Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor
waren so raffiniert angebracht, daß man sie nicht umgehen konnte, zumal die raschelnden Laute hinter den Büschen auf die Anwesenheit von ein paar Rudeln brauner Jagdspinnen schließen ließen.
Meloni hatte uns einen noch halbwegs freien Umweg beschrieben. Er führte über das Gelände einer Raffinerie: ein schmaler Pfad zwischen Tanks, Kesseln und aluminiumfarbenen Rohren. Der Umweg kostete uns jeweils eine zusätzliche Stunde; folglich konnte man sich ausrechnen, daß an einen alsbaldigen Start nicht zu denken war.
Meloni, der uns bereits erwartete, war nicht untätig gewesen. Er hatte von irgendwoher einen geflickten Handkarren organisiert, so daß wir die Zentnerlast der gefüllten Ampulle erst zu spüren bekamen, sobald wir sie uns draußen auf die Schulter wuchteten.
Der Marsch zum Schiff war die reinste Tortur. Es ging bergauf und bergab - und all das in einer Schwüle, die selbst einen unbepackten Wanderer dazu veranlaßt hätte, gepeinigt nach Luft zu ringen. Um den schmerzhaften Druck der Ampulle auf die Schulter etwas zu mildern, hatte ich mir das Hemd ausgezogen und gefaltet als Polster dazwischengelegt. Viel Erleichterung brachte das nicht.
Es fehlte nicht an Momenten, in denen ich Levy, der das Tempo angab, am liebsten um Gnade angebettelt hätte. Aber da auch Busch, der vor mir unter der gleichen Zentnerlast keuchte, dies nicht tat, blieb mein Mund versiegelt. Was Busch konnte, konnte ich auch.
Am Schiff angekommen, gönnte Levy uns eine kurze Verschnaufpause; danach wurden erneut die Ampullen geschultert, und es ging die schwankende Rampe hinauf - höher und immer höher, bis man die Last schließlich aufatmend in die Schlinge des Flaschenzuges schieben konnte, mit dessen Hilfe Brandis das Uranit zum eigentlichen Tankstutzen hinaufwand.
Auf dem Rand des Stutzens hielt sich O'Brien, durch ein Seil einigermaßen gesichert, bereit, um die aufschwebende Ampulle in Empfang zu nehmen, zu drehen und sodann in die gähnende Tanköffnung hinein zu entleeren.
Allein ihm dabei zuzusehen, bewirkte, daß mir schwindelig wurde. Die Aufgabe, die ihm zugefallen war, erforderte immer wieder blitzschnelle Reaktionen. Was, wenn er einmal abglitt und die Leine nicht hielt? Seine Arbeit war lebensgefährlich. Ich mochte mit ihm nicht tauschen. Lieber schleppte ich.
Kurz nach fünfzehn Uhr machten wir uns zum dritten Mal auf den Weg. Wie rasch oder wie langsam man mit dem Betanken vorankam, hing einzig und allein von uns Schleppern ab. Und Eile war geboten. Durch Zufall hatten wir die Entdeckung gemacht, daß unserer faktoreller Prozeß noch nicht abgeschlossen war. Die Schrumpfung hatte sich zwar verlangsamt, aber sie ging weiter, und niemand konnte vorhersagen: bis zu welchem Punkt. Praktisch bedeutete das, daß unsere Chancen, mit dem in der Relation immer größer zu werden erscheinenden Schiff zu starten, von Tag zu Tag geringer wurden.
In der Verschnaufpause sah ich Brandis über die Schulter. Wie so oft war er in Vargas Tagebuch vertieft. Als er mich bemerkte, drehte er sich um.
„Wie geht's, Martin?"
„Kaputt", japste ich.
„Wovon?"
„Wovon!" Ich starrte ihn an. „Wissen Sie, was es heißt, dieses verdammte Zeug zu schleppen?"
In Brandis' grauen Augen erschien ein kleines Licht.
„Ich frage mich schon die ganze Zeit, Martin, wie Sie das Ihren Lesern beibringen werden: daß Sie sich beim Tragen einer Ampulle einen Bruch geholt haben."
Im Gegensatz zu ihm war ich nicht in der Lage, über meinen Faktor zu spotten.
„Ich glaube", gab ich wütend zurück, „darüber sollten wir uns erst unterhalten, wenn wir aus diesem verdammten Loch heraus sind."
Er lachte.
„Einverstanden. Aber jetzt lassen Sie Lieutenant Levy nicht warten.
Ohne Uranit mit dem erforderlichen Faktor kein Start!"
Das Heranschleppen des Uranits freilich wurde von Mal zu Mal schwieriger. Die Spinnen verfügten über ein uns unbegreifliches Kommunikationssystem. Sie begannen, sich auf die neue Lage einzustellen, die dadurch entstanden war, daß wir den direkten Weg mieden. In der Raffinerie versperrte uns ein Dutzend frischer Netze den Durchgang.
Xuma stellte seine Ampullen ab und machten sich auf die Suche nach einem Durchschlupf. Nach ein paar Minuten kehrte er zurück und winkte uns weiter. Wir folgten ihm durch ein wahres Labyrinth aus Beton und Metall.
Einmal bewirkte ein lautes Rascheln, daß ich mich umdrehte.
Hinter uns her schlich eine braune Spinne von der Größe eines Jungstieres. McKay mit seinen Holzfällern
Weitere Kostenlose Bücher