Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne
verloren galten? Es tat mir leid, sie zu stören.
Ich löste sie ab, nahm meinen Platz hinter dem Steuerpult ein und programmierte den VKS: den vollautomatischen Kursgeber mit integrierter Schubregelung. Die neuen Koordinaten waren schon auf dem Bildschirm erschienen. Der grauköpfige Sibiriak im Kartenhaus suchte als Navigator seinesgleichen. Er erinnerte sich noch lebhaft an die sogenannte Windjammerzeit der Raumfahrt, an die Primitivität der langsamen Schiffe, die nicht selten jahrelang fortblieben. Neben allem modernen Gerät, das ihm nun zur Verfügung stand, verfügte er noch immer über eine Art sechsten Sinn unter den Sternen.
Die Henri Dunant schwenkte herum, und das unheilvolle Knistern in den Verbänden wurde schwächer und schwächer, je weiter das Auge des Energiesturmes hinter dem Heck zurückblieb.
Captess Kato hielt sich zu meiner Verfügung, bis die Gefahr endgültig gebannt war, dann machte sie ihre übliche japanische Verneigung und zog sich zurück.
„Gute Wache, Sir“, sagte sie. Und da auf dem Kursschreiber soeben die erste Victor-Position einwanderte, fügte sie aufmunternd hinzu: „Und machen Sie sich Genick und Füße kaputt!“
Ich führ herum, aber sie war schon fort.
Der Teufel mochte sie holen! Sie verwechselte die Henri Dunant mit einer Quizsendung. Ihre Preisfragen gingen mir auf den Nerv. Was sollte ich mir kaputtmachen? Genick und Füße! Aber warum? Welchen Sinn ergab das? Der Lautsprecher löste das Rätsel. Lieutenant Stroganow sagte:
„Sir, Captess Kato hat Ihnen Hals- und Beinbruch gewünscht. Ich fürchte, wir werden bald erfahren, was der fromme Wunsch wert ist. Lieutenant O’Brien ist oben und fummelt an einem Kontakt herum. Es sieht aus, als sollten wir Ärger kriegen.
Eine halbe Stunde später, als der Ärger einen Namen bekam, waren die Stationen besetzt. Mir schien das angebracht zu sein. Die Begegnung zweier Schiffe unter den Sternen ist immer ein außergewöhnliches Ereignis. Die Identifizierung des Kontakts war erst vor kurzem eingetroffen und lautete ROLAND 13.
Lieutenant O’Brien ergänzte die Meldung um einen Hinweis.
„Die Roland 13, Sir, ist eines der schnellen Patrouillenboote, die der Universal Guard gehören.“
Ich drückte die Sprechtaste.
„Und wer ist dieses Universal Guard, Lieutenant?“
„Ein privates Wachunternehmen, Sir“, klärte Lieutenant O’Brien mich auf, „das für Kosmos-Trust arbeitet. Offenbar hat Universal Guard jetzt die Abschirmung des Titans übernommen.“
„Ein privates Unternehmen?“
„Ich habe im Handbuch nachgeschlagen. Universal Guard hat schon wiederholt vor Gericht gestanden - meist wegen Amtsanmaßung.“ „Roger, RC. Sie haben mir sehr geholfen.“
Der Ärger löste sich aus den Schleiern des Orionnebels, nahm Gestalt an und schob sich mit wütend pulsierendem Triebwerk längsseits. Die Roland 13 unterschied sich kaum von einem Patrouillenboot der Strategischen Raumflotte. Sowohl Bauweise als auch Anstrich waren darauf abgestimmt, dem Schiff eine militärische Note zu verleihen. Dazu gehörte auch die Bewaffnung in Form von zwei -vorerst noch geschlossenen - Energieschlünden.
Zumindest letzteres war ein Verstoß gegen das Raumrecht. In der Berliner Konvention hatten sich die EAAU, das ihr angeschlossene Australien und die VOR verpflichtet, die Bewaffnung von zivilen Raumfahrzeugen nicht länger zu dulden. Offenbar herrschte im Sperrgebiet eigenständiges Recht: abgesegnet von Kosmos-Trust.
Der Lautsprecher knackte. Lieutenant Levy meldete, daß wir auf UKW verlangt wurden, und stellte das Gespräch zur Brücke durch. Die Stimme der Roland 13 entsprach ihrem Aussehen. Sie war barsch und überheblich.
„Kennung. Over!“
Ich drückte die Taste.
„RRK Henri Dunant, UGzRR. Over!“
„Sie stehen unter Arrest, Henri Dunant. Drehen Sie bei! Wir kommen zu Ihnen an Bord. Over!“
Die Anmaßung ging zu weit. Ich war darauf gefaßt gewesen, daß man uns auffordern würde, das Sperrgebiet umgehend zu verlassen. Bei aller Fragwürdigkeit der Rechtslage hätte ich hierfür noch Verständnis gezeigt. Die Ankündigung des Arrestes überstieg meine schlimmsten Erwartungen. Ich überschlug die Chancen. Das Patrouillenboot war schwer bestückt; dem hatte die Henri Dunant nichts entgegenzusetzen. Überdies war es flink und wendig. Andererseits war mir die Achillesferse dieses Schiffstyps bekannt. Für ein langes Rennen fehlte ihm der Atem. Falls es mir also gelang, den Abstand zu vergrößern…
Ich rief
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