Weltraumpartisanen 29: Zeitspule
dichtmachen können. Ohnehin ruhte der Verkehr auf den astralen Straßen, und so lange man der Wolfsplage nicht Herr wurde, würde das wohl auch so bleiben.
Mike Berger schleppte Kaffee heran.
»Echter. Frag aber nicht, was er gekostet hat.«, bemerkte er. »In Las Lunas nehmen sie dich neuerdings aus wie eine Weihnachtsgans.«
»Irgendwann wird man auch hier am Ende sein.«
»Pietro Anastasia hat verkündet: Wenn das Wasser knapp wird, baden sie in Sekt.«
Die Raumnotwache zählte nur dem Namen nach zu Las Lunas. Unter der Flagge mit dem Johanniterkreuz war Schmalhans Küchenmeister. Mike Bergers Bernhardinergesicht war hohlwangig und sah kummervoller denn je aus.
Von Ruth lag nichts vor – aber das hatte nichts zu bedeuten. Die Kommunikation mit der Erde blieb behindert.
»Null mit Abstrichen«, kommentierte Mike Berger, der sich Tag um Tag mit Übermittlungsproblemen herumschlug.
Visiofone schlugen nicht durch. Der normale Funkverkehr erstarb im Rauschen. Gelegentlich durchbrach ein LT den heimtückischen Schleier, aber darauf konnte man nicht bauen.
Was auf der Erde vor sich ging, erfuhren Mike Berger und Hua McKim hauptsächlich auf dem Umweg über LLK3, die von Pietro Anastasia kontrollierte Sendeanstalt von Las Lunas. LLK3 unterhielt einen regelmäßigen Kurierdienst zur Erde und war in der Regel gut informiert.
»Hua McKim hat die Antenne getarnt«, sagte Mike Berger. »Wenn Anastasia dahinter kommt, daß wir hier LLK 3 hören, stehen schon morgen seine Gorillas vor der Tür, um abzukassieren.«
Ich trank noch eine zweite Tasse Kaffee, und dann schalteten wir den Apparat ein, setzten uns davor und warteten auf die Nachrichten.
Wie sah es aus daheim? Ich war voller Unruhe und Ungeduld.
Auf der TV-Wand flimmerte eine Übertragung aus einem neuen Spielcasino, das soeben festlich eröffnet wurde. Der Berichterstatter beklagte den Rückgang des Tourismus. Sein Klagelied konnte nicht echt sein. Das lunare Sündenbabel quoll über von gelangweilten kapitalkräftigen Flüchtlingen aus der EAAU ebenso wie aus den VOR. Unter den Casinogästen erkannte ich das schmallippige Brillengesicht von Dr. Mildrich, dem fahnenflüchtigen letzten Präsidenten der EAAU, der sich mit einer Schiffsladung beschlagnahmten Goldes im sicheren Exil eingekauft hatte. Wie man sah, litt er keine Not.
Mike Berger machte ein angewidertes Gesicht.
»Politik verdirbt den Charakter!« sagte er.
»Mildrich hat nie Charakter gehabt«, widersprach ich.
»Das läuft auf das Gleiche hinaus«, sagte Mike Berger.
»In der Politik findet man auch Männer wie Hastings.«
Wir verstummten, als die elektronische Erkennungsmelodie der Nachrichtensendung erklang. Seitdem ich Metropolis verlassen hatte, war ich von allen Informationen abgeschnitten gewesen. Begierig lauschte ich den neusten Meldungen. In Ermanglung von aktuellem Bildmaterial waren sie gelegentlich mit altem Archivplunder unterlegt. Bei Pietro Anastasia nahm man es nicht so genau.
»… ist die politische Einheit der EAAU, nachdem sich nun auch die letzten sieben regionalen Militärdiktaturen der Zentralgewalt unterworfen haben, weitgehend wiederhergestellt. Metropolis bleibt Regierungssitz, auch wenn die Versorgungslage der 50-Millionen-Stadt im Atlantik weiterhin katastrophal ist. Dies hat Präsident Hastings soeben entschieden …«
Ein Grund zum Aufatmen? Auf jeden Fall setzte sich der ehemalige Gouverneur des Uranus durch. Mit der Rückkehr zur politischen Einheit verband sich die Wiederherstellung von Recht und Ordnung.
»… ein Regenschauer von zwanzig Minuten Dauer ist niedergegangen über Virginia, Nordamerika. Ein weiterer Regenfall wird aus Mitteleuropa gemeldet. Die Menge des Niederschlags, der am frühen Vormittag über Teilen von Schleswig-Holstein gefallen ist, wird mit drei bis vier Millimetern angegeben …«
Der Kommentar eines Metereologen schloß sich an.
Die jüngsten Niederschläge, führte er aus, ließen darauf schließen, daß der seminukleare Winter, unter dem die Erde seit der Sprengung des Planetoiden Ikarus litt, seinen Höhepunkt überschritten hätte. Mit einer Vermehrung der Niederschläge sei zu rechnen, doch blieben alle Regenfälle ein Tropfen auf den heißen Stein, solange sich der treibende Staub, der die Sonne verfinsterte, nicht gesetzt habe. Und diesbezüglich sei noch immer keine Prognose möglich: »Die Lösung des Erdernährungsproblems bleibt auch in nächster Zukunft ein frommer Wunsch.«
Die nächste Meldung war ein Stoß
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