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Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor

Titel: Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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beklemmenden Welt alles Leben erloschen war? Bisher hatten wir es nicht herausgefunden. Uns fehlten dazu die Hilfsmittel. Vor allem aber fehlte uns die Zeit. Denn was die Zeit anging, hatte Busch sicherlich recht: sie war unser Feind. Wir mußten fort von hier, bevor uns der Wahnsinn ergriff.
    Brandis führte. O'Brien hielt sich an seiner Seite. Xuma und Levy sicherten nach den Seiten. Stroganow und ich gingen am Schluß.
    Diesmal waren wir uns der Gefahr, in der wir uns befanden, bewußt.
    Auch um herauszufinden, was die Spinnen dazu veranlaßt hatte, zu diesem wahrhaft gigantischen Format heranzuwachsen, hätte man sich Zeit nehmen müssen. Wahrscheinlich lag es an den Umwelteinflüssen. Hatten sich nicht im vergangenen Jahrhundert auf dem Bikini-Atoll nach einer ganzen Serie von Atomexplosionen die Ratten vermehrt, obwohl sie von rechts wegen hätten tot sein müssen?
    Ein paarmal sah sich Brandis genötigt, die Richtung zu ändern. Wo wir beide am Vortage gegangen waren, war oft kein Durchkommen mehr. Frische Spinnennetze waren dazugekommen. Im grauen Licht sah man sie erst im buchstäblich letzten Augenblick. Die Spinnen, die
    dazu gehörten, zeigten sich nicht. Sie saßen im Gebüsch und warteten ab. Gelegentlich konnte man sie hören: mit jenem trockenen Rascheln, das durch Mark und Bein ging. Und man konnte sie riechen. Der Geruch, der von ihnen ausging, erinnerte mich an die Stinkmorcheln, die es bei uns daheim im Walde gab.
    Ich verbarg meine Furcht hinter einem Gespräch, das ich mit dem alten Navigator anknüpfte.
    „Was sagen Sie dazu, Iwan: Schaffen wir's, aus diesem Loch wieder herauszukrabbeln?"
    Stroganow war zuversichtlich. Er stieß mir aufmunternd den Ellbogen in die Rippen.
    „Natürlich."
    „Warum?"
    „Wir haben schon öfter in der Tinte gesessen. Manch guter Commander hätte glatt aufgegeben." Stroganow wies nach vorn. „Der nicht. Der hat uns rausgeholt, immer wieder. Ich erinnere mich: damals auf Pilgim 2000..."
    Was Lieutenant Stroganow dazu veranlaßte, seine kaum begonnene Erzählung zu unterbrechen, war ein markerschütternder Schrei.
    Brandis war stehengeblieben. Wir taten es ihm nach und lauschten.
    Der Schrei wiederholte sich: noch lauter, noch gellender, noch verzweifelter. Es war der Schrei eines Menschen in höchster Todesnot.
    „Mein Gott!" entfuhr es Stroganozo. „Das ist doch ..."
    Brandis war bereits wieder in Bewegung.
    „Vorwärts, vorwärts!" sagte er. „Aber immer beieinander bleiben! Nichts geschieht, ohne daß ich es anordne!"
    Die Schreie führten uns. Sie ließen sich vernehmen in einem Gelände, das wir diesmal beinahe schon umgangen hatten: aus dem Busch- und Sträucherfilz der verwilderten Gärtnerei.
    Bei aller Eile war Brandis darauf bedacht, keinen falschen Schritt zu tun. Ein paarmal blieb er stehen und scheuchte uns zurück: dann wußte ich, daß wieder einmal vom kein Durchkommen war. Erst als wir hinaustraten auf den mir schon von einem Hin- und einem Rückmarsch her bekannten Weg, begann er zu laufen. Es war nicht weit.
    Die anderen mochten das Hindernis umgangen haben -Owen Sheriff jedoch, der Popsänger, war hineingerannt. Der himmelblaue Frack klebte mitten in einem riesigen Spinnennetz. An dem Zustand des Netzes konnte man sehen, daß er versucht hatte, sich zu befreien. Nun schrie er nur noch.
    Ich ertrug es nicht. Ich ließ alle Vorsicht fahren und stürzte los.
    Ich hörte noch, wie Brandis rief: „Martin! Aufgepaßt!"
    Danach hielt etwas mit sanfter Unnachgiebigkeit mein rechtes Bein fest, und indem ich den Arm haltsuchend in die Höhe warf setzte ein, was sich nur noch als Alptraum im Alptraum bezeichnen läßt. Auch mein Arm war plötzlich gefangen. Ich zog und zerrte wie ein Wahnsinniger, und mit jeder Bewegung, die ich tat, wurde der mir verbliebene Spielraum kleiner. Eine Hand hatte ich noch frei, die linke, und mit dieser griff ich nun über meinem Kopf hinweg nach rechts, um meinen gefesselten Arm zu befreien - aber auch diese verfing sich in klebriger Gefangenschaft. Damit saß ich endgültig fest.
    All das kann nicht länger gedauert haben als eine Sekunde. Als ich endlich begriff, was sich zugetragen hatte - daß ich in meinem blinden Eifer, Owen Sheriff zur Hilfe zu kommen, selbst in eines der allenthalben lauernden Spinnennetze geraten war - drehte ich durch.
    In meiner Erinnerung klafft eine Lücke.
    Irgendwann, weiß ich, kam ich zu mir. Ich lag wimmernd auf dem Weg, und die Männer der Henri Dunant waren damit beschäftigt,

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