Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Titel: Weltraumpartisanen 29: Zeitspule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
wieder auf dem laufenden.
    »Richtig. Und durch die MOBs kam er bei seinem Putschversuch ums Leben.«
    »Das war etwa zwei Monate später. Chemnitzer nutzte die Situation aus, um die Macht an sich zu reißen.«
    Der Putsch war ein einziger Alptraum gewesen. Unter dem Marschgeklirr der gegen Metropolis geführten MOBs hatte buchstäblich die Erde gebebt.
    »Richtig«, sagte Smirnoff noch einmal. »Aber dann kam es unversehens zur Meuterei der MOBs.«
    »Chemnitzers Staatsstreich schlug fehl. Er wurde von den MOBs umgebracht und zu Erde verarbeitet. Man hat nichts mehr von ihm gefunden.«
    Auf dem Bildschirm erschienen die einzelnen Konferenzteilnehmer. Einige von ihnen kannte ich, die meisten sah ich zum erstenmal.
    Irgendwann tauchte auch Gregorius auf – er war damals um die Achtzig, sein wirres Haar schlohweiß und wurde von Colonel Chemnitzer begrüßt.
    Die üblichen Phrasen waren zu hören. Chemnitzer gab sich forsch und zuversichtlich, Gregorius blieb still und zurückhaltend.
    Smirnoff wiegte den Kopf.
    »Das ist nicht gerade viel.«
    »Mehr war nicht aufzutreiben, Professor.«
    »Man kann nur hoffen, daß da noch etwas kommt über ihn.«
    Die Rolle lief aus, der Monitor wurde dunkel. Chemnitzer war immer wieder einmal aufgetaucht, aber von Gregorius gab es in der Tat nur diese eine Sequenz von knapp 20 Sekunden Dauer.
    Smirnoff kopierte sie.
    Danach wollte er mich los sein. Die Vorbereitungen zum Abruf, erklärte er, würden eine Weile dauern, und nichts könnte er dabei weniger gebrauchen als jemanden, der ihm über die Schulter schielte. Voraussetzungen für das Gelingen wäre Ruhe und Konzentration.
    »Da Sie von der Praeteroskopie ebenso wenig verstehen wie früher von der angewandten Philosophie«, sagte er, »würden Ihre Gedanken unüberwindliche Barrieren aufbauen. Gehen Sie spazieren, trinken Sie einen Kaffee – aber lassen Sie mich um Himmels willen allein!«
    Mir blieb nichts anderes übrig, als mich in das obere Halbdeck zu verziehen. In der Ära der Stella-Polaris-Gesellschaft hatte ein sechsköpfiges Team auf den paar Quadratmetern gehaust und sich in der Enge gegenseitig auf die Füße getreten. Leo Smirnoff war allein. Er hatte ein paar Trennwände herausgenommen und sich wohnlich eingerichtet.
    Die Kombüsentür war nur angelehnt. An der Wand klebte ein vorsintflutlicher Kaffeespender. Ich setzte ihn in Gang. Ich war gerade damit beschäftigt, mich aus der dampfenden Höllenmaschine zu bedienen, als unten im Studio das Klavierspiel einsetzte.
    Smirnoff begann fündig zu werden.
    Ich verschluckte mich, stellte den Becher hin und eilte zur Treppe.
    Wer immer in der Arena am Flügel saß und in die Tasten hieb, er war ein Meister. Der schräge Schmiß ging ins Blut. Ich ertappte mich beim Mitsummen.
    »Brandis!«
    Fast hörte sich das an wie ein Hilfeschrei. Was war geschehen!
    »Ich komme!«
    Ich rannte die Treppe hinab.
    Smirnoff war aufgesprungen. Mit leidendem Gesicht starrte er auf die Arena.
    »Ich habe ein G-Programm gestartet – und plötzlich war dieser Krachmacher da. Er soll aufhören!«
    Der Altersunterschied machte sich bemerkbar. In meine Pennälerzeit fiel das Comeback eben dieser Musik. Wir Jungen waren begeistert, die Alten rümpften die Nasen.
    »Ich würde sagen, Professor«, erwiderte ich, »das Stück trägt den Titel Rhapsodie in Blue .«
    »Blau, grün, kariert – mir ist das egal! Das ist unerträglich! Wer ist dieser Kerl?«
    Smirnoff ging es nicht darum, über den Titel des Musikstücks Bescheid zu wissen. Er wollte erfahren, wer dieser Mann am Klavier war.
    »Sein Name ist George Gershwin«, sagte ich. »Wie?«
    »George Gershwin«, wiederholte ich.
    Smirnoff wirkte erleichtert.
    »Auf jeden Fall gehört dieser Klimpermensch zum G-Programm. Das ist schon viel wert. Aber jetzt sollte er verschwinden.«
    Er wandte sich seiner Tastatur zu.
    George Gershwin kümmerte sich nicht um Smirnoffs Bemühung, ihn dorthin zurückzuexpedieren, woher er gekommen war; zu allem Überfluß fing er auch noch an zu singen.
    Smirnoff keuchte vor Anstrengung.
    »Na, warte!«
    Endlich hatte er mit seinen Anstrengungen Erfolg. Die Arena wurde dunkel und still, und George Gershwin ruhte wieder in jenem unfaßbaren Archiv, dessen Vorhandensein erstmalig dieser gewisse Posidonios vermutet hatte.
    »Aaah!« machte Professor Smirnoff. »Das tut gut.« Er wischte sich den Schweiß von der Stirn; dazu benutzte er ein rotweißes Schnupftuch von der Größe eines Feudels. »Nichts gegen Musik –

Weitere Kostenlose Bücher