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Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Titel: Weltraumpartisanen 29: Zeitspule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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entmenschte VOR-Agenten dem alten Herrn das Rasiermesser an die Kehle setzen. Unser Sicherheitsapparat hat mehr undichte Stellen als ein Sieb Löcher.« Ich schüttelte den Kopf. »Oder das Fernsehen kommt dahinter und heizt die Hoffnung an! Was habe ich denn konkret in der Hand?«
    Ja – was? Was hatte ich konkret anzubieten? Eine Zirkusnummer mit Robespierre! Doch sonst?
    Ruth wollte es genau wissen.
    »Aber du bist davon überzeugt, daß Smirnoff mit Hilfe der Praeteroskopie die Formel des Gregorius-Weizens beschaffen kann?«
    »Indem er Gregorius abruft? Das muß erst unter Beweis gestellt werden. Das Abrufen funktioniert nicht reibungslos. Smirnoff mangelt es an sachlichen Vergleichsproben. Wenn ich ihn für die Sache gewinnen will, muß ich ihm schon etwas in die Hand geben.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Stell dir einen Schweißhund vor, der in unbekanntem Gelände, in stockdunkler Nacht, eine Fährte aufnehmen soll. Und der dann vor einem Kreuz und Quer unzähliger anderer Fährten steht. Auch er benötigt einen Vergleich, um nicht in die Irre zu laufen.« Ich wandte den Kopf.
    Ruth sah mich an.
    Ich sagte: »Ich brauche deine Hilfe, Ruth.«
    Es gibt Frauen, mit denen kann man auf der Milchstraße Pferde stehlen. Ruth O’Hara gehört dazu. Sie ließ mich nicht im Stich. 
    »Was soll ich besorgen?«
    »Einen gebrauchten Schuh von Gregorius: Filmaufnahmen, Tonaufnahmen. Irgend etwas, was Spinni als Dechiffriermaschine dienen könnte.«
    Ruth seufzte.
    »Nicht gerade wenig verlangt, Mark! Gregorius war bekannt dafür, daß er jede Art von Publicity scheute.«
    »Das macht es schwierig. Ich weiß. Andererseits, mit den Möglichkeiten, über die die VEGA verfügt …«
    »Und ohne daß es bekannt wird?«
    Sie mußte wissen, worauf sie sich einließ.
    »Ruth, sie schrecken vor nichts zurück.«
    Auf einen lichtlosen Tag folgte eine Nacht der ägyptischen Finsternis. Ich schaltete den Suchscheinwerfer ein. Nach meiner Berechnung mußte ich beim Flugdrachen angelangt sein.
    Der Scheinwerfer tastete einen leeren Himmel ab.
    Erst als ich die Libelle tiefer drückte, erkannte ich den Drachen. Er lag auf der staubigen Erde, die einmal eine blumenbestandene Liegewiese gewesen war. Man hatte sich nicht die Zeit genommen, ihn einzupacken und fortzuschaffen.
    Hatte ich sie unterschätzt? Sie waren Experten. Wieviel Zeiten hatten sie gebraucht, um meine uralte List zu durchschauen?
    Im Sog der Rotoren stieg die staubtrockene Erde in gespenstischen Wirbeln auf.
    Der Gregorius-Weizen war genügsam. Er würde auch in dieser trostlos kalten, lichtlosen Welt gedeihen und Ertrag bringen.
    Seine genetische Formel war gleichbedeutend mit Brot für die vom Hungertod bedrohte Menschheit.
    Ich starrte auf den schlaff und harmlos wirkenden Drachen.
    Was wußten sie bereits?
    Auf jeden Fall wußten sie bereits zu viel.
     
    Anderntags versuchte ich, bevor ich zu den Rampen hinausflog, wo die Schiffe des Konvois für eine weitere Reise überholt wurden, mein Glück auf eigene Faust.
    Im allgemeinen war das Staatsarchiv im Herzen der Stadt ein zuverlässiger Fundus. In seinen klimatisierten Räumen wurde in Schrift, Bild und Ton alles getreulich aufbewahrt, was für die Drei Vereinigten Kontinente als auch für das angegliederte Australien von historischem Wert war oder irgendwann werden konnte.
    Vor dem Portal stand ein bewaffneter Wächter. Er musterte mich mit besorgtem Blick.
    »Ist Ihnen nicht wohl?«
    »Weil ich ins Archiv will?«
    »Das Archiv ist geschlossen. Man kann auch sagen: Es gibt kein Archiv mehr. Wo haben Sie denn gesteckt, daß Sie’s nicht wissen? Hinterm Mond?«
    Ohne es zu ahnen, hatte der Wächter den Nagel auf den Kopf getroffen. In jenen Wochen, als in Metropolis alles drunter und drüber ging, war ich unter den Sternen im Einsatz gewesen. Ich ließ mich aufklären.
    Auf dem Höhepunkt der Krise, unter der Präsidentschaft von Dr. Mildrich, hatte sich im Staatsarchiv meuterndes Militär festgesetzt. Was im Gebäude brennbar war – Folianten, Zeitungen, Bücher, Magnetofonbänder, Filme –, war verheizt worden.
    Ich sah auf die Uhr. Für einen Krankenbesuch war Zeit genug.
    Bis zur Paracelus-Klinik war es vom Staatsarchiv ein Katzensprung. Ich parkte auf dem Landedeck, fuhr mit dem Aufzug, der wunderbarerweise in Betrieb war, hinab ins Revier und fragte mich durch zum Vormann der Fridtjof Nansen.
    Als Gaston Weygand, nachdem er auf der ersten Reise den angeschlagenen Konvoi durch die Goldonische Sperre

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