Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne
zurück. „Um ein vorschnelles Urteil oder um die Wahrheit? Im letzteren Fall sollten Sie mich begleiten.“
Lieutenant Stroganow senkte den Kopf.
„Weiß Gott, Sir“, sagte er, „dieser Sache muß man ganz einfach auf den Grund gehen.“
Während das Dingi klargemacht wurde, enterte ich hoch in das RC. Darin war es dunkel. Lieutenant O’Brien saß aufmerksam vor dem Halbkreis seiner Monitoren. Er beruhigte mich. Weit und breit war keiner von den astralen Wachhunden in Sicht.
„Und falls einer auftaucht, Sir“, fügte er hinzu, „bleibt uns immer noch Zeit genug, um zu verschwinden.“
Lieutenant Stroganow wartete im Dingi. Ich fuhr in die Kombination, stülpte den Helm auf und zwängte mich hinter das Steuer.
Als ich die Starpeace zum ersten Mal betreten hatte, war sie ein chaotisches Schiff gewesen: voller Leben. Das Schiff, das wir nunmehr betraten, war tot. In den leeren Räumen hatte sich die Kälte des Weltraumes eingenistet. Ich quetschte mich durch die schmuddelige Schleuse und berührte den Schalter. Die Schleuse fuhr summend zu. Strom war vorhanden. Von einem Blackout konnte folglich nicht die Rede sein.
Lieutenant Stroganow ging voran. Nach drei, vier Schritten blieb er stehen und wies auf das Schott vor dem Maschinenraum. Die kreisförmige Verfärbung des Metalls war unverkennbar.
„Eine großkalibrige Waffe, Sir“, bemerkte Lieutenant Stroganow. „Ich würde sagen: eine Bell.“
Die Kampfspuren häuften sich. Mehr als eine Waffe war hier am Werk gewesen. Wir erreichten das Cockpit. Das Schott war von innen verriegelt. Das schartige Loch darin rührte von einem Schneidbrenner her. Jemand hatte sich gewaltsam Zugang verschafft. Die Lehne des Pilotensitzes war mit getrocknetem Blut besudelt.
Ich überprüfte die Elektronik. Auch hier: kein Blackout. Die Anzeigen erwachten sofort zum Leben. Auf dem Pult lag knisternd das Walkie-Talkie. Ich nahm es zur Hand und rief die automatische Aufzeichnung ab. Das Walkie-Talkie hatte wieder seinen Wackelkontakt. Die Aufzeichnung war voller akustischer Lücken.
„… drehen Sie bei! Wir kommen an Bord. Over! “
Eine barsche Stimme. Ich kannte sie nicht. Desto besser kannte ich die nächste. Sie war hell und jung: die Stimme von Axel.
„Hören Sie, Sie haben kein Recht, uns zu hindern, und das wissen Sie genau. Der Himmel gehört allen. Also, gehen Sie uns aus dem Weg!“
,,… letzte Aufforderung. Drehen Sie bei! Wir kommen an Bord. “
Das war alles.
Danach waren sie an Bord gekommen.
Lieutenant Stroganow hatte mitgehört. Das Gesicht, das er machte, konnte ich nicht sehen. Hinter dem dunklen Panzerglas des Raumhelmes verschwammen die Züge. Doch ich konnte deutlich hören, wie er schluckte, bevor er hervorbrachte:
„Das kann doch nicht wahr sein, Sir! Das kann einfach nicht wahr sein.“
Er wußte genau wie ich, daß es doch wahr war. Es hatte sich zugetragen, und nur die Starpeace war zurückgeblieben als stummer Zeuge.
Ich schaltete das Walkie-Talkie ab, legte es zurück und rief die Henri Dunant. Sie meldete sich mit der Stimme von Lieutenant Levy. „Sir? Over!“
„Verständigen Sie die Florence Nightingale “, sagte ich. „Sie soll nicht länger auf uns warten. Haben Sie das mitbekommen? Over!“ „Roger, Sir. Irgendeine Begründung? Over.“
„Keine. Allenfalls: ein unvorhergesehener Einsatz. Keine Position. Noch eins. Ich benötige hier eine selbständige Crew. Captess Kato und Sie. Und zwar bald. Over! „
„Roger, Sir. Was soll unsere Aufgabe sein? Over!“
Ich warf einen Blick hinaus. Er verlor sich in der Tiefe des Raumes.
Der Titan war nicht zu sehen. Vor uns lag ein weiter Weg, und je früher wir ihn antraten und das Sperrgebiet räumten, desto besser. Die Wachhunde würden nicht zögern, uns in Stücke zu reißen. Diesmal ging es für sie um die Wurst.
„Ihre Aufgabe besteht darin, die Starpeace nach Las Lunas zu überführen. Sie brauchen nur hinter der Henri Dunant herzuzockeln… “
Es dauerte eine gute Stunde, bis wir den Raumkutter reiseklar hatten: mit warmen Räumen, in denen sauerstoffhaltige Luft zirkulierte. Nach einem runden Dutzend vergeblicher Startversuche sprang endlich das Triebwerk an.
Ich verabschiedete mich von Lieutenant Levy und Captess Kato und fügte hinzu:
„Im Fall, daß wir uns aus den Augen verlieren, verlasse ich mich darauf, daß Sie sich auf eigene Faust nach Las Lunas durchschlagen.“
Captess Kato nickte mit strengem Gesicht.
„Darauf, Sir, können Sie getrost einen
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