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Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne

Titel: Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Ihnen helfe. Wer sind SIE? Und warum sind SIE hinter Ihnen her?“
    Bevor ich ihn aus dem Stollen holte, wollte ich wissen, was los war. Er fürchtete, verfolgt zu werden. Ich stand auf und blickte in die Richtung, aus der ich gekommen war. Vor dem Stollen stand still und friedlich das Sternbild der Leier. Im Augenblick gab es keine Gefahr -abgesehen von jener, von der einbrechenden Decke erschlagen und begraben zu werden.
    „Martin“, drängte ich, „packen Sie aus! Sie wissen, daß ich Ihr Freund bin.“
    Er sammelte Kraft. Ich sah es und ließ ihn gewähren. Er war immer noch mehr tot als lebendig. Der Anzug hatte ihn vor dem Schlimmsten bewahrt. Er griff wieder nach meinem Arm.
    „Sie haben recht, Mark. Ich werde mich zusammenreißen. Die Frage ist nur: womit fange ich an? Doch, ich weiß schon…“
    Martin Seebeck war kein billiger Sensationsreporter. Er war eine journalistische Kapazität. In den Büchern, die er schrieb, in den Reportagen, die er lieferte, gab es keine Unkorrektheiten. Alles war gewissenhaft recherchiert und doppelt und dreifach abgesichert. Seine Arbeiten hatten ihm zahlreiche Preise eingebracht. Sein Ruhm hatte längst die Grenzen übersprungen. Er war in Peking gewesen, in Tokio und in der Mandschurei. Demnächst plante er eine Reise nach Kalkutta. Er war der einzige EAAU-Journalist, der in den Vereinigten Orientalischen Republiken willkommen war. In diesem Fall war ihm sein guter Ruf fast zum Verhängnis geworden.
    „Es begann damit“, fing er an, während der Staub uns dichter und dichter einhüllte, „daß Professor Trofimow bei mir anrief. Professor Trofimow, Sie wissen, war einer der drei vom Parlament bestellten Gutachter in Sachen Astronautensonne…“
    Was hatte ich Ruth O’Hara versprochen: daß alles vorüber wäre, eine abgeschlossene Episode? Ein kalter Hauch wehte mich an. Das Projekt Astronautensonne glich mehr und mehr einem gefährlichen Strudel. Einmal war es mir gerade noch gelungen, mich daraus freizuschwimmen. Martin Seebeck brauchte mir nicht zu sagen, wer Professor Trofimow gewesen war. Ich hatte die Auseinandersetzung der Wissenschaftler um die Versonnung des Titans mit Interesse verfolgt.
    Die Geschichte, die Martin Seebeck mir erzählte - stockend, immer wieder vom Schmerz überwältigt, durch Schwächeanfälle unterbrochen -, war ebenso abenteuerlich wie ungeheuerlich. Es war die Geschichte eines gigantischen Komplotts. Einem anderen hätte ich vielleicht mißtraut. Martin Seebeck glaubte ich jedes Wort. Professor Trofimow hatte Seebeck angerufen und um ein vertrauliches Gespräch gebeten. Worum es dabei ging, hatte er nicht sagen wollen, sondern nur angedeutet, daß es im Zusammenhang stünde mit seinem Gutachten.
    „Ich war darauf gefaßt“, sagte Martin Seebeck, „daß er das eine oder andere relativieren wollte, wenn nicht gar widerrufen. Eine Story zeichnete sich ab…“
    Professor Trofimow tat weder das eine noch das andere. Auf dem Weg zur Zusammenkunft verunglückte er mit dem Fahrstuhl.
    Martin Seebeck beugte sich vor.
    „Mark, das war kein Unfall. Das war arrangiert. Sie mußten befürchten, daß er auspackt, daß er mir alles sagt, die ganze Wahrheit, wie sie ihn gekauft und manipuliert haben. Deswegen brachten sie ihn zum Schweigen. Mark, es war Mord.“
    Das Gestein kam wieder zur Ruhe; das Knistern verstummte; die Schleier lichteten sich. Für wie lange? Wir mußten aus dem Stollen heraus, und hierfür war eine rasche Entscheidung erforderlich. Diese jedoch ließ sich erst treffen, sobald ich die ganze Wahrheit erfuhr.
    Seebeck hatte seine Kraft verausgabt: er lehnte erschöpft an der Wand. Ich rüttelte seine Schulter.
    „Martin - klipp und klar: Wer sind SIE?“
    Eigentlich wußte ich das längst. Auf meine Frage konnte es nur eine Antwort geben. Sie setzte sich zusammen aus vielen Bruchstücken. Eins kam zum anderen. Das Massaker im Sperrgebiet des Saturnmondes Titan. Der Diebstahl der Starpeace in seiner brutalen Form. Und jetzt dies. Die Antwort war eindeutig, doch zugleich war sie unbefriedigend, weil sie lediglich eine weitere Frage aufwarf: die nach dem WARUM.
    Martin Seebeck machte wieder die Augen auf.
    „Mark“, sagte er, „sie hätten mich mit umbringen müssen. So aber machten sie mir lediglich klar, daß es in der Gutachtensache etwas zu vertuschen gab. Und auch Professor Friedman hätten sie umbringen müssen, bevor ich ihn aufsuchen konnte. Sie haben ihn falsch eingeschätzt, denke ich. Er ist ein kranker Mann, Mark,

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