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Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne

Titel: Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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das kleinere Übel.
    Ich durfte nicht länger zögern.
    „Einverstanden, Lieutenant“, sagte ich. „Ich riskiere es.“
    Der Sibiriak blickte auf.
    „Ohne Mitteilung an Kosmos-Trust diesmal, Sir?“
    „Ohne.“
    Neun Uhr war vorbei, als wir schließlich aufatmen durften. Das Knistern verstummte, und die Meßkarten, die der Computer ausspuckte, zeigten normale Werte.
    Die Henri Dunant befand sich erneut im Sperrgebiet: tiefer als beim ersten Mal.
    Während sich Lieutenant Xuma um die verseuchten Räume kümmerte, schickte ich Lieutenant Levy als Verstärkung in das RC. An einem neuerlichen Zusammenstoß mit einem der astralen Wachhunde, die den Titan abschirmten, war mir wenig gelegen. Ich ordnete an, mir jede verdächtige Bewegung im Raum unverzüglich zu melden.
    Der Saturn, im schillernden Glast seiner Ringe, stand wie ein verstaubter alter Globus steuerbord querab. Als er sich vor die Sonne schob, tauchte die Henri Dunant in seinen gewaltigen Schatten ein. Die ruhigen Tage auf ihm waren gezählt. Mit der Versonnung des Titans begann für ihn ein neues Kapitel: voller Unrast und Betriebsamkeit. Irgendwo an Bord, zusammen mit anderen Papieren, befand sich der Bebauungsplan. Er war mir zusammen mit einem überaus vorteilhaft erscheinendem Grundstücksangebot zugeschickt worden. Busch hatte zugegriffen, ich nicht. Wahrscheinlich fehlte mir der nötige Geschäftssinn.
    Der Titan kam in Sicht: wüst und leer. Seitdem die Welt bestand, war er stets nichts Besseres gewesen als der nichtsnutzige Trabant eines gottverlassenen Planeten. Bald würde, wer sich ihm näherte, die Augen abwenden müssen: geblendet von einer neuen, im Plan der Schöpfung ursprünglich nicht vorgesehenen Sonne. Die Vorstellung, daß auf ihm zu diesem Zweck soeben letzte Hand angelegt wurde, war ebenso atemberaubend wie beklemmend. Eine neue Dimension der Technik stand der Menschheit bevor.
    Lieutenant Xuma kehrte zurück und meldete, daß die Räume wieder betreten werden durften. Die Werte waren normal, die schadhaften Stellen so gut wie möglich gedichtet. Ich ließ die Schotten auffahren, so daß man sich an Bord ungehindert bewegen konnte.
    Der Saturnschatten gab uns frei, und fast im gleichen Augenblick knackte es im Lautsprecher, und Lieutenant O’Brien sagte:
    „Brücke - RC. Wir haben da einen schwachen Kontakt ziemlich genau voraus. Ich stelle durch.“
    Die Sonne blendete. Der Kontakt war kaum zu sehen. Ich verdunkelte die Scheiben. Der Kontakt wurde klarer. Der Kurs, auf dem die Henri Dunant lag, führte fast haargenau auf ihn zu. Der Kontakt bewegte sich nicht. Was steckte dahinter? Ein Patrouillenboot, das auf der Lauer lag? Ich drückte die Taste.
    „Frage: Was können Sie darüber aussagen, Lieutenant?“
    Lieutenant O’Brien ließ sich Zeit. Als er schließlich antwortete, klang seine Stimme bestimmt.
    „Ich würde sagen, daß das kein Roland-Boot ist, Sir. Die Wärmeanalyse ist negativ. Das Triebwerk ist seit längerer Zeit außer Betrieb. Wir könnten es mit einem driftenden Wrack zu tun haben.“
    Ich beschloß, den Kurs beizubehalten.
    Captess Kato nahm die Fahrt aus dem Schiff und manövrierte es an den alten Raumkutter heran, der mit offener Schleuse in einer leichten astralen Strömung dümpelte: ein Bild trostloser Verlorenheit. Als ich vom Bikolar zurücktrat, mußte ich mich zusammennehmen, um mir Aufregung und Verwirrung nicht anmerken zu lassen.
    Das Schiff, das, eine knappe Kabellänge von mir entfernt, verlassen durch den Raum trieb und dabei mehr und mehr einer Umlaufbahn um den Saturn zustrebte, war aus dem Schiffsregister gestrichen. Die nüchterne Stimme des Nachrichtensprechers der Stella-TV hatte ich noch im Ohr:
    … geriet außer Kontrolle und zerschellte in unwegsamem Gelände.
    Ich fuhr mir über die Augen.
    Keine Halluzination suchte mich heim. Der alte Raumkutter war unverkennbar die Starpeace: jenes Schiff, das aufgebrochen war, um eine Schar junger Menschen auf dem Titan abzusetzen - Weltwacht-ler, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, das Projekt Astronautensonne zu vereiteln.
    Wie war dieser Widerspruch zu verstehen?
    Lieutenant Stroganows Graukopf erschien auf der Brücke. Der Sibiriak schnaufte.
    „Was halten Sie davon, Sir? Für ein zerschelltes Schiff macht die Starpeace einen verdammt heilen Eindruck.“
    Ich erinnerte mich an das ungute Gefühl, das die Befragung durch den MSD-Mann in mir ausgelöst hatte. Das Gefühl war wieder da.
    „Worum geht es Ihnen, Lieutenant?“ fragte ich

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