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Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Titel: Weltraumpartisanen 29: Zeitspule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Brücke, um mir zu melden, daß er sich nun an die Arbeit machen wolle.
    »Levy und O’Brien werden mir zur Hand gehen, Sir. Bis zum Abend sollte der Schaden behoben sein.«
    Den Konvoi – rechnete ich rasch nach – mochten wir dann kurz vor der Erdumlaufbahn noch einholen.
    Captain Mboya, der bei der Reparatur nicht benötigt wurde, zog sich zurück. Es war ein weiser Entschluß. Auch er war früher als Bordingenieur geflogen und kannte sehr wohl das Sprichwort von den vielen Köchen, die den Brei verderben. Lieutenant Xuma wirkte erleichtert.
    Bald darauf meldete sich auch Lieutenant Stroganow ab.
    »Im Augenblick, Sir«, fügte er erklärend hinzu, »ist mir meine Koje verlockender als alle Raumnotwachen der Welt.«
    Auch ich wollte das Cockpit schon räumen, um mich in die Zwangsjacke zu zwängen, wie die Raumkombination im Bordjargon hieß, als der Lautsprecher knackte. Mike Berger, der Leiter der Raumnotwache Las Lunas und unser Platzwart, war dran.
    »Mark …«
    Ich drückte die Taste.
    »Bin auf Empfang, Mike.«
    »Bevor du losdackelst … ich weiß nicht, ob man’s dir bestellt hat: Die neue Brücke ist mit Vorsicht zu genießen.«
    »Ich werde dran denken, Mike.«
    Mike Berger und ich kannten uns seit langem; wir waren Freunde. Und die UGzRR hatte mit ihm das große Los gezogen. Zusammen mit Hua McKim, dem Korea-Schotten, dirigierte er die siebenschiffige Rettungsarmada, meine Henri Dunant inbegriffen, mit der Bravour eines Meisterdirigenten. Bisher hatte es unter den Sternen noch keinen ernsthaften Notfall gegeben, dem er sich organisatorisch nicht gewachsen gezeigt hätte.
    Die Raumnotwache in dem ramponierten alten Versorger-Tower war unser zweites Zuhause. Hier gab es eine gemütliche Kantine; hier bekam man in normalen Zeiten eine standfeste Visiofonverbindung zur Erde; hier wurde man auf dem laufenden gehalten über die Ereignisse in West und Ost – und auch über das, was sich hinter den Kulissen des UGzRR-Vorstandes abspielte; und manchmal stieß man in der Raumnotwache Las Lunas auf ein vertrautes Gesicht, das man seit Wochen oder Monaten nicht mehr gesehen hatte und irgendwo beim Klinken-putzen auf der Milchstraße wähnte.
    Die Hoffnung, daß eine Nachricht von Ruth O’Hara vorliegen könnte, trieb mich zur Eile an. Die Verhältnisse auf der Erde waren noch immer so, daß ich nicht ohne Sorge daran dachte, wie sie in der kalten, lichtlosen, hungernden Stadt zurechtkam.
    Ich zwängte mich in die Kombination, überprüfte den Helm darauf, ob Atmung, Heizung und Sender störungslos funktionierten, und ging über die schwankende Gangway von Bord.
    Um diese Zeit hätte eigentlich über den Drachenzähnen der dunklen Berge der schillernde blaue Ball der Erde aufgehen müssen, doch alles, was es davon zu sehen gab, war eine milchige Trübung des bestirnten Himmels.
    Der Mond empfing mich mit kaum gezähmter Wildheit. Einige Kilometer weiter, über der bizarren Skyline von Las Lunas, konnte man die warme Luft in Wirbeln aufsteigen sehen. Dort lebten, lachten, vergnügten sich sorglose Menschen auf künstlichen gravitatorischen Feldern, die ihnen das Gefühl vermittelten, die Erde nie verlassen zu haben.
    Auf dem Gelände der UGzRR gab es diesen Luxus nicht. Nach wie vor wurde man von der unbarmherzigen Sonne gesotten, während in den Schattenpartien die Temperaturen knapp über dem absoluten Nullpunkt lagen; und immer noch schwankte man wie ein Betrunkener durch die ungewohnte Schwerelosigkeit.
    Der einzige spürbare Fortschritt war den Kehrmaschinen zu verdanken. Vom lunaren Staub, der sich auf den Verbindungswegen zwischen den Rampen anzusammeln pflegte, war nur ein dünner Film zurückgeblieben, der sich bei jedem Schritt, den ich tat, explosionsartig in eine kleine Wolke verwandelte.
    Der Bau der Brücke verkürzte den lästigen Weg um fast zweihundert Meter. Die Brücke bestand aus poliertem Aluminium. Etwa zwei Meter breit, überquerte sie die Schlucht an deren schmalster Stelle. Ein Geländer mußte dringend her. Der zusammengekehrte Staub täuschte festen Boden vor – aber unter seiner glatten Oberfläche lauerte heimtückisch der Abgrund. Ein gedankenloser Fehltritt bedeutete den sicheren Tod.
    Im Tower wurde ich schon erwartet.
    Hua McKim hatte Wache und saß im Kontrollraum hinter den knisternden Geräten. Der Dienst ging weiter – in Form von alltäglicher Routine. Da alle sieben Rettungskreuzer mit dem Konvoi nach Metropolis unterwegs waren, hätte man die Raumnotwache ebenso gut

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