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Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon

Titel: Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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aufrechthielt, war der Gedanke an die Orbis. Das Schicksal seiner fünfköpfigen Besatzung ging uns, wie man so sagt, an die Nieren. Was es heißt, auf einem wracken Schiff durch den leeren Raum zu driften, während an Bord nach und nach die Aggregate versagen - Belüftung. Beleuchtung, Heizung -, bis schließlich nichts mehr davon vorhanden ist und es unter dem feierlichen Licht gleichgültiger Sterne nur noch Kälte gibt, Atemlosigkeit und Tod: das kann nur nachempfinden, wer das selbst bereits am eigenen Leibe erlebt hat.
    Auch die Männer der Orbis verstanden sich aufs Rechnen. Sie waren in der Lage, ihre Position zu nehmen, so daß es für sie kein Geheimnis war, wohin ihr Schiff driftete. Sie konnten es sich an den Fingern abzählen, wann ihnen ,Apokalypse' den Rest geben würde - falls man sie nicht zuvor abbarg.
    In den Augen des neuen Ersten Vormannes war die Besatzung der Orbis bereits so gut wie tot. Daß sie noch Lebenszeichen von sich gab, rechtfertigte nicht die Gefährdung der Elsa Brandstroem. Vielleicht tat Captess Kato ihm unrecht; vielleicht war er nur Realist: ein Mann, der die Lage mit nüchterneren Augen sah als ich. Unser Realismus war von einer grundsätzlich anderen Art. Wir versetzten uns in die Lage der fünf armen Teufel, die langsam, aber sicher einem grauenhaften Tod entgegentrieben - nur weil unser Schiff, die Henri Dunant, in diesen entscheidenden Tagen nicht klar zum Einsatz war -, und das half uns, die sich ankündigende Erschöpfung immer noch ein Stück hinauszuschieben.
    Am frühen Nachmittag schickte ich Lieutenant Stroganow los, um vom Heck aus das Einregulieren der Außensensoren zu dirigieren. Mit einer thermischen Meßlatte sollte er eine Reihe von Bezugspunkten setzen.
    Wir waren noch mit dem Einregulieren beschäftigt, als Lieutenant O'Brien, dem im RC mittels des AMS die Raumüberwachung oblag, uns zurückpfiff.
    „Sir, da hält was auf uns zu - bestimmt nicht unter zweitausend RMP!"
    „Roger, RC!", bestätigte ich. „Wieviel Zeit bleibt uns?"
    „Genug, um gemütlich einzusteigen, Sir."
    „Danke, RC"
    Ich gab Anweisung, die Arbeit einzustellen, ließ den Rucksack anspringen, und schwang mich mit fauchender und rüttelnder Düse in die Höhe.
    Lieutenant Stroganow winkte mir zu.
    „Gleich, Sir."
    Er legte sich die Meßlatte zurecht, versetzte ihr einen Stoß, und während sie in eleganter Schwerlosigkeit am Rumpf entlangsegelte, zündete er den Rucksack und katapultierte sich hinterher. Ich hörte ihn fluchen, während er mit der rechten Hand am Regler nestelte. Das Triebwerk des Rucksacks lief unsauber. Es drückte ihn über die Meßlatte hinweg in den freien Raum. Dort setzte es auf einmal aus und war nicht mehr in Gang zu bringen.
    Pannen dieser Art waren nicht eben häufig, aber sie kamen vor. In der Regel waren sie ungefährlich. Fünfzig Meter vor der Schleuse kämpfte Lieutenant Stroganow grollend mit der Tücke des Objekts.
    „Steigen Sie doch schon ein, Sir!"
    Ich sah ihn ohne Erfolg zwei-, dreimal hintereinander den Startknopf drücken. Das Motörchen auf seinem Rücken sagte nicht Piep und nicht Papp.
    Im Helm erklang Lieutenant O'Briens Stimme.
    „Sir, es ist höchste Zeit!"
    Die dunkle Vergangenheit des Universums war erneut im Anmarsch. Anderswo tobten sich ,Roswitha' und ,Tamara' aus, sammelte sich fünf Millionen altes astrales Geröll zum apokalyptischen Hurrikan. Daran gemessen, konnten wir auf unserer Raumposition UCO vorerst nicht klagen. Mehr als ein paar durchziehende Staubfelder hatten wir nicht abbekommen. Auch das neuerlich heraufziehende Feld war, sofern man sich in gesicherten Räumen befand, harmloser Natur.
    Draußen jedoch mußte es einen unweigerlich zu Tode hämmern.
    „Roger, Lieutenant", erwiderte ich. „Wir kommen."
    Ich stieß mich ab und nahm Kurs auf meinen Navigator, der - in der Erkenntnis, daß die Technik ihn auch weiterhin im Stich ließ -begonnen hatte, sich mit Schwimm- und Tretbewegungen Zoll um Zoll in Richtung auf den Einstieg voranzuarbeiten.
    Auf halber Strecke traf mich der erste Schlag eines unsichtbaren Schmiedehammers. Meine linke Schulter war auf einmal wie gelähmt. Ein zweiter Schlag traf mich in der Höhe der Nieren und jagte mir rote und schwarze Nebel des Schmerzes vor die Augen. Und zugleich dröhnte im Helm Lieutenant Stroganows Stimme, die mich aufforderte, mich ohne Rücksicht auf seine Person in Sicherheit zu bringen.
    „Zurück, Sir! Zurück!"
    Die himmlischen Schmiedehämmer schlugen nun immer

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