Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
ein Posten – zweifellos auch eingeweiht – um eine Ecke bog. Ehe er viel mehr tun konnte, als Überraschung zu äußern, hatte Jules ihm eine leicht dosierte Betäubungsladung verpaßt. Der Mann fiel um, und Jules konnte sich fertig ankleiden.
In Passars Größe gab es keine Uniform, und sie mußten in aller Eile einen neuen Plan entwickeln. »Ich spiele einen Aufseher, der dich in einen anderen Zellenblock überstellt«, sagte Jules.
»Wenn wir es richtig anstellen, wird uns keiner eines zweiten Blickes würdigen. Welche Richtung jetzt?«
»Da geht's raus.« Passar deutete auf eine kleine, versperrte Tür, die seitlich aus der Wäscherei herausführte. Ein kurzer Strahlenbeschuß aus Jules' Waffe, und die Tür bildete kein Hindernis mehr. Die zwei betraten den Hof. Passar ein paar Schritte voraus und hinterher Jules, der den Stürmer auf ihn gerichtet hielt.
Auf dem Hof herrschte großes Durcheinander. Wärter liefen hin und her und versuchten zu tun, als wüßten sie nicht genau, was sich hier abspielte. In Wahrheit war Jules' und Passars Unternehmen genau abgesprochen und alle Auf Sichtsorgane dahingehend informiert worden, daß der Ausbruch beabsichtigt war. Die Hauptsorge der Aufseher war darauf gerichtet, daß sich nicht andere Häftlinge die Lage zunutze machten und ebenfalls einen Ausbruch inszenierten.
Eine Anzahl von Dienstfahrzeugen war auf dem Hof abgestellt. Jules und Passar wählten das ihnen am schnellsten erscheinende.
»Die Tore schaffen wir nie«, murmelte Passar. »Die schließen sich automatisch bei jedem Fluchtversuch und können nur von einer Wachstation aus geöffnet werden.«
»Hör auf zu unken«, fuhr Jules ihn an. »Jetzt bin ich selbst ein Aufseher, und ich habe zwei Waffen.«
Als sie sich dem Tor näherten, sagte er: »Leg dich flach hin, damit dich niemand sieht. Ich habe eine Idee.« Passar tat, wie ihm geheißen und Jules hielt vor den geschlossenen, stählernen Toren an. Ein Posten kam auf ihn zu und erkannte ihn sofort als denjenigen, den er entkommen lassen sollte. Trotzdem mußte die Form gewahrt werden.
»Wohin willst du?« fragte der Posten.
»Der Wachkommandant will, daß ich das Gelände umfahre«, sagte Jules. »Er glaubt, die zwei wären schon außerhalb der Mauern. Ich soll eine Runde drehen und mal nachschauen.« Dabei zwinkerte er dem Mann zu, aber das konnte der am Boden liegende Passar nicht sehen.
Der Posten sagte mit einem unmerklichen Nicken: »Karascho—fahr los!« Er bedeutete seinem Kollegen im Wächterhäuschen, die Tore zu öffnen. Während die riesigen Stahltore aufschwangen, winkte Jules ihm zu und fuhr rasch an. Er fuhr die Mauer entlang, bis er aus dem Blickfeld des Postens war, dann raste er in Richtung auf Bhangora zu, über das offene Land.
Passar rappelte sich auf und setzte sich neben Jules. »Hätte nicht gedacht, daß das klappt«, sagte er. »Ich glaubte immer, man braucht besondere Ausweise, um rauszukommen.«
»Ach was, wir haben die so aus dem Konzept gebracht, daß sie momentan nicht wissen, was sie tun sollen«, log Jules.
»Auf jeden Fall haben wir nicht mehr als ein paar Minuten, dann merken die, daß wir weg sind«, sagte Passar. »Am besten, du legst noch einen Zahn zu. Hier geht's nach Bhangora.« Er zeigte Jules die Richtung und dieser richtete sich gehorsam nach seinen Anweisungen. Von nun an mußte er Passar die Führung überlassen, wenn er an das gewünschte Ziel kommen wollte.
Nach einigen Minuten sagte Passar, der aus dem Heckfenster geschaut hatte: »Wir haben sie im Genick.«
Und so war es. Mindestens ein Dutzend Polizeiwagen hatte die Verfolgung aufgenommen und taten so, als wollten sie die Flüchtlinge wieder einfangen. Jules trat aufs Gas, und ihr Fluchtwagen erreichte bald Höchstgeschwindigkeit. Jules 7 Reflexe waren hervorragend, und er fuhr den Wagen, als wäre er Teil seiner selbst. Er wußte, daß Passar neben ihm mit verkrampften Händen dasaß und Blut schwitzte. So wie es sich auch gehört, dachte Jules und lächelte verstohlen.
Bei einem echten Ausbruch hätte es natürlich Straßensperren gegeben, dazu Helikopter und andere Flugzeuge, welche die Verfolgung aus der Luft aufgenommen und vielleicht sogar kleine Gasbomben abgeworfen hätten. Aber dieser Ausbruch war auf Erfolg vorprogrammiert und durfte nicht zu schwierig gestaltet werden. Gleichzeitig mußten die Verfolgerfahrzeuge so eingesetzt werden, daß es dem mißtrauischen Passar nicht zu einfach vorkäme. Es kam darauf an, daß alles so
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