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Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon

Titel: Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon
Autoren: Mark Brandis
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gab es nichts auszusetzen. Ein ganzes Team weißbekittelter Ingenieure und hochqualifizierter Facharbeiter hätte sie nicht besser machen können.
    Im Bordbuch hielt ich diese Tatsache fest: zwecks späterer Übertragung in Lieutenant Xumas Personalakte. Er hatte das redlich verdient. Sollte er sich einmal anderweitig bewerben, war eine solche Eintragung Gold wert. Der Umwälzer lief wie geschmiert. Ein paarmal brachte ich das Triebwerk auf volle Leistung: positiv minus Null; dabei traten nirgendwo Überhitzungen auf. Alle Werte waren normal.
    Die letzte Umrundung brachte uns näher an Oberon heran. Vor etlichen Jahren hatte er für den Schiffsverkehr als auch für die interplanetarische Kommunikation als Reflektor eine Rolle gespielt. Die Basis war längst geräumt, die Geräte abtransportiert. Mein Blick wanderte über bizarre Felsformationen und ein verwirrendes Labyrinth tiefeingekerbter Schluchten. Darunter gab es vermutlich noch ein paar verlassene Energiestollen. Das Gestein sah aus, als hätte es irgendwann einmal die Blattern gehabt: fremdartige, feindselige Materie. Ich wandte mich ab.
    Nach sechs Flugstunden vermerkte ich im Bordbuch unter Hinzufügung von Datum und Uhrzeit: Probeflug abgeschlossen. HD klar zum Einsatz. Gleiches teilte ich der Besatzung mit und sprach ihr meine Anerkennung aus. Ich war im Begriff, die Raumnotwache Las Lunas zu rufen, als ich ins FK gebeten wurde.
    Im akustischen Durcheinander von kosmischem Rauschen, stellarem Geknatter und blechern klingenden menschlichen Stimmen saß Lieutenant Levy mit konzentriertem Gesicht und lauschte dem Dialog, den die Mahatma Gandhi mit dem Raumfrachter Orbis führte. „Ich dachte, Sir, das würde Sie interessieren ..."
    Ich klemmte mich in eine Ecke und hörte zu.
    „... tut mir leid , aber ich habe abdrehen müssen, zu viele Klamotten." Ich erkannte die Stimme von Commander Giap. „Ich versuche es gleich noch einmal - von der anderen Seite. Frage: Ist es Ihnen vielleicht möglich, das Schiff zu drehen?"
    Die Mahatma Gandhi hatte es also geschafft. Sie war am Ball und manövrierte sich unter widrigen Umständen an den Havaristen heran.
    „Negativ", antwortete die Orbis. „Ich habe keinerlei Antrieb mehr. Ich könnte allenfalls... "
    Die Orbis verstummte. Eine Weile hörte man nichts als Knattern und Rauschen. Lieutenant Levy wiegte den Kopf.
    „Die VORs setzen ihren Ehrgeiz da rein."
    Ich widersprach. „Mit Ehrgeiz, Lieutenant, hat die ganze Sache nicht mehr viel zu tun. Giap ist eine einfache Haut."
    Im Lautsprecher sagte Commander Giaps Stimme: „Was ist los, Orbis?"
    „Scheiße!"
    Das war wieder die Orbis. „Wir haben gerade einen verpaßt bekommen und mußten die Schotten kontrollieren. Frachtraum Vier hat ein Loch."
    „Rogen Wir haben selbst zu kämpfen. All right, Orbis, sobald dieser Schwall vorüber ist, komme ich von Lee und setze das Dingi aus. Haben Sie das mitbekommen?"
    „Positiv. Sie kommen von Lee."
    „Ich muß jetzt erst mal abdrehen, aber ich lasse Sie nicht im Stich, Orbis, ich lasse Sie nicht im Stich. Sobald die Piste halbwegs sauber ist, komme ich von Lee. Sie halten sich klar."
    Der Dialog brach ab. Was geschehen war, lag auf der Hand. Giap hatte es versucht und war zurückgeschlagen worden. Dem Anschein nach steckten die Schiffe in einem frühen Ausläufer von ,Apokalypse' . Commander Giap hatte von einem Schwall gesprochen. Wahrscheinlich hatte er sein Schiff in halbwegs sichere Entfernung zurückgezogen und wartete nun auf eine Sturmlücke, um die Orbis zu umrunden und dann an ihrer sturmabgewandten Seite längsseits zu gehen.
    Es war und blieb ein Himmelfahrtsunternehmen. Jeden Augenblick konnte die Mahatma Gandhi selbst getroffen werden. Bereits hinter einem Meteoriten von Kirschkerngröße saß die Brisanz einer schweren Granate.
    Lieutenant Levy wollte eine Verbindung herstellen zur Mahatma Gandhi. Ich winkte ab. Giap bedurfte meines Rates nicht. Er allein mußte entscheiden, ob er das Wagnis unternahm. Niemand konnte ihn dazu zwingen - und niemand würde ihm je einen Vorwurf machen, falls er das Unmögliche einer Bergung einsah und abdrehte.
    Ich trat ans Fenster.
    Oberon lag irgendwo hinter uns. Die Henri Dunant lag auf einem Kurs, der sie auf das Sternbild des Orion zuzuführen schien. Auf dem schwarzen Samt standen Beteigeuze, Bellatrix und Rigel wie verführerisch flimmernde Diamanten. Ihr kaltes Licht legte sich weiß wie ein Leichentuch auf meinen Ärmel. Das Licht war alt. Das Licht war, bevor es
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