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Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Titel: Weltraumpartisanen 29: Zeitspule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Kin-schal, Sir«, stellte Lieutenant Stroganow fest. Und die Kin-schal wurde in den VOR hergestellt.
    Ich war gerade noch einmal davongekommen.

8.
    »Mark!«
    »Ja, Ruth.«
    »Mark junior möchte dir den Gutenachtkuß geben!«
    »Welch plötzlicher Gesinnungswandel!«
    »Mark!« Das klang vorwurfsvoll.
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit vom Flugdrachen ab, der seit geraumer Zeit unbeweglich über dem verdorrten Rhododendron des südwestlichen Parkringes stand. Er mußte beige sein oder grau. Vor dem verschleierten Himmel war er kaum zu erkennen.
    Die Meteorologen nahmen also wieder einmal irgend welche Messungen in den mittleren Bereichen der Atmosphäre vor. Manchmal taten sie das auch mit Hilfe eines Ballons. Für exakte Messungen benötigen sie Flugobjekte, die die Luftschichten nicht durcheinanderwirbelten.
    Ein Flugdrachen über der Stadt – neuerdings ein alltägliches Bild.
    Mich fröstelte. Die kalte Luft schmeckte nach zu Staub zerfallener Erde. Ein paar flüchtige Regenfälle hatten nicht ausgereicht, um die Luft reinzuwaschen. Unter dem unsichtbaren Abendhimmel duckte sich die riesige Stadt, die früher nie zur Ruhe hatte kommen wollen, wie ein weidwundes Tier.
    Wie sollte es mit ihr weitergehen? Noch ein Transport – und danach gab es auch aus dem SOS-Silo auf dem Uranus nichts mehr zu holen; dann würden die Kontinente einspringen müssen, um die Hauptstadt ihrer Vereinigung am Leben zu erhalten, doch auch auf den Kontinenten mit ihren einst fruchtbaren Ebenen blieben die Ernten aus.
    Ja, wenn man den Gregorius-Weizen hätte …
    Junior lag in seinem Bettchen und verspürte durchaus kein Verlangen danach, von mir einen Gutenachtkuß entgegenzunehmen.
    Ruth deckte ihn zu.
    »Er ist süß, Mark. Heute hat er doch tatsächlich versucht, mich zu beschwindeln.«
    »Na, so was!«
    »Aber jetzt wird er das bestimmt nicht wieder tun. Ich habe ihm von Smirnoff erzählt.«
    »Von Spinni?«
    »Nun, nicht so direkt. Ich habe ihm erzählt von einem alten und weisen Mann unter den Sternen, vor dem nichts geheim bleibt, weil er das Vergangene wieder lebendig machen kann. Und ich habe ihm gesagt, daß du bei diesem klugen Mann in die Schule gegangen bist. Unser Junior wird darum jetzt immer brav sein und nicht mehr schwindeln.«
    Junior machte auf mich nicht den Eindruck, daß dem so wäre. Er musterte mich mißtrauisch mit einem blauen und einem roten Auge.
    Ich machte kehrt und stürzte zurück auf den Balkon.
    Der Flugdrachen war noch da. Falls ich nicht genau gewußt hätte, wo er stand, hätte ich ihn nicht wiederentdeckt. Es dunkelte rasch.
    Juniors rotes Auge!
    Ich rannte ins Bad, holte einen Spiegel, stellte mich wieder auf den Balkon und hielt den Spiegel in die Höhe. Der Spiegel war mein Radar. Langsam schwenkte ich ihn hin und her. Auf einmal verwandelte er sich in flammendes Rubin.
    »Mark, was hat das zu bedeuten?«
    Ich legte den Finger vor den Mund, und Ruth begriff. Auf ihren raschen Verstand konnte man sich verlassen, auch in kritischen Momenten.
    Ich brachte den Spiegel zurück ins Bad, drehte sämtliche Hähne auf und kam wieder heraus.
    »Wir können uns gleich über alles unterhalten, Ruth«, sagte ich, »aber du verübelst es mir doch nicht, wenn ich dabei ein Bad nehme.«
    Solange das Wasser rauschte, würde das jäh ausgebrochene Schweigen in der Wohnung keinen Verdacht erregen.
    Ruth stellte keine Fragen, als ich sie hinter mir herzerrte. Der Aufzug war auch diesmal nicht in Betrieb. Wir keuchten die Treppen hoch zum Landedeck. Die Libelle war noch warm vom letzten Flug. Wir zwängten uns hinein, und ich startete.
    »Mark, können wir jetzt reden?«
    »Hier ja. Die Wohnung wird abgehört.«
    »Hat das was mit dem Spiegel zu tun?«
    »Laser. Sie haben einen Flugdrachen eingesetzt.«
    »Und wer sind sie?«
    »Vermutlich Agenten der VOR. Es geht um den Gregorius-Weizen. Sie sind hinter Smirnoff her.«
    »Und jetzt hoffen sie, über dich an ihn heranzukommen?«
    »Offenbar bin ich der einzige, der Spinnis neue Adresse kennt.«
    Das Trignum, monumentales Wahrzeichen der Drei Vereinigten Kontinente, schälte sich undeutlich aus der Dunkelheit. Die Libelle umrundete es und ging auf Kurs Südwest.
    In Ruth arbeitete es; sie war beunruhigt. Der gewaltsame Tod von Commander Busch hatte sie empört und entsetzt.
    »Warum übergibst du die Sache nicht einfach der neuen Regierung, Mark? Du hältst doch große Stücke auf Präsident Hastings.«
    »Und ebenso auf Spinni. Ich will nicht, daß ein paar

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