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Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums

Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums

Titel: Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E E Smit & Stephen Goldin
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sich Jules, daß der Chef von ihr eine so hohe Meinung hat.
    Sie besprachen noch die Einzelheiten der Abholaktion in verschlüsselten Sätzen, obwohl Jules stark bezweifelte, daß die Mörderbande die Möglichkeit hatte, dieses Gespräch abzuhören und zu verstehen. Diese Leute hatten bis jetzt keine Neigung gezeigt, auf höherer, politischer Ebene mitzumischen, hatten es vielmehr vorgezogen, ihre Untaten so viel wie möglich im stillen und geschäftsmäßig abzuwickeln. Nach Beendigung des Gespräches lehnte Jules sich auf sein Bett zurück, um auszuruhen und weiter zu überlegen.
    Sechs Stunden später machte Gospoza Kantanas Privatschiff auf Vesa fest. Sie schaffte ihr Gepäck, einen kleinen Reisekoffer und einen riesigen Schrankkoffer, in ihr Hotelzimmer, das ständig für ihre regelmäßigen Besuche auf dem Mond reserviert war. Sie ließ die Sachen in ihrem Zimmer und begann eine mehrstündige Tour durch die Kasinos. Als sie zurückkam, wurde sie bereits von Jules erwartet. Sie bedachte ihn mit einem höflichen Kopfnicken und setzte sich in einen Sessel in der Zimmerecke. Es lag jetzt an Jules, das Gespräch zu eröffnen.
    »Ich habe inzwischen das hier durchgearbeitet«, begann er und hob einen Stapel Tonbänder hoch. Er hatte gebeten, daß sie sämtliche Unterlagen des Service, die über seine Arbeitskollegen von Chandakhar vorhanden waren, mitbrächte. »Ich glaube, ich konnte bei diesen Leuten gewisse Gemeinsamkeiten entdecken und möchte Ihren Rat in dieser Frage.«
    »Meine Dienststelle steht Ihnen, wie Sie wissen, voll und ganz zur Verfügung.«
    »Nun – jeder dieser Männer hatte eine Menge von Vorstrafen, bevor er nach Vesa kam. Jeder kommt aus einer großen Familie, deren alleiniger oder wichtigster Ernährer er war – sogar Radapur, der erst zwanzig ist.«
    »Aber keine dieser Tatsachen ist auf Chandakha ungewöhnlich«, sagte sie sachlich. »Unser Planet stellt keinen angenehmen Aufenthaltsort dar. Es ist eine tropische Welt, von deren fünf Kontinenten nur einer von Menschen bewohnt wird. Alle übrigen sind wahre Höllen – Brutstätten von Insekten, Seuchen. Und auch dieser eine bewohnte Kontinent wird in regelmäßigen Abständen von Unwettern, Stürmen, Überschwemmungen und Insektenschwärmen verwüstet.
    Der Bürokrat, der auf die Idee kam, Chandakha zu besiedeln, hatte auch gleich ein Patentrezept zur Hand, nämlich, daß die Besiedlung am besten durch solche Menschen zu erfolgen habe, die an solche Probleme bereits gewöhnt waren. Als Folge davon rekrutierte sich der Großteil der Kolonisten – auch meine Vorfahren gehören dazu – aus dem indischen Subkontinent der Erde und wurde hierher verpflanzt. Dabei wurden manche unserer Sitten und Gebräuche übernommen, andere wurden fallengelassen und neue geschaffen. Das Kastensystem, das in Indien auch nach seiner offiziellen Abschaffung weiterbestand, existiert bei uns kaum noch, obgleich man da und dort noch manchmal auf seine Spuren stoßen kann. Aber eines der Probleme, das hier sofort wieder Wurzeln schlug, war das gewaltige Bevölkerungswachstum, das wir im zweiundzwanzigsten Jahrhundert fast gestoppt hatten. Und jetzt haben wir es ärger als zuvor.
    Es ist nicht ungewöhnlich, daß ein Ehepaar bei uns zwanzig oder fünfundzwanzig Kinder hat. Und dank der Fortschritte der modernen Medizin überleben die meisten. Zunächst gab es noch genügend Land und man konnte sich ausbreiten, aber inzwischen sind drei Jahrhunderte vergangen. Der Landbesitz der einzelnen Familien wurde immer mehr zerstückelt, und jetzt kann die Durchschnittsfamilie sich kaum noch davon ernähren.
    Viele Menschen, des Daseins als Bauern überdrüssig, ziehen in die Städte. Aber dort ist es noch ärger. Wir haben kaum eine Industrie, da alle Rohstoffe des einen Kontinents unmittelbar zu unserer Ernährung herangezogen werden und die anderen Kontinente nicht erschlossen werden können. Es herrscht Arbeitslosigkeit, das Volk muß aber trotzdem leben. Es bleibt ihnen oft nur die Verbrecherlaufbahn. Man schätzt, daß mindestens einer unter zehn auf Chandakha seinen Unterhalt auf ungesetzliche Weise verdient. In den Städten liegt die Quote sogar bei vier von zehn.«
    Jules war über die dargelegten Verhältnisse fassungslos. »Aber wen bestehlen sie denn?«
    »Die Anständigen. Sie bestehlen einander, jeder bestiehlt jeden.« Kantana hatte das ohne Anzeichen innerer Bewegung gesagt, ihre wahren Gefühle konnte man aber an ihren Blicken ablesen. Dies hier war eine Frau,

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