Den Gedanken an Widerstand konnte man fallen lassen. Die beiden Fulgor -Piloten hatten nichts ausgerichtet. Man würde auch mit vereinten Kräften nichts ausrichten. Die Wächter waren auf der Hut, und die elektronische Mauer ließ sich weder mit bloßen Händen noch mit einer Waffe bezwingen. Und ohnehin – das Dingi war gewiß längst auf dem Rückweg. Die Uhr der Fulgor -Piloten rann unaufhaltsam ab.
    Die kehlige Stimme meldete sich erneut. »Ich setze mein Vertrauen darin, daß für Sie, Captain, und für die Männer von der Florence Nightingale diese Lektion von heilsamer Wirkung sein wird. Sie hatten sich Bedenkzeit ausbedungen. Nun gut, bedenken Sie auch dies: Serpens ist nicht die einzige Wüste unter den Sternen, auf der man Blubble spielen kann, und meine Leute sind versessen auf Abwechslung. Ich habe schon angedeutet, Captain, daß Sie womöglich unser nächstes Opfer sein werden. Freilich, wenn Sie sich bereit erklären, als Ausbilder …«
    Das Podest verstummte. Die roten und grünen Lämpchen hatten zu flackern begonnen. Die Reihenfolge ihres Aufleuchtens und Erlöschens kennzeichnete eine optische Tätigkeit. Ahmed Khan hatte in seiner Eigenschaft als Kommandant zu tun bekommen. Das Gehirn traf Vorbereitungen, um das von der Erkundung zurückkehrende Dingi

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