Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
des Planeten sehr vertraut, erfand einen für Jules' Herkunft passenden Hintergrund. Er würde als Har Koosman auftreten, Alter achtundzwanzig, Familienvater mit Frau und neun Kindern. Sein bisheriges Leben hatte er in Calpuna, der zweitgrößten Stadt des Planeten, verbracht und war seit seinem sechzehnten Lebensjahr regelmäßiger Gast in den Gefängnissen. Kantana konnte die betreffenden Unterlagen fälschen, die Polizei würde bei der Sache mitmachen. Vor zwei Monaten war er ernsthaft in Schwierigkeiten geraten, als er einen Einbruch auf dem Besitz des Barons von Calpuna wagte und Juwelen raubte. Er wurde entdeckt und gefaßt – aber erst, nachdem er bei seinem Fluchtversuch zwei Wachposten des Barons getötet hatte. Er mußte eine Weile in Einzelhaft in Calpuna verbringen, dann glückte ihm ein Ausbruch. Man hatte ihn abermals gefaßt und das Service, das auf Verlangen des Barons eingeschaltet wurde, kam der örtlichen Polizei zu Hilfe. Koosman wurde sodann in das kaiserliche Gefängnis in Bhangora, der größten Stadt, überstellt, in dem die Sicherheitsvorkehrungen strenger waren. »Und«, wie Kantana hervorhob, »wo kein Mensch einen Verbrecher aus Calpuna kennen würde.«
Har Koosman lief ungeduldig in der Zelle auf und ab. Man hatte ihn mit einem Mann namens Passar zusammengelegt, einem kleinwüchsigen Kerl Anfang Vierzig, mit einem Wieselgesicht und mit Augen, die im Laufe eines Verbrecherlebens hart geworden waren. »Passar hat Verbindungen zur ganzen Unterwelt«, hatte Kantana zu Jules gesagt. »Wenn der nicht weiß, wie man Sie den Anwerbern zuspielt, dann weiß es niemand.«
»Ich muß hier raus«, murmelte Jules, ohne bei seinem Auf-und-abwandern in der Zelle innezuhalten. Jetzt drehte er sich um und sah Passar an. »Du kennst dich hier in der Gegend besser aus als ich. Du mußt wissen, wie man hier rauskommt.«
Der Ältere stieß ein verbittertes Lachen aus. »Wäre ich noch da, wenn ich es wüßte?«
»Es muß einen Weg geben. Kein Gefängnis ist ausbruchsicher.«
»Stimmt, Towarisch. Manchen ist der Ausbruch von hier geglückt. Aber die haben monatelang den Plan dazu ausgebrütet. Du bist erst heute morgen eingeliefert worden, was willst du da erwarten?«
Jules schüttelte den Kopf. »Ich habe eine Frau und neun Kinder, zwei betagte Eltern und einen Schwager – und sie alle werden von mir ernährt. Ich bin allein in einer fremden Stadt, in der mich niemand kennt und stehe unter Mordanklage. Was soll ich bloß tun?« Jules hockte sich auf den Rand der primitiven Pritsche und begrub das Gesicht in den Händen.
»Ich sage dir, was du nicht tun wirst«, sagte Passar, den die Sache langweilte. »Du wirst mich gefälligst nicht mehr wie eine Jammerliese mit deinen Problemen anöden. Seit dreißig Jahren sehe ich die Gitter abwechselnd von innen und außen. An meiner Schulter haben sich so viele ausgeweint, daß sie ständig feucht ist. In jeder einzelnen Zelle in diesem Bau hockt einer, der seiner Ansicht nach zu Unrecht hier festgehalten wird und eine traurige Geschichte zu erzählen hat. Diese Zelle hier ist drei Meter breit und vier lang. Wenn du hier in Frieden mit mir hausen willst, halt gefälligst die Klappe und verschon mich mit deinem Selbstmitleid.«
»Du widerlicher, kleiner Bastard!« Jules tat sich keinen Zwang an. »Du wagst es, so mit mir zu reden! Ich werde dich umbringen!«
Seine kräftigen Hände umschlossen die Kehle des Kleinen. Passar kam es vor, als ließe der Neue seine ganze Kraft in einem Zornesausbruch verströmen, obwohl Jules in Wirklichkeit nur ein Zehntel dessen einsetzte, was in seiner Macht lag. Er wollte Passar keinesfalls töten – der andere sollte es bloß glauben.
Passar blieb noch genügend Luft, um nach Hilfe zu rufen. Er versuchte sich zu wehren, aber Hiebe und Stöße waren viel zu schwach und prallten wirkungslos an seinem Angreifer ab. Jules änderte die Stellung – es sah aus, als wolle er sein Opfer noch besser in den Griff bekommen, er wollte aber damit Passar nur die Möglichkeit verschaffen, mehr Luft in die Lungen zu kriegen. Der wieselhafte, kleine Gauner brüllte jetzt mit zufriedenstellendem Volumen.
»Was geht hier vor?« kam von außen eine Stimme. Ein großer, bulliger Aufseher stand draußen und zielte mit dem Stunner auf die zwei Kampfhähne. Er wollte Jules klar ins Ziel bekommen, aber dann kam ihm die Idee, daß es einfacher wäre, beide kampfunfähig zu machen. Nachher konnte er die beiden in Ruhe trennen.
Aber noch ehe er
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