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Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon

Titel: Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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mich erreichte, durch Räume geeilt, deren Unendlichkeit den Menschen schauern macht. Unser Planetensystem war darin nicht mehr als ein Staubkorn.
    Ich wandte mich ab, ging um die Geräte herum und warf einen Blick auf die eingeblendete Karte. Das war zwar nur die FK-Karte mit den eingetragenen Leitketten und Lichtfunkfrequenzen. Sie reichte jedoch aus, um mir ein Bild zu machen. Im Raumgebiet Oskar Papa Papa dominierte das stets schwindsüchtig wirkende Licht des Krebses.
    Der Dialog im Lautsprecher setzte wieder ein.
    „Also, Orbis, wenn alles gutgeht, bin ich in elf Minuten bei Ihnen. Frage: Wie ist die Lage an Bord?"
    Die Antwort war kaum zu verstehen.
    „... zwei Schotten weggeknallt. Schlage vor, wir gehen schon von Bord."
    „Roger, Orbis, wenn Sie meinen, von Bord gehen zu müssen, tun
    Sie das. Ich picke Sie dann mit dem Dingi auf."
    „Positiv, Gandhi. Sie picken uns auf. Ich schalte ab. Schluß und Ende."
    Der Schlußakt des Dramas hatte begonnen. Die Orbis brach auseinander. Der Besatzung blieb keine Wahl: Mitten in den Vorböen des kosmischen Hurrikans ,Apokalypse' stieg sie aus. Mich überlief es kalt.
    Die Stimmen waren verstummt. Ich ließ eine Verbindung zur Raumnotwache Las Lunas herstellen und sagte Mike Berger, daß, falls keine gegenteilige Anweisung vorläge, die Henri Dunant wieder ihre Raumposition bezöge - diesmal klar zum Einsatz.
    „Roger", bestätigte Mike Berger und sagte dann: „Augenblick, Augenblick, schalte nicht ab, ich bin gleich wieder dran."
    Während ich wartete, rief ich die Brücke und wies Captess Kato an, die Ansteuerung der Position einzuleiten. Die Besatzung hatte in den letzten Tagen Schwerstarbeit verrichten müssen; je früher sie nun zur Ruhe kam, desto besser war das.
    Mike Berger meldete sich erneut. Er hatte gerade mit der Mahatma Gandhi gesprochen. Dort war alles wohlauf.
    „Sie haben die fünf Männecken tatsächlich aufgepickt, Mark, und sind auf dem Heimflug. Der Verletzte liegt im Hospital und wird verarztet."
    Mir fiel ein Stein vom Herzen. Die Mahatma Gandhi -der kleine Giap - hatte es allen Schwierigkeiten zum Trotz geschafft: Die Bergung war gelungen. Nach dem zu urteilen, was ich am Lautsprecher mitbekommen hatte, war Giap eine Meisterleistung geglückt. Sie hatte in höchstem Maß fliegerisches Können verlangt und sehr viel Kaltblütigkeit. Und - nicht zu vergessen - Mut.
    „Mike", erwiderte ich, „ein paar solcher Giaps mehr könnten dem Verein nicht schaden." Ich wechselte das Thema. „Wie ist denn so die Raumlage?"
    „Miserabel", antwortete Mike Berger. „Wieso? Hält man dich nicht auf dem laufenden ?"
    „Im allgemeinen schon. Heute hockte ich, als der Report durchkam, gerade hinter dem Oberon. Läßt sich da was nachholen ?"
    „Sicher", sagte Mike Berger, „du bekommst, was du brauchst, den ganzen astralen Kladderadatsch, gib mir ein paar Minuten Zeit."
    Ein Lautsprecher knackte und rief mich auf die Brücke. Ich beendete das Gespräch und beeilte mich.
    Auf dem Monitor Caesar war unsere Stammposition UCO eingeblendet. Das Bild war in Aufruhr. Captess Kato sprach mit dem RC.
    „Und Ihr Vorschlag, Lieutenant?"
    „Ausweichen, Captess. Das Zeug ist der reinste Kies."
    „Roger, RC." Captess Kato wandte sich an mich.
    „Uniform Charlie Oskar fällt vorübergehend aus, Sir. Dreck auf der Piste, wie man so sagt."
    Man sah es mit bloßem Auge. Der Oberon, der um diese Zeit Backbord querab stand, war kaum zu sehen. Er hatte sich in schmierige Schleier gehüllt. Der ganze Raum, so weit der Blick reichte, war in Bewegung.
    Inzwischen weiß man mehr über dieses Phänomen. Die Wissenschaftler haben sich mit den Schwarzen Wochen beschäftigt und sind dabei zu der mehr oder minder einhelligen Ansicht gelangt, daß sich dieses Naturereignis in einem noch nicht entschlüsselten Rhythmus wiederholt. Die einen rechnen mit einem Intervall von 13679 Jahren, die anderen mit einer wesentlich rascher ablaufenden Folge. Die jüngste Theorie spricht von einem Zyklus von 99 Jahren.
    Im Jahre 2083 war von all dem noch nicht die Rede. ,Apokalypse' traf die Raumschiffahrt wie der gern zitierte Blitz aus heiterem Himmel. Da man Vergleichbares noch nie erlebt hatte, ließ man sich eine kosmische Katastrophe dieses Ausmaßes und dieser Vehemenz nicht träumen. In die Euphorie einer vom Fortschrittswahn geblendeten Technik, die alles für machbar erklärt hatte, fielen die Trümmer einer vor fünf Millionen Jahren stattgefundenen Explosion und machten uns auf die

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