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Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Titel: Weltraumpartisanen 29: Zeitspule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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hat!«
    »Er zielte auf Hektor.«
    »Ach! Und was schlußfolgern Sie daraus? Daß der Kampf nicht fair gewesen ist? Daß Hektor ermordet wurde?« Smirnoffs Augen funkelten zornig. »Was immer dort vor Troja stattgefunden hat – wir hätten es jetzt wissen können.«
    »Ich bitte um Entschuldigung, Professor. Ich bin gewiß: Sie werden die Wahrheit aufdecken.«
    »Worauf Sie sich verlassen können, Brandis. Und zwar noch heute.« Mein alter Lehrer bezwang seinen Groll. »Nun, was passiert ist, ist passiert. Sie sind also tatsächlich wiedergekommen? Etwa in der alten Sache?«
    Ich packte den Stier bei den Hörnern.
    »Es ist dringend, Professor. Der wissenschaftliche Krisenstab kommt nicht voran. Auf der Erde wütet der Hunger. Aber Sie könnten helfen.«
    Smirnoff seufzte. Er wirkte verändert.
    »Ich weiß«, sagte er dumpf. »Wahrscheinlich bin ich neulich zu impulsiv gewesen. Aber im Prinzip meine ich auch heute noch, daß ich im Recht bin. Das Praeteroskop muß ein Instrument der reinen Wissenschaft bleiben. Wissen Sie, was geschehen würde, wenn es in die Hand eines machtbesessenen Militärs geriete? Oder in die eines skrupellosen Politikers? Die Wahrheit würde zur Waffe.« Smirnoff hob die Hand, um mir Schweigen zu gebieten. »Die letzten intimen Geheimnisse des politischen Gegners wären abrufbar, die komplette militärische Planung des Feindes. Begreifen Sie jetzt, weshalb ich mich in diese Himmelsecke zurückgezogen habe? P-kop darf nicht mißbraucht werden!« Smirnoff verstummte und sah mich an. »Geht es Ihnen nur um diese genetische Formel des … das …?«
    »Des Gregorius-Weizens. Nur darum, Professor. Die Erde schreit nach Brot.«
    »Und danach wäre Schluß? Ich hätte meine Ruhe?«
    Ich hielt ihm die Hand hin.
    »Sie haben mein Wort, Professor.«
    Ich merkte, wie er mit sich rang, bevor er einschlug.
    »Hol’s der Geier, Brandis!« sagte er. »Als Philosoph waren Sie eine Niete. Aber gelogen haben Sie nie.«
     
    Das Studio war perfekt ausgerüstet. Das Praeteroskop mit seiner eigenartigen Tastatur, mit der sich Ereignisse, Personen und Jahresdaten codieren ließen, blieb für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Vergleichbares hatte ich nie gesehen. Alles andere Gerät im Studio war frei erhältlich.
    »Gregorius!« brummelte Professor Smirnoff, während er die Filmspule auflegte, die Ruth O’Hara mir besorgt hatte. »Wir brauchen ihn in einer Situation, in der er die Formel nennt oder notiert. Mit einem Gregorius in der Badewanne wäre uns nicht gedient – wenn Sie mir folgen können, Brandis. Und das heißt: Ich muß mich erst einmal auf ihn einstimmen.«
    Und damit ließ er den Streifen anlaufen.
    Die Ereignisse des Jahres 2078 waren mir noch in frischer Erinnerung. Auch damals war die EAAU von einer verheerenden Umweltkatastrophe betroffen gewesen. Ein ganzer Erdteil – Afrika – hatte wegen der nuklearen Verseuchung im Eiltempo evakuiert werden müssen. Im Auftrage der VEGA war ich an den Maßnahmen beteiligt gewesen, zuletzt als Hoher Kommissar für das Evakuierungswesen, doch als im darauffolgenden Jahr die Gibraltar-Konferenz stattfand, war meine Arbeit einschließlich der, die Quelle der Verseuchung, den Krater des Kilimandscharo, zu stopfen, bereits getan gewesen. Mit der Konferenz hatte ich nichts zu tun.
    Ziel der Tagung war es gewesen, die Rekultivierung des verwüsteten Erdteils vorzubereiten. Mehrere Hundert Biologen, Geologen, Nuklearmediziner und –physiker nahmen an der Diskussionsrunde teil. Auch das Militär war vertreten. Das Heer warf seine führenden Pioniertechniker und ABC-Experten in die Schlacht. Die Entseuchung war zunächst einmal Pionierarbeit. Erstmals sollten die neuartigen MOBs (MOBIL OPERATION BASIS) zum Einsatz kommen, haushohe Intelligenzmaschinen.
    Die Aufnahmen zeigten den Tag der Eröffnung.
    Auf dem Bildschirm tauchte der Affenfelsen von Gibraltar auf, dann das ehrwürdige Queen-Mary-Hotel, schließlich das Gedränge in der Halle.
    Ein markantes Gesicht erschien in Großaufnahme. Die dazu gehörende Uniform war die eines Colonels der Pioniere.
    Smirnoff stieß mich an.
    »Ist das nicht … also, mir fällt doch einfach der Name nicht ein …«
    Er war nicht betroffen gewesen von dem, was im Jahr ‘78 geschah. Bei mir lagen die Dinge anders. Mochten selbst tausend Jahre vergehen, ich würde nichts vergessen: kein Gesicht, keinen Namen, kein Ereignis.
    »Colonel Friedrich Chemnitzer, Professor,« antwortete ich. »Er kommandierte die MOBs.«
    Smirnoff war

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