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Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Titel: Weltraumpartisanen 29: Zeitspule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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in das gleiche Horn.
    »Die Nachricht, daß die genetische Formel des sogenannten Gregorius-Weizens, einer nachtresistenten Getreideart, inzwischen neu erarbeitet werden konnte, hat sich nicht bestätigt. Die Suche geht, wie ein Sprecher des wissenschaftlichen Krisenstabes bekanntgab, weiter und genießt Vorrang vor allen übrigen Projekten …«
    Metropolis hing nach wie vor am Tropf.
    War es Leo Smirnoff tatsächlich möglich, die verlorene Formel wiederzubeschaffen? Es gab Leute, die von der Praeteroskopie immerhin so viel hielten, daß sie vor nichts zurückschreckten.
    Ich stand auf.
    »Mike, ich will wieder an Bord.«
    »Laß dich nochmal blicken, falls du Zeit hast.«
    Mike Berger begleitete mich bis zur Schleuse.
    Die Schatten waren länger geworden. Und unter meinen Füßen rumorte es; eines der häufig vorkommenden Mondbeben brachte das Gerüst der in Bau befindlichen Rampe zum Schwanken.
    Das Beben war kein Grund, um umzukehren. In dieser Gegend wurden sie niemals sehr heftig. Zumindest hatte es in Las Lunas noch keine ernsthaften Schäden gegeben. Anderswo auf dem Mond mußte man schon eher auf der Hut sein. Es gab sensible Oberflächen, die jede Erschütterung sofort weiterleiteten bis hinab in lunare Tiefen. Ein Schiff dort aufzusetzen, war immer ein Vabanquespiel.
    Der Schatten der neuen Rampe gab mich frei. Die Sonne stach mir ins Gesicht. Vor mir lag die Brücke. Ich blieb stehen, um meinen tränenden, geblendeten Augen Gelegenheit zu geben, sich an das grelle Gleißen zu gewöhnen.
    Ein harter Gegenstand bohrte sich plötzlich in meinen Rücken.
    »Tun Sie, was ich Ihnen sage! Dann passiert Ihnen nichts!«
    Die Stimme war mir unbekannt – ebenso ihr schleppender Akzent. Der Mann mußte im schwärzesten Schatten der Baustelle gelauert haben. Nun stand er hinter mir, und ich konnte das gefährliche Pulsieren der Waffe fühlen, mit der er mich in Schach hielt.
    Wohl oder übel mußte ich mich damit abfinden, daß er es war, der bei diesem bösen Spiel die Regeln bestimmte.
    »Vielleicht würde ich es sogar unaufgefordert tun«, erwiderte ich, »wenn Sie mir verrieten, wonach Ihnen der Sinn steht.«
    Der Druck im Rücken wurde stärker. Dem Mann war es klar, was ich mit meinem umständlichen Geschwätz bezweckte. Er ließ sich nicht einwickeln.
    » P-kop! « sagte er. »Sie sind in Roger Hausmanns Wohnung gewesen. In seinem Auftragsbuch fehlt eine Seite. Wir werden sie jetzt holen gehen.«
    Ich wollte losmarschieren. Er hielt mich zurück.
    »Sachte! Ihre Crew soll sich nicht einmischen. Sie würden das nicht überleben. Und Ihre Männer auch nicht.« Der Druck der Waffe wurde schmerzhaft. »Vorwärts!«
    Er meinte es ernst.
    Sein Verhängnis war, daß auch ich es ernst meinte.
    In seinem Metier mochte er ein Profi sein. Die Schule, die hinter mir lag – ein Leben unter den Sternen – war auch nicht zu verachten. Und das, was ich von den Ausbildern der VEGA für den Notfall gelernt hatte, war noch nicht gänzlich vergessen.
    Das Beben nahm einen neuen Anlauf. Die Brücke hob und senkte sich. Bei der dritten Wellenbewegung schlug ich ihm die Waffe aus der Hand.
    Er war tatsächlich ein Profi. Er hielt sich nicht damit auf, sich nach der Waffe zu bücken. Er ging sofort zum Angriff über. Sein Fußtritt schlug mir das linke Bein unter dem Leib fort. Ich machte einen Satz und fiel auf den Rücken. Er holte sofort zum nächsten Tritt aus – diesmal, um mir die Helmscheibe ins Gesicht zu treiben.
    Als ich mich herumrollte, hatte ich das Gefühl zu fallen – aber es war nur die Brücke, die sich unter einem neuerlichen Krampf der lunaren Kruste senkte.
    Im Helmlautsprecher war sein wütendes Ächzen zu hören, als er unversehens über mich hinwegtrat auf die flache graue Ebene, die unter seinem Gewicht nachgab wie ein trüber Wasserspiegel.
    Aufgewirbelter Staub verschleierte die Sicht.
    An Bord der Henri Dunant war man auf den ungewöhnlichen Dialog im UKW-Bereich aufmerksam geworden. Als meine Männer, Lieutenant Stroganow voran, eintrafen, hatte sich der Staub über der Schlucht wieder geglättet.
    Wer immer es war, der in diesen trügerischen Abgrund gestürzt war, ihm war nicht mehr zu helfen.
    Lieutenant Stroganow hob die Waffe auf. Sie war das Niederträchtigste, was es unter den Sternen gab, gemeiner noch als die gemeinste Bell. Ein Kratzer aus ihrem pulsierenden Lauf genügte, um jeden qualvoll in den Tod zu schicken. An Bord der Henri Dunant hätte sie ein Massaker verursacht.
    »Eine

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